Randerscheinung: Zaubertrick

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Man kennt das ja von den Abstechern über die italienische Grenze im Sommer.

Die Melone, die Tomaten und der Kaffee, die man sich mitgenommen hat, schmecken dann zu Hause einfach anders. Nicht so gut nämlich. So als hätte jeder Kilometer auf der mühsamen A2 die Lebensmittel ein paar Prozent ihres Geschmacks gekost. Das gilt übrigens auch für ein schlecht beleumundetes Lebensmittel aus Österreich. Nie schmeckt eine Fleischkassemmel (die weiter westlich, genauer schon ab Salzburg, zum Leberkäse wird) besser als am frühen Vormittag in Tirol, wenn man in Skikleidung bei Minusgraden und Schnee auf dem Weg zur Talstation ist. Allerdings auch nur dann und das höchstens zweimal im Jahr. Das funktioniert übrigens wie ein Zaubertrick: Man fährt aus dem aperen Osten zwischen den Jahren nicht dorthin, wo der Pfeffer wächst, sondern, wo der Schnee liegt (man kann angeblich auch dorthin fliegen, wo die Sonne scheint, das funktioniert auch), und die Zeit bleibt stehen. Kurz nur, aber immerhin.

Und wenn man in der Silvesternacht bei Vollmond mit der Rodel durch den taghellen Wald zu einer Hütte geht, leuchten die weißen Berge, als würden sie von unten angestrahlt. Dafür liegt nach Mitternacht über dem ganzen Inntal eine Nebelbank aus Raketenfeinstaub, der Effekt eines ganzen Jahres Immissionsgesetz-Luft-100er-Beschränkung auf der A12 in ein paar Minuten beim Teufel. Beim Fleischhauer, der in Tirol Metzger heißt, nehmen wir natürlich keinen Leberkäse mit, sondern Schinken, Spinatknödel, Milch, Butter und Brot, weil in Wien der leere Kühlschrank wartet. Der Einkauf macht 20,18 Euro aus. Der Verkäufer freut sich und sieht darin ein gutes Omen. Die Rechnung habe ich mir also aufgehoben. Als Glücksbringer für 2018. Man weiß ja nie.

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