Keri Russell: "Ich habe keinen Masterplan"

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Hollywood-Schauspielerin Keri Russell spricht im Interview über ihren neuen Film, "Planet der Affen– Revolution", und ihre mehrjährige Auszeit vom Showgeschäft.

Ihre Karriere begann Keri Russell zusammen mit Britney Spears und Justin Timberlake als Moderatorin beim „Mickey Mouse Club“. Dem Fernsehen blieb sie bis heute treu, zunächst mit Gastrollen in „Eine schrecklich nette Familie“ und „Eine himmlische Familie“, dann mit ihrer eigenen Serie, „Felicity“. Die College-Show bescherte ihr einen Golden Globe und machte die gebürtige Kalifornierin so bekannt, dass schnell auch Kinorollen folgten – etwa in „Mission: Impossible III“, „Der Klang des Herzens“ und dem Kannibalendrama „Rohtenburg“. Inzwischen ist die 38-Jährige zweifache Mutter und Star der Serie „The Americans“, die seit 2013 im US-Fernsehen läuft. Seit Donnerstag ist sie außerdem in „Planet der Affen – Revolution“ zu sehen.

Den ersten großen Höhepunkt Ihrer Karriere hatten Sie vor 15 Jahren mit der Serie „Felicity“, danach wurde es ein wenig ruhiger um Sie. Aktuell sind Sie aber mitten in einem Comeback, oder?

Keri Russell: Ach, als Comeback würde ich das nicht bezeichnen. Ich war ja nie wirklich weg. Ich habe halt irgendwann Kinder bekommen. Wenn man zwei von ihnen zuhause sitzen hat, kommt es schon vor, dass man ein bisschen weniger arbeitet. Wäsche waschen, Cupcakes backen – so etwas hat dann einfach Priorität. Ich suche mir meine Rollen also ganz genau aus. Das muss schon etwas Besonderes sein, so wie meine Spionageserie „The Americans“. Oder eben „Planet der Affen – Revolution“, bei dem mich mein alter Freund und Regisseur Matt Reeves gefragt hat, ob ich mitspielen will.

Mit Reeves haben Sie bei „Felicity“ gearbeitet. Wie oft hat er Ihnen schon vorgeschlagen, die Serie für das Kino zu adaptieren, wie das derzeit ständig passiert?

Noch kein einziges Mal. Im Ernst, das war in all den Jahren nie ein Thema. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre. Ich behalte lieber die tolle Zeit von damals in Erinnerung und freue mich, dass Matt, ich und J.J. Abrams, der Dritte im Bunde, immer wieder neue Wege finden, um zusammenzuarbeiten. Denn die Erfahrungen von damals haben uns zusammengeschweißt.

Also nur um sicherzugehen: Sie schließen es kategorisch aus, jemals wieder Felicity zu spielen?

Nein, so habe ich das nicht gesagt. Aber glauben Sie mir: Das ist wirklich unwahrscheinlich.

Als er Ihnen „Planet der Affen“ angeboten hat, haben Sie sofort zugesagt?

Ich bin ja nicht wirklich die klassische Wahl für so einen Sommerblockbuster. Eigentlich setzt man in solchen Filmen doch immer auf Mädels mit etwas größerer Oberweite, oder? Aber Matt ist eben auch nicht der typische Regisseur für eine solche Riesenproduktion, deswegen passte das irgendwie. Ich war einfach neugierig, wie mein alter Freund so eine Sache angeht. Anfangs habe ich noch gezögert, weil ich nicht so lange von den Kindern weg sein wollte. Doch in diesem Fall hat die Loyalität zu Matt gesiegt. Und natürlich war ich neugierig darauf, einen Film mit Andy Serkis und dem Motion-Capture-Verfahren zu drehen.

Fanden Sie es irritierend, dass Serkis beim Dreh in einem hautengen grauen Anzug vor Ihnen saß und einen Affen imitierte?

Am Anfang ist der Anblick schon etwas kurios. Aber letztlich ist das ja das Schöne an diesem Verfahren. Anders als bei anderen Filmen mit vielen Computertricks stehen wir nicht nur vor einer grünen Wand und sprechen mit einem Tennisball auf einem Stock. Sondern da steht wirklich ein Kollege vor uns, mit dem wir spielen und dem wir in die Augen sehen können. Nur dass wir uns eben vorstellen müssen, das seien die Augen eines Affen. Aber so viel Fantasie sollte man von uns Schauspielern schon erwarten können.

Das Endergebnis ist für den Zuschauer jedenfalls beeindruckend.

Wahnsinn, oder? Es ist wirklich unglaublich, wie stark einen die Affen berühren. Mich haut das immer wieder um, wie diese Technik funktioniert und was heute diesbezüglich alles möglich ist. Wobei man auch sagen muss, dass unglaublich viel Andy Serkis und den anderen Darstellern zu verdanken ist. Wäre er nicht so ein wahnsinnig guter Schauspieler und mit derart viel Hingabe, könnte selbst die beste Tricktechnik vermutlich nur die Hälfte ausrichten.

