Eröffnungsparty im Imperial: Ein Hotel sucht neue Gäste

(C) Imperial Hotel
  • Drucken

Das Imperial feierte seine Renovierung. Mit Langzeitmodel Helena Christensen und einem schrägen Film, in dem die Wiener Gesellschaft mitspielt.

Die Dame hat offenbar wenig zu lachen. Vielleicht findet sie auch, sie sieht mit ernster Miene besser aus. Von der Ankunft in der Limousine über den Roten Teppich, die offizielle Eröffnung und den Abstecher ans Buffet bis zum späten Besuch in der Fürstensuite: Helena Christensen, Model seit den Achtzigern und seit Februar Testimonial der „Luxury Collection“-Marke der Starwood-Gruppe, kam kein Lächeln aus.

Gut, dass man im Hotel Imperial ohnehin nicht auf die Zugkraft des prominenten Gasts gesetzt hatte. Ganz ohne deren Ankündigung waren von 2400 Leuten auf der Einladungsliste gut 1000 gekommen. Kurz sorgte man sich ob des Staus auf dem Roten Teppich am Kärntner Ring und im Foyer, doch nach dem knapp gehaltenen offiziellen Teil löste sich der Andrang in gutverteiltes Wohlgefallen auf. Und in Stimmung, die für das altehrwürdige Haus zumindest ungewöhnlich erschien (sieht man von Erfahrungen mit Gästen wie Madonna, die ihre Schwitzyogastunden im Festsaal mit David Guetta zu unterlegen pflegte, einmal ab).

Schon beim Einlass ins Foyer, in dem sonst gehobene Ruhe herrscht, drang den Gästen jedenfalls Partymusik entgegen, und Party blieb das Motto des Abends anlässlich der Wiedereröffnung der „Grande Dame der Wiener Hotellerie“, wie sie Starwood-Regionalchef Thomas Willms nannte. Er begrüßte die Gäste im neu gestalteten sogenannten „1873 – HalleNSalon“, der früheren Lobby, in der noch früher die Pferdegespanne wendeten, nachdem sie die Herrschaft an der Prunkstiege abgesetzt hatten – erst 1912 wurde das Gebäude geschlossen.

Musikverein und Fashion Week

Begonnen wurde mit der großen, unter Stammgästen nicht unumstrittenen Renovierung des Erdgeschoßes vor einem Jahr, anlässlich des 140-Jahr-Jubiläums des Hotels, in enger Kooperation mit dem Denkmalamt. Wobei man auf der Historie zwar aufbauen, aber auch ein neues Kapitel aufschlagen wolle, betonte Hoteldirektor Klaus Christandl. Was so viel heißt wie: Man will sich öffnen, für neue, gutverdienende und speziell junge Zielgruppen, aber auch für die Wiener Gesellschaft jenseits der Konzerte im Musikverein.

So hat hier in der Vorwoche schon der Auftakt zur Vienna Fashion Week stattgefunden, bei dem Designer ihre Roben präsentierten. Und in diesem Sinn war auch der Film zu verstehen, der am Dienstagabend seine Premiere feierte: „A New Imperial History“ heißt das zehnminütige Werk, das unter der Kreativregie von Andi Lackner („Perfect Props“) entstanden ist – und das die vielseitige Kundschaft jenseits des Staatsbesuchs durchaus überzeichnet aufs Korn nimmt: Da lädt Popp & Kretschmer zum privaten Modesalon, während in der nächsten Suite Papierkünstler Filius de la Croix in einem Meer seiner Kunstwerke zur Vernissage bittet – und erstarrt mit Milchglas im Bett sitzt. Da wird zur Shoppingorgie geladen, dort tanzt Model Mark Stephen Baigent beim opulenten Privatbankett auf dem Tisch. Ein Spaß, speziell wenn man die Leute kennt: Schauspielerin Michou Friesz spielt eine tragende Rolle, aber auch Life-Ball-Organisator Gery Keszler, Fotografin Inge Prader, Zahnarzt Roberto Lhotka, Society-Journalistin Andrea Buday, Wendy-&-Jim-Designer Hermann Fankhauser, PR-Dame Elisabeth Himmer-Hirnigel oder Kunstfigur Lucy McEvil tauchen auf.

All jene aus der Kreativszene waren denn auch zur Feier eingeladen. Ein kluger Schachzug, um das Publikum aufzumischen. Auch gekommen waren Dompfarrer Toni Faber und Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, Nationalbank-Präsident Claus Raidl, Ottakringer-Vorstand Siegfried Menz, Musikvereins-Intendant Thomas Angyan und Elisabeth Gürtler, die mit dem Bristol zur gleichen Gruppe gehört – mit dem Sacher allerdings nicht. Man delektierte sich an Austern und Steinpilzen am Buffet in Grünland-Deko, naschte an kugeliger Imperialtorte am Steckerl und wandelte zwischen Models in der Fürstensuite, begleitet von DJs. Fazit vieler am Ende: „Toll – aber imperial?“ Aber vielleicht braucht ja nicht nur Stammgast Niki Lauda ein bisschen Zeit, um sich daran zu gewöhnen.

AUF EINEN BLICK

Das Hotel Imperial wurde 1863 bis 1865 als privates Palais des Prinzen Philipp von Württemberg gebaut. Zur Weltausstellung 1873 wurde das Haus als Hotel eröffnet, seither residieren hier Popstars wie Staatsgäste. Renoviert wurde immer wieder, der aktuelle Umbau betrifft das Erdgeschoß. Hier wurde die Lounge zum „1873- HalleNsalon“ mit Bar umgewandelt. Auch Café, Restaurant (Opus) und die beiden Festsäle wurden renoviert. Neue Eingänge sollen das Haus offener machen. Auch Veranstaltungen sollen künftig öfter hier stattfinden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.