Randerscheinung: Schwarzer-Kater-Spiel

Florian Asamer
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Bei uns zu Hause läuft seit Schulbeginn ein Wettbieten darum, wer denn nun der ärmste und schwärzeste Kater von allen ist.

Folgende Trümpfe liegen auf dem Tisch: Der Jüngste sagt täglich, er ist müde und will nicht in die Schule. Allerdings kommt er immer fröhlich zurück und antwortet auf die Frage, wie es denn so war, mit mindestens „gut“. Objektiv ist er allerdings nicht zu beneiden, denn als Volkschul-Zweitklassler stehen ihm – falls es am Ende die Matura werden sollte – noch zehn Schulstufen plus die eben erst begonnene bevor. Wie alt ich dann bin, kann und will ich mir gar nicht ausrechnen. Der Mittlere sagt auch täglich, er ist müde und will nicht in die Schule. Allerdings sagt er das auch noch, wenn er von der Schule zurückkommt. Wenn er zurückkommt und nicht auswärts übernachtet.

Objektiv ist sein stärkster Trumpf im Schwarzer-Kater-Spiel der Samstagsunterricht an seiner Schule. Wenn er Samstagfrüh zur Schule fährt, torkeln gerade die letzten Gäste aus der „Grellen Forelle“ hinaus. Der Älteste sagt, er tut sich wahnsinnig schwer mit dem Aufstehen und die Uni ist nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Er muss wahnsinnig viel ­lernen und das immer und dazu hat er überhaupt keine Lust. Objektiv stimmt das, glaube ich, ich habe das auf der Uni genauso empfunden. Ich bin in der Früh nicht müde (dafür am Abend ganz irrsinnig) und will trotzdem oft nicht ins Büro. Mein Haupt-Schwarzer-Kater-Trumpf ist, ich hab’ am wenigsten Ferien, muss also immer schon arbeiten, wenn die anderen Kater noch Ferien haben. Objektiv (und im ganz Geheimen) bin ich aber soooo froh, nicht mehr in die Schule oder auf die Uni gehen zu müssen, dass ich keine Chance habe, das Schwarze-Kater-Spiel zu gewinnen. Aber verraten Sie mich bitte nicht.

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