In einer Szene sieht man Sie mit einem entzückenden kleinen Schimpansen spielen.

Oh, auf diese Szene habe ich mich so gefreut. Immerhin stand im Drehbuch etwas von einem Affenbaby. Aber dann komme ich ans Set, und Matt meinte nur: Natürlich haben wir kein echtes Tier hier. Das kommt später alles aus dem Computer. Und anders als bei den erwachsenen Affen gab es natürlich auch keinen Schauspieler. Also musste ich nur so tun, als würde dieser kleine Kerl auf mir herumtollen. Aus dem Hintergrund rief Matt immer: Jetzt zieht er an deinen Haaren, jetzt springt er auf deinen Schoß. Und mein Filmstiefsohn war ja auch noch in der Szene, also mussten wir immer auf die gleiche Stelle sehen, damit am Ende auch unsere Blicken zusammenpassen.

Da Sie also gar nicht mit echten Tieren gearbeitet haben, hat sich Ihr Blick auf Affen also letztlich gar nicht verändert?

Doch, irgendwie sehe ich sie jetzt schon mit anderen Augen. Neulich war ich mit den Kindern bei uns in Brooklyn im Zoo, da habe ich mich dabei ertappt, wie ich die Affen ganz besonders unter die Lupe genommen habe.

Apropos Kinder: Haben Sie den Eindruck, dass es Sie verändert hat, Mutter geworden zu sein?

Ich glaube nicht, dass ich als Schauspielerin eine andere bin. Aber sicher hat mich „Planet der Affen – Revolution“ thematisch unter anderem deswegen angesprochen, weil es um Familie geht. Und zwar aufseiten der Affen genauso wie auf jener der Menschen. Wie in so vielen Konflikten geht es auch in diesem letztlich um etwas ganz Elementares, nämlich darum, dass auf beiden Seiten die Beteiligten ihre Familien beschützen wollen. Das ist etwas, was ich selbst – nicht zuletzt als Mutter – sehr gut nachvollziehen kann. Und was ein Grundbedürfnis und -recht eines jeden Menschen ist.

Gelingt Ihnen die Balance zwischen Kindern und Karriere gut?

Ich habe da keinen Masterplan. Ich nehme alles, wie es kommt, und finde Wege, alles unter einen Hut zu bringen. Dass die Kinder an erster Stelle kommen, versteht sich von selbst. Ein bisschen arbeiten und viel zuhause zu sein, das ist im Grunde meine Idealvorstellung. Es hilft auf jeden Fall sehr, dass wir die Serie „The Americans“ mehr oder weniger vor meiner Haustür, also in Brooklyn, drehen. Ich fahre manchmal mit dem Rad zur Arbeit. Welcher Schauspieler kann das schon von sich behaupten?

Es wird ja demnächst noch mindestens eine dritte Staffel der Serie gedreht, oder?

Ja, darüber freue ich mich sehr. Das ist einfach ein sehr spannendes Projekt. Zum einen wegen des Spionageaspekts, immerhin spielen mein Partner, Matthew Rhys, und ich zwei russische KGB-Agenten, die in den USA der 1980er-Jahre undercover aktiv sind. Aber das eigentliche Thema der Serie ist für mich die Beziehung zwischen den beiden, die zwar eine Ehe samt Kindern führen, die aber nur Tarnung ist und ursprünglich nicht auf Gefühlen basiert.

Auffallend ist auch der detailverliebte 1980er-Jahre-Look inklusive ausgefallener Kostüme und Make-up.

Oh ja. Sie glauben gar nicht, wie viel Make-up, Haarspray und Perücken bei uns zum Einsatz kommen. Das ist sehr weit weg von meinem Alltag als Mutter. Aber bei „Planet der Affen“ habe ich es dann fast vermisst. Da kämpfte ich mich als einzige Frau unter lauter Männern durch den postapokalyptischen Regen und Schlamm und hätte nichts dagegen gehabt, ein bisschen Eyeliner auftragen zu dürfen.

Steckbrief

1976
wurde Keri Russell in Fountain Valley, Kalifornien, geboren.

1991
begann sie ihre Fernsehkarriere im „Mickey Mouse Club“ des Senders Disney Channel – unter anderem mit den späteren Popstars Christina Aguilera, Britney Spears und Justin Timberlake.

1998

gelang ihr mit der Hauptrolle in der TV-Serie „Felicity“ der internationale Durchbruch. Es folgten zahlreiche Rollen in großen Hollywood-Produktionen wie etwa „Mission: Impossible III“.

Seit 2013
ist sie der Star der in den USA höchst erfolgreichen Fernsehserie „The Americans“, die zur Zeit des Kalten Krieges in den 1980er-Jahren spielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2014)

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