Randerscheinung: Meinungsspektrum

Florian Asamer
Florian AsamerDie Presse Schaufenster
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Diese Kolumne ist ja so eine Art Zeitkapsel.

Deshalb haben Sie es viel besser als ich, denn in ihrer Zeitzone ist schon Freitag und die letzte Woche Wahlkampf ist für Sie (an Ihnen?) schon vorübergegangen, während es bei mir, jetzt da ich schreibe, erst Montag ist und das Finale noch vor mir liegt. In meiner Brust wohnen, was diesen Wahlkampf angeht, übrigens mindestens drei Seelen. Eine professionelle als Journalist: Etwas Besseres kann dieser Seele kaum passieren, viel Aufregung, viel Interesse, viel Informationsbedürfnis, polarisierende Kandidaten, wahrscheinlich eine hohe Wahlbeteiligung, das Gegenteil von Politikmüdigkeit also. Für die Demokratie und die Auflage gleichermaßen gut, sozusagen. Als Vater ist die Sache schon komplizierter. Weil ich mit den beiden wahlberechtigten Söhnen natürlich über die Wahl spreche, aber sie nicht beeinflussen möchte, was mir nur mittelgut gelingt.

Trotzdem versuche ich mit meiner Meinung hinter dem Berg zu halten, weil ich gespannt auf ihre Argumente für einen Kandidaten oder eine Partei bin. Dabei ist das Meinungsspektrum der beiden maximal breit gefächert, es reicht von „Ich hab mich beim Newsletter der Bewegung angemeldet!“ bis zu „Aus meiner Sicht gibt es kein denkbares vernünftiges Argument dafür, nicht links zu wählen!“ Den Jüngsten, der die Diskussionen mit großen Augen und noch größeren Ohren mit anhört, interessieren eher die Basics: „Wer hat eigentlich gewonnen, wenn alle genau gleich viele Stimmen bekommen?“ Ja, und dann gibt’s noch mich als ich. Und ich find’s eigentlich eine ziemliche Zumutung, wie man querdurch meint, die Intelligenz derer, die wählen dürfen, so unterschätzen zu dürfen. Wir sehen uns also am Freitag, bis dahin habe auch ich es schon fast überstanden.

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