Carla Kogelmans Fotos über Kinder im Waldviertel wurden beim World Press Photo Award ausgezeichnet. Die Bilder sind in Wien ausgestellt.
Fotografin zu sein, ist bereits die vierte Karriere der Niederländerin Carla Kogelman. Nach einer Ausbildung zur Sozialarbeiterin und einer Modeschule war sie 25 Jahre lang Theateragentin. Als der finanzielle Boden wegfiel, absolvierte sie 2009 eine Fotografenausbildung. Einer ihrer ersten Aufträge führte sie ins Waldviertel, wo sie Biobäurin Sonja Liebhart und ihre Töchter Hannah und Alena, damals sieben und neun Jahre alt, traf.
Ihre Porträtserie der Mädchen, die sie seither begleitet, siegte beim „World Press Photo Award“ in der Kategorie Spontane Porträts. Aktuell sind die Fotos in der Galerie Westlicht zu sehen, wo sie als „Dokumentation eines sorgenfreien Lebens“ beschrieben werden.
„Wenn man sie neben Fotos aus Bangladesch oder der Ukraine hinstellt, sind sie das“, findet Kogelman. „Aber es sind nicht nur poetische Bilder. Kinder können fanatisch sein.“ Sie lichtet die Mädchen auch im Bikini oder nackt ab – ein Tabu, vor allem in den USA. So habe die „Los Angeles Times“ alle „World Press“-Siegerfotos gezeigt, „außer jenem von Hannah und Alena“, erzählt Kogelman. „Ich dachte: Das ist Amerika.“
Wird sie öfter auf die Brisanz der Fotos angesprochen? „Körper sind schön, nackte Körper sind schön“, sagt Kogelman. „Erwachsene und von Kindern. Es gibt einen Unterschied zwischen etwas schön finden und ein Kind damit vergewaltigen.“ Manche Bilder postet sie nicht auf Facebook.
John Stanmeyer, USA, VII für National Geographic 26. Februar 2013, Dschibuti: Migranten versuchen am Strand in Dschibuti ein billigeres Telefonsignal aus Somalia zu erwischen, um ihre Verwandten im Ausland zu erreichen. Dschibuti ist eine wichtige Drehscheibe für die Menschen aus Nachbarländern wie Somalia, Äthiopien oder Eritrea, die vor Krieg, Hunger und Armut nach Europa oder in den Nahen Osten fliehen wollen. Mehr zum Siegerfoto "World Press Photo", 5. September bis 12. Oktober, Galerie Westlicht, Wien; Eröffnung: 4. September um 19 Uhr www.westlicht.com (c) World Press Photo Award Alessandro Penso, Italien, OnOff Picture 21. November 2013, Sofia, Bulgarien: In einer leer stehenden Schule wurde ein Camp für Flüchtlinge aus Syrien eingerichtet. Dort sind 800 Syrer untergebracht, darunter 390 Kinder. Seit Griechenland die Grenzen zur Türkei dicht macht, landen mehr Menschen in Bulgarien. Doch das Land ist auf die Asylsuchenden nicht eingerichtet. (c) World Press Photo Award William Daniels, Frankreich, Panos Pictures für "Time" 17. November 2013, Zentralafrikanische Republik: Demonstranten fordern den Rücktritt des interimistisch regierenden Präsidenten Michel Djotodia nach dem Mord an dem Richter Modeste Martineau Bria. Die jüngsten Unruhen brachen zwischen der muslimisch dominierten Armee und der christlichen Bürgerwehr, die die christliche Mehrheit im Land beschützen will, aus. (c) World Press Photo Award Phillipe Lopez, Frankreich, Agence France-Presse 18. November 2013, Tolosa, Philippinen: Überlebende des Taifuns Haiyan marschieren auf einer Prozession durch Tolosa. Durch den Wirbelsturm starben 8000 Menschen, mehr als vier Millionen wurden obdachlos.HINWEIS: Das nächste Foto zeigt zwei Tote. (c) World Phress Photo Award Taslima Akhter, Bangladesch Am Tag nach dem Einsturz des Rana Plaza am 24. April 2013, in Sabhar, Bangladesch, in dem fünf Textilfabriken untergebracht waren, liegen noch Opfer in den Trümmern. Mehr als 800 Menschen starben, darunter auch dieser Mann