Randerscheinung: Nie mehr Schule

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Gut, es war natürlich auch eine lange Pause.

Zuerst eine Woche krank, dann eine Woche Semesterferien, da ist so ein Montag fast wie ein neuer Schulstart. Der Jüngste hat jedenfalls überhaupt keine Lust auf Schule. „Aber du hast doch jetzt eh lang freigehabt“, sage ich, während er sich die Socken anzieht. „Ich will aber trotzdem nicht mehr in die Schule gehen“, meint er. „Gar nie mehr?“, frage ich zurück. „Nein.“ „Das ist aber ein bisserl früh für keine Lust, du musst noch zehn Jahre in die Schule gehen, und da ist der Rest der zweiten Klasse noch gar nicht mitgerechnet“, sage ich – nicht wahnsinnig motivierend. „Ich werde den Rest schwänzen“, sagt er, der linke Socken ist verkehrt, mit der Naht nach außen. „Aber du musst doch etwas lernen“, sage ich und drehe dabei den Socken um. Das überzeugt den Buben natürlich überhaupt nicht: „Rechnen kann ich schon gut, Lesen ist auch kein Problem, und Schreiben mag ich eh nicht.“

„Und wer passt dann untertags auf dich auf, wenn du nicht in die Schule gehst?“, frage ich und ziehe ihm die Haube auf den Kopf (das geht viel leichter als Socken anziehen, jemand anderem Socken anziehen ist generell schwierig). „Na du und die Mama halt.“ „Und wer verdient dann das Geld?“, versuche ich es mit der alleruntersten Schublade. „Ihr könnt mein Taschengeld nehmen.“ „Das wird aber nicht so lang reichen.“ „Dann mach du eben einen Würstelstand auf, dort verdienst du was und kannst dabei auf mich aufpassen“, sagt er und nimmt die Schultasche auf den Rücken. „Und was machst du später, wenn du nichts gelernt hast? Den Würstelstand?“, frage ich, während ich mit ihm hinausgehe. „Ich werde Fußballer, die haben alle nichts gelernt“, meint er, als ich mich von ihm verabschiede. Hm, vielleicht muss er ja wirklich nicht mehr in die Schule?

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