Zwischen Fischer und Fischler: Verwechslungen am Tiroltag

EROeFFNUNG EUROPAeISCHES FORUM ALPBACH 2014: FISCHLER
EROeFFNUNG EUROPAeISCHES FORUM ALPBACH 2014: FISCHLERAPA/EXPA/JOHANN GRODER
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In Tirol wurde das 69. Europäische Forum Alpbach eröffnet - mit Salutschüssen, Schnaps und einem Patzer von Landeshauptmann Platter.

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) geriet am Sonntag im Tiroler Bergdorf Alpbach ins Schwärmen: „Ich danke euch allen dafür, wie dieses Dorf beinander ist. Dieser Blumenschmuck an den Häusern weckt Heimatgefühle in mir.“ Grund seines Besuches war die Eröffnung des 69. Europäischen Forums, die traditionell am Tiroltag stattfindet.

Die Alpbacher, angeführt von Bürgermeister Markus Bischofer, hießen ihre Gäste mit dem „landesüblichen Empfang“ vor der Dorfkirche willkommen. Entsprechend folgte auf ein Ständchen der Musikkapelle daher ein Salutschuss der Schützen. Marketenderinnen warteten mit Schnaps auf. Dann meldete Bischofer: „Empfang beendet, erwarte weiteren Befehl.“ Diesen erhielt er prompt von Platter: „Stehen bleiben.“ Dann stellte sich der Landeschef hinter das vorbereitete Podium: „Mit diesem Grundstein legen wir einen Meilenstein für die Gemeinde“, sagte er – um dann die Urkunde für die bauliche Erweiterung des Congress Centrums zu unterzeichnen. Denn der gläserne Komplex, in dem das Forum abgehalten wird, wird bis 2016 um rund 10,5 Millionen Euro ausgebaut.

Die Namen der Präsidenten

„Ein herzliches Dankeschön möchte ich deswegen an Franz Fischer richten“, meinte Platter schließlich. Fragende Blicke ließen ihn seine Verwechslung jedoch schnell korrigieren: „Ich meinte natürlich Franz Fischler. Diese Präsidenten – Heinz Fischer ist ja auch einer.“ Angesprochen fühlte sich zuletzt doch der einzig Anwesende der beiden, und Fischler, der amtierende Präsident des Europäischen Forums, ergriff das Wort. Er danke sogleich all jenen, die den Ausbau des Congress Centrums ermöglicht haben. „Wir bekommen jetzt die Räumlichkeiten, die man für eine moderne Konferenzabwicklung benötigt“, betonte er.

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Doch nicht nur die rund 4000 Forumsteilnehmer, auch jene „Gäste, die in den übrigen elf Monaten des Jahres hierher kommen“ würden von den Neuerungen profitieren, zeigte sich der frühere EU-Kommissar überzeugt. Tatsächlich nimmt jeder sechste Besucher der 2600-Seelen-Gemeinde an Tagungen teil.

Bis 2016 sollen für sie ein 415 Quadratmeter großer Plenarsaal, drei Seminarräume sowie eine Tiefgarage errichtet werden, „um mehr Platz für die Denker“ zu haben, so Fischler. Parallel dazu dürften die geplanten 1800 Quadratmeter Nutzfläche auch Raum für weitere Ehrungen bieten. Derzeit finden sich in dem gläsernen Tagungszentrum (dessen Namensgeberin die Verfasserin der österreichischen Bundeshymne, Paula von Preradović, ist), etwa Säle im Andenken an die Nobelpreisträger August Friedrich von Hayek und Erwin Schrödinger sowie den Begründer des kritischen Rationalismus, Karl Popper. Otto Molden, der das Forum im Jahr 1945 gemeinsam mit dem Philosophiedozenten Simon Moser ins Leben rief, ist ein Foyer gewidmet.

Tag der „Grenzüberschreitung“

Der heurige Tiroltag sei aber nicht nur „besonders wichtig“ für die Alpbacher, sondern auch Symbol für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Tirol, Südtirol und der autonomen Provinz Trient, erklärte Bürgermeister Bischofer. Unter den anwesenden Ehrengästen befanden sich deswegen auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Trentiner Landesrat Michele Dallapiccola. Beide Politiker sagten eine finanzielle Unterstützung für den Ausbau der „Denkwerkstatt“ zu.

Vor den Augen von Salzburgs Erzbischof Franz Lackner und Tschechiens ehemaligem Außenminister Karel Schwarzenberg unterfertigte auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) das Dokument, bevor es zusammengerollt wurde und im Inneren des Steines verschwand. „Vielleicht“, so Fischler, „schaut ja in 100 Jahren irgendwer nach und sagt uns, dass wir gute Arbeit geleistet haben.“

AUF EINEN BLICK

Europäisches Forum Alpbach. Im Jahr 1945 fand in der Tiroler Gemeinde Alpbach erstmals das Alpbacher College statt – gegründet von Otto Molden und Simon Moser. Nahmen daran zuerst nur knapp 100 Wissenschaftler und Studierende teil, sind es 2014 mehr als 4000 Teilnehmer aus 64 Ländern. "Die Presse" bietet bis 29. August Analysen, Berichte und Interviews aus dem "Dorf der Denker". Unter DiePresse.com/alpbach gibt es zudem aktuelle Bildergalerien, Karten, einen Wetterbericht und Grafiken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2014)

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