und diese Frau, die sich im Augenblick des Todes umarmten. In welchem Verhältnis diese beiden Menschen zueinander standen ist nicht bekannt. (c) World Press Photo Award Goran Tomasevic, Serbien, Reuters Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) greifen am 30. Januar in Ain Tarma, bei Damaskus, einen Checkpoint der Regierung an. Beide Seiten betrachteten die Kämpfe um die Vorstädte von Damaskus als entscheidend. Rebellen gehen inmitten von herumfliegendem Schutt und Granatsplittern in Deckung, nachdem eine von einem syrischen Armeepanzer abgefeuerte Granate über ihnen eingeschlagen war. HINWEIS: Das nächste Foto zeigt mehrere Tote. (c) World Press Photo Award Christopher Vanegas, Mexico, La Vanguardia / El Guard an 8. März 2013, Saltillo, Coahuila, Mexiko: Zwei ermordete Männer hängen von einer Brücke, drei liegen auf dem Boden. Sie sind Vergeltungsopfer im Kampf zweier Drogenbanden. Seitdem die Regierung 2006 anfing, die Armee gegen die Drogenkartelle einzusetzen, wurden mindesten 60.000 Menschen ermordet. (c) World Press Photo Award Tyler Hicks, USA, The New York Times21. September 2013, Nairobi, Kenia: Eine Frau und zwei Kinder verstecken sich im Einkaufszentrum Westgate. Sie entkamen dem Terrorangriff. Während der vier Tage andauernden Belagerung starben mindestens 60 Menschen und bis zu 200 wurden verletzt. Die vier Haupttäter wurden getötet und einige andere Männer wurden später als Komplizen angesehen. Die vier Angreifer kamen alle aus Somalia. Die somalische Jihadisten-Gruppe Al-Shabaab bekannte sich zu dem Angriff. Die Menschen am Bild konnten entkommen. (c) World Press Photo Award Sara Naomi Lewkowicz, USA, für "Time" 17. November 2012, USA: Gewalttätiger Streit in Lancaster, Pennsylvania. Maggie (19) lebt mit ihren Kindern Kayden (4) und Memphis (2) in Zentral-Ohio. Shane (31), seit einigen Monaten ihr Partner, hatte Suchtprobleme und verbrachte einen Großteil seines Lebens im Gefängnis. Shane stellte Maggie vor die Wahl: Entweder sie werde in der Küche verprügelt oder sie gehe mit ihm in den Keller für ein "Gespräch unter vier Augen". Nachdem ein Nachbar die Polizei gerufen hatte, wurde Shane verhaftet. Später wurde er wegen häuslicher Gewalt zu neun Monaten Haft verurteilt. (c) World Press Photo Award Julius Schrank, Deutschland, De Volkskrant 15. März 2013, Burma: Kämpfer für die Unabhängigkeit Kachins, einer Provinz im Norden von Burma. Sie trinken und feiern anlässlich des Begräbnisses ihres Kommandeurs, der am Vortag gestorben ist. Die Stadt steht unter Beschuss der burmesischen Armee. (c) World Press Photo Award Fred Ramos, El Salvador, El Faro 10. August 2013, San Salvador, El Salvador: Honduras, Guatemala und El Salvador gehören zu den gewalttätigsten Regionen der Welt. Oft ist eine Leiche nur über ihre Kleidung identifizierbar. Das Mädchen, das diese Kleidung trug, wurde am 1. Februar in einer Zuckerrohrplantage gefunden, sie dürfte 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein. Ihre Identität ist nicht bekannt. (c) World Press Photo Award Peter Holgersson, Schweden 19. Dezember 2013, Lidingö, Sschweden: Bei Nadja Casadei wurde im Herbst 2013 Krebs diagnostiziert. Sie trainierte trotzdem weiter für den Siebenkampf bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016. Im Jänner 2014 hatte sie ihre letzte Chemotherapie. (c) World Press Photo Award Andrzej Grygiel, Polen, for PAP-Polska Agencja Prasowa Pawel Starzyk aus Polen nimmt am 24. März bei den Internationalen Polnischen Alpinen Skimeisterschaften am Super-Kombi-Slalom der Männer