Der Salzburger Sommer: Mehr Kunst, weniger Glamour

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE 'JEDERMANN'
SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE 'JEDERMANN'APA/BARBARA GINDL
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Der rote Teppich liegt parat. Mancherorts zum letzten Mal: Montblanc-Wochenende und Festspielball wird es künftig nicht mehr geben.

Es sieht ein bisschen so aus, als wäre Salzburg auch nicht mehr das, was es einmal war: zumindest was den Glamourfaktor der Festspielgäste betrifft. Wenige Tage vor Beginn des Festivals kursieren keine Namen, die neu an der Salzach wären. Doch so schlecht ist es auch wieder nicht: Young-Directors-Project-Sponsor Montblanc verspricht wieder ein bisschen Hollywood – zum letzten Mal, weil sich die Kulturstiftung nach der Saison aus Spargründen aus dem Projekt zurückzieht. Wer heuer nach der ersten Premiere des YDP zum Feiern in die Villa Kast von Thaddaeus Ropac kommt, soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Die Nobelmarke hatte in den vergangenen Jahren perfekt inszeniert den Glamourfaktor etwas nach oben gepusht. Im Vorjahr war Ex-Bond-Girl Jane Seymour zu Gast.

An diesem Wochenende beginnt das alljährliche Schaulaufen vor den Festspielhäusern. Die offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele findet zwar erst am Sonntag in einer Woche (27. Juli) statt. Doch die Ouverture spirituelle, die heuer im Zeichen der Begegnung mit islamischer Musik steht, hat sich seit dem Antritt von Intendant Alexander Pereira zu einer beliebten Pre-Openingphase mit Veranstaltungen und Vernissagen etabliert.

Understatement ist angesagt

Das große Feiern in der Öffentlichkeit ist derzeit indes nicht en vogue. Prominente, Künstler, Manager, Privatiers und Politiker lassen sich höchstens auf dem roten Teppich vor den Spielstätten fotografieren, bei den anschließenden Empfängen und Dinnereinladungen bleiben sie diskret unter sich. Understatement ist angesagt. Gemäß dem Credo der Festspielpräsidentin, dass doch die Kunst und nicht der Glamour im Vordergrund stehen solle.

Offizielle Staatsgäste kommen weder zur Eröffnung noch während der Festspiele. „Es gibt weniger offizielle Termine, und die Einladungen werden immer kurzfristiger“, beobachtet Stefan Lackner von der Präsidialabteilung des Landes Salzburg. Bundespräsident Heinz Fischer sowie die halbe Regierung werden den Festakt in der Felsenreitschule besuchen. Festredner Christopher Clark wurde mit dem Buch „Die Schlafwandler“ bekannt. Der australische Historiker wird auch an einer Podiumsdiskussion über den Ersten Weltkrieg, der heuer einen Schwerpunkt bildet, teilnehmen.

Den inoffiziellen Auftakt der Partysaison bildet die Gala der Internationalen Salzburg Association am Vorabend der Eröffnung. Das konservative Netzwerk von Freunden und Förderern Salzburgs trifft sich auf Schloss Leopoldskron. ISA-Präsident Landeshauptmann Wilfried Haslauer erwartet Vizekanzler Michael Spindelegger, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler den Unternehmer Wolfgang Porsche oder Unternehmerin Marie-Elisabeth Schaeffler. In den Tagen danach folgen der Empfang der Salzburger Industriellenvereinigung im M32 auf dem Mönchsberg, bei dem Unternehmer und Manager vor der Premiere von „Don Giovanni“ auf Festspielkünstler treffen. Am 1. August geht die Audi-Night nach der Premiere des „Rosenkavaliers“ über die Bühne.

Zum dritten – und letzten – Mal wird Ende August am Festspielball getanzt, den sich Intendant Pereira zu seinem Amtsantritt als krönenden Abschluss der Sommersaison gewünscht hat. Doch so richtig angenommen wurde der Ball in der Felsenreitschule nicht. Zu teuer und zu abgehoben, lautete die Kritik. Viele Künstler sind am Ende des Sommers längst nicht mehr in Salzburg, da sie anderswo proben. Weil der künftige Intendant, Markus Hinterhäuser, sparen muss und mit Tanzen sowieso nichts am Hut hat, wird es den Ball künftig nicht mehr geben. Zum Schluss soll es aber noch einmal richtig knallen: Cecilia Bartoli wird beim Festkonzert singen, Haubenkoch Andreas Döllerer serviert Eierschwammerlroulade und Milchkalbsrücken, „Mamarazza“ Manni Sayn-Wittgenstein-Sayn, Renate Thyssen-Henne, Peggy Weber McDowell, Barbara Bonney oder Elisabeth Gürtler sind Schirmherrinnen. Das beliebte Schwammerlessen im Sacher wird Gürtler heuer übrigens auch nicht ausrichten.

Dafür lässt Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn nicht locker: Sie bittet wie immer zu exklusiven Mittagessen in ihr Haus in Fuschl. Wobei, die Tischgesellschaften der 94-Jährigen sind etwas kleiner als früher. Nicht auf einen Besuch in Salzburg verzichten werden wohl auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Bianca Jagger oder Angela Merkel. Die deutsche Bundeskanzlerin kommt – wie immer – Anfang August privat nach Salzburg.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2014)

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