Randerscheinung: Teufelszeug

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Seit der Jüngste die Musikauswahl mitbestimmt, läuft bei uns immer öfter das, was ein Freund so treffend „Popularradio“ nennt.

Zu Hause zum Glück nur gedämpft durch die Kinderzimmertür, im Auto aber so gut wie immer viel zu laut aus allen Boxen. Nun kann man freilich argumentieren, wenn man sonst in audiovisuellen Dingen (mit Ausnahme vom Info-Radio und Live-Sport) ohnehin nur mehr die Segnungen der nicht linearen, individuellen Programmierung in Anspruch nimmt, kann es ja nicht schaden, zu erfahren, was da eigentlich in den Hitparaden so läuft. Allerdings handelt es sich vor allem bei dem, was man laienhaft als Deutsch-Pop bezeichnen würde (und was früher wohl unzweifelhaft als Schlager kategorisiert worden wäre), um ein ziemliches Teufelszeug.

Das, was Interpreten wie Mark Forster, Julian le Play oder Johannes Oerding (ja, so heißen die wirklich, und es gibt noch viele mehr) da ohne jede Spur von Ironie von sich geben, gräbt sich, obwohl Text und Musik zwischen angestrengt-kreativ und schrecklich banal oszillieren, tief in Ohr und Hirn ein. Immer öfter ertappe ich mich dabei, wie ich mitten am Tag solches vor mich hin summe. Das erinnert mich daran, dass ich bis heute jedes Wort jedes Hits der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (die ich ausdrücklich nicht mit den oben Genannten in einen Topf geworfen wissen möchte) auswendig kann, weil es damals brachial im Radio gelaufen ist. Und auch wenn man, gefragt, was einen geprägt hat, gern Anspruchsvolles von sich gibt, wird man zugeben müssen, dass vor allem oft Wiederholtes (wie etwa die Signation der Serie „Pinocchio“ oder auch alte Werbung) ein Leben lang kleben bleibt. Im Auto läuft gerade wieder „Kogong“. Bis der Bub ins Kopfhöreralter kommt, könnte das noch zäh werden.

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