200 Jahre Juwelier A. E. Köchert: Understatement statt Bling-Bling

(c) FABRY Clemens
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Der Wiener Juwelier A. E. Köchert, einst k.u.k. Hof- und Kammerjuwelier und Erfinder der Sisi-Sterne, feiert seinen 200. Geburtstag.

Natürlich ist Ernst August von Hannover dabei. „Das ist eine alte Familiengeschichte, die 100 Jahre zurückgeht, wir produzieren viel für sie. So gesehen ist es eine familiäre Freundschaft“, sagt Wolfgang Köchert über einen seiner Ehrengäste, der gestern Abend für die große Geburtstagsfeier angekündigt war. Das Wiener Familienunternehmen A. E. Köchert feiert dieser Tage nämlich sein 200-jähriges Bestehen – und zwar nicht nur mit einem Fest in einem Partyzelt vor dem Stammhaus am Neuen Markt in der Wiener Innenstadt. Sondern eben auch mit einer Sonderausstellung, die in den oberen Räumlichkeiten des Geschäfts eingerichtet wurde.

Latschendiadem für Ernst August

Eine ganze Vitrine zeugt dort von der Freundschaft der Familie Köchert zum berühmt-berüchtigten Prinzen. Ein Latschendiadem ist dort zu sehen, immerhin sei Ernst August ein „begnadeter Jäger“, und auch ein Armband aus vergoldeten Champagnerkorken, auf dem die Hobbys seiner Noch-Ehefrau Caroline verewigt sind, „zum Beispiel Schießen“, sagt Florian Köchert, der gemeinsam mit seinem Bruder Christoph und Cousin Wolfgang das Traditionsunternehmen führt.

Die Herren beteuern aber, eben keine Ausstatter der „Bling-Bling-Gesellschaft“ zu sein. „Wir setzten auf Understatement“, sagt Wolfgang Köchert, der, ebenso wie Christoph, heuer einen runden Geburtstag feiert, den 50. Florian ist mit seinen 37 Jahren hingegen der Jüngste im Bund.

Das Understatement sei mittlerweile auch bei ihren internationalen Kunden, speziell den Russen, angekommen. „Da gibt es gerade einen Wandel, vor ein paar Jahren waren Marken wichtig, mittlerweile geht es aber auch den Russen um Individualität. Man sieht Luxus auch als Form von Exklusivität. Der Trend der Boutique Jewelry hat in den USA gerade langsam begonnen und kommt nun auch zu uns“, sind sich die drei Herren einig.

Immerhin sei Köchert auch eines der wenigen Unternehmen, das direkt vor Ort, also im oberen Stock der Verkaufsadresse, produziert. Drei Goldschmiede sind dort beschäftigt – mit den berühmten Sternen der Kaiserin Elisabeth, die nach wie vor produziert werden, ebenso wie mit moderneren Kreationen. So arbeitet Köchert etwa gern mit dem jungen Designer Sebastian Menschhorn zusammen. Zum Jubiläum wurden auch Künstler wie Erwin Wurm, Xenia Hausner, Herbert Brandl und Peter Kogler gebeten, Schmuckstücke zu produzieren.

Fragt man bei den drei Herren nach, wie sich die Geschäfte entwickelt haben, kommt schnell die Krise zur Sprache, allerdings jene aus dem Jahr 1873. Christoph Köchert holt noch ein Stück weiter aus. „Am Anfang, in der ganzen Biedermeierzeit, war es schwierig. Da war es nicht so opulent. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ist es explodiert, und bunte, große Edelsteine waren gefragt.“ Mit der Wirtschaftskrise im Jahr 1873 gingen hingegen die Geschäfte zurück. „Dann aber ist der Kaiser mit dem Tod Ferdinands zu einem großen Vermögen gekommen, da gab es plötzlich riesige Aufträge.“

Bis 1918 war Köchert Hof- und Kammerjuwelier des Kaisers. Die Krise in den 1920er-Jahren war wiederum ein gutes Geschäft für den Juwelier. „Wobei der damalige Finanzminister Wimmer unseren Urgroßvater warnte und meinte, er solle nur das verkaufen, was er am nächsten Tag auch ausgeben kann.“ Auch heute laufe das Geschäft gut. Im Frühling soll das Haus umgebaut werden, um die Werkstätte transparenter zu machen. Die drei Herren sind mit ihrem Job, der mit „den schönsten Momenten des Lebens“ verbunden sei, zufrieden. Dennoch darf die Frage „Was wäre wenn...?“ gestellt werden: Wolfgang wäre wohl Architekt geworden, Florian Galerist und Christoph hatte überlegt, Priester zu werden. „Aber dann waren doch die Frauen wichtiger.“

AUF EINEN BLICK

A. E. Köchert feiert heuer sein 200-jähriges Bestehen. Bis zum 30.Dezember ist im Firmenhaus die Ausstellung „Der Juwelier der Kaiser. 200 Jahre A. E. Köchert“ (Mo. bis Sa., 10.30 bis 18 Uhr, Neuer Markt 15, 1010 Wien) zu sehen. Das Unternehmen wurde 1814 von Emanuel Pioté gegründet, Jakob Heinrich Köchert begann 1918 bei ihm als Geselle und übernahm das Unternehmen. