Spanien: Fehlstart für König Felipe

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Infantin Christina, Schwester des frisch vereidigten Monarchen, muss sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten.

Madrid. Bei seiner Antrittsrede versprach Spaniens neuer König, Felipe VI., die moralische Läuterung des Königshauses: Die Krone müsse künftig durch „rechtschaffenes, ehrliches und transparentes Verhalten“ beispielhaft für die Bürger sein.

Schon in Kürze wird Felipe zeigen müssen, wie ernst er es mit der „erneuerten Monarchie“ meint; Der Königsfamilie, bereits durch diverse Skandale diskreditiert, drohen nun ernste Justizprobleme. Ein Untersuchungsrichter in Palma de Mallorca bereitet in diesen Tagen eine Anklage gegen Felipes Schwester Cristina und seinen Schwager Iñaki Urdangarin für einen Prozess wegen Korruption und Steuerbetrugs vor. Sie sollen den Ermittlungen zufolge ihren königlichen Ruf missbraucht haben, um öffentliche Gelder in Millionenhöhe zu ergaunern. Zudem wird den beiden, die nicht zu Felipes Proklamation am 19. Juni eingeladen waren, Steuerhinterziehung und Geldwäsche vorgeworfen. Die 49 Jahre alte Tochter Juan Carlos' I. war zusammen mit dem früheren Handballstar Urdangarin Teilhaberin des Unternehmens Aizoon. Laut Ermittlern handelte es sich dabei um eine Scheinfirma, um staatliche Gelder aus einer Stiftung abzuzweigen. Die gemeinnützige Noos-Stiftung wird von Urdangarin geleitet.

Bei einem Verhör in Palma de Mallorca hatte Cristina im Februar bestritten, von den Geschäften gewusst zu haben, auf einen Großteil der Fragen aber ausweichend geantwortet.

Uneheliches Kind des Ex-Königs

Auf Juan Carlos, den abgetretenen König im Ruhestand, kommt derweil eine Vaterschaftsklage zu: Der Spanier Albert Solá, der 1956 geboren wurde, kämpft seit 20 Jahren darum, dass Juan Carlos ihn als unehelichen Nachfahren anerkennt. Und zwar aus einem Verhältnis des damaligen Prinzen Juan Carlos mit einer Bankierstochter aus Barcelona. Bisher schützte die rechtliche „Unverletzlichkeit“ Juan Carlos vor derlei juristischen Unannehmlichkeiten – doch dieser Schutz fiel mit der Abdankung weg. Auch eine mutmaßliche uneheliche Tochter des pensionierten Königs scheiterte aus diesem Grund bisher mit ihrer Vaterschaftsklage.

Immerhin kann sich Felipe derzeit noch darauf ausruhen, dass ihm die Bürger mehr Glaubwürdigkeit bescheinigen als seinem Vater: Nach einer Umfrage von „El Pais“, der größten Tageszeitung des Landes, vertraut eine Mehrheit der Spanier dem neuen Monarchen. Danach bejahten 58 Prozent der Befragten, dass ihnen der frischgebackene königliche Staatschef „ein Gefühl der Sicherheit“ gebe.

Eine weitere Meinungsumfrage der Tageszeitung „La Vanguardia“ bestätigte diesen Trend: 61 Prozent der von „La Vanguardia“ interviewten Bürger beurteilten den Generationswechsel an der Spitze des Königshauses positiv. Das Ansehen seines Vaters, Juan Carlos, war nach einer Serie von Fehltritten so angeschlagen, dass der Ex-König zuletzt nicht einmal mehr die Hälfte der Bürger hinter sich hatte.

Auf einen Blick

Felipes Schwester Cristina, 49 Jahre alte Tochter des jüngst abgetretenen Königs Juan Carlos I., war zusammen mit ihrem Mann, Ex-Handballstar Urdangarin, Teilhaberin des Unternehmens Aizoon. Laut Ermittlern handelte es sich dabei um eine Scheinfirma, um staatliche Gelder aus einer Stiftung abzuzweigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2014)

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