teil. Die Super-Kombination besteht aus einem Slalomlauf und einem verkürzten Abfahrtslauf. Starzyk hatte den Abfahrtslauf absolviert, stürzte jedoch im Slalom und beendete diesen Lauf nicht. (c) World Press Photo Award Emiliano Lasalvia, Argentinien, La Naci n Am 1. Dezember stürzt Pablo MacDonough während der offenen argentinischen Polo-Meisterschaften. Seit 1893 jährlich ausgetragen und Teil des internationalen Polo Grand Slams sind dies die wichtigsten Polo-Meisterschaften der Welt auf Vereinsebene. MacDonough war individuell Fünfter auf der Weltrangliste. Sein Team, La Dolfina, gewann die Meisterschaft. Reiter und Pferd übertstanden den Unfall gut. (c) World Press Photo Award EMILIANO LASALVIA Quinn Rooney, Australia, Getty Images 27. April 2013, Adelaide, Australien: Daniel Arnamnart tritt bei den Schwimmmeisterschaften über 100-Meter-Rücken an. (c) World Press Photo Award Markus Schreiber, Deutschland, The Associated Press 13. Dezember 2013, Pretoria, South Africa: Eine Frau wendet sich enttäuscht ab. Sie konnte am dritten und letzten Tag der Aufbahrung in den Union Buildings in Pretoria den Sarg des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela nicht mehr sehen. Nelson Mandela starb am 5. Dezember im Alter von 95 Jahren nach einer langen Lungenentzündung. (c) World Press Photo Award Carla Kogelman, Niederlande 19. Juli 2012, Merkenbrechts, Österreich: Die Schwestern Hannah und Alena leben im Dorf Merkenbrechts in der Nähe von Zwettl. Die beiden sieben und neun Jahre alten Mädchen haben zwei ältere Brüder, aber verbringen die meiste Zeit ihres unbeschwerten Lebens gemeinsam. Sie schwimmen und spielen in Wald und Garten. Fotografin Kogelman nannte ihre Serie "Ich bin Waldviertel". (c) World Press Photo Award Brent Stirton, Südafrika, Reportage von Getty Images 25. September 2013, Westbengalen, Indien: Eine Gruppe blinder Albino-Buben. Sie gehen in die Vivekananda-Schule, eine der wenigen Schulen für Sehbehinderte in Indien. In der Schule lernen die blinden Kinder aus unterprivilegierten Schichten, die sonst vielleicht hätten betteln müssen, überlebenswichtige Fähigkeiten. (c) World Press Photo Award Denis Dailleux, Frankreich, Agence Vu3. Februar 2011, Kairo, Ägypten: Aid, ein ägyptischer Bodybuilder posiert mit seiner Mutter. In Ägypten ist es sehr populär, die eigene Statur zum Stolz der Familie zu perfektionieren. (c) World Press Photo Award Christian Ziegler, Deutschland, für National Geographic Magazin 25. Jänner 2011, Kongo: Dieser fünfjährige Bonobo oder Zwergschimpanse ist der neugierigste seiner Herde. Er lebt im Kokolopori Bonobo Reservat. (c) World Press Photo Award Steve Winter, USA, für National Geographic 2. März 2013, Los Angeles, USA: Puma im Griffith Park, L.A. Der Nationalpark liegt zwischen zwei stark befahrenen Highways. Pumas sind sehr anpassungsfähig, ihre Population in Kalifornien steigt. Aus Angst werden deswegen jährlich tausende der Raubkatzen getötet. (c) World Press Photo Award Markus Varesvuo, Finnland Trottellummen (Uria aalge) fliegen über Vard , im Nordosten Norwegens. Die Lummen sind die größte Art der Alke und eine der in den gemäßigten und kälteren Regionen der Nordhalbkugel am häufigsten vorkommenden Meeresvogelarten. Der Vogel lebt in Gruppen und brütet in großen Kolonien mit zehntausenden Tieren. (c) World Press Photo Award Ob sie Alena und Hannah weiter begleiten wird? „Ja, solange sie mich in ihrer Welt zulassen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2014)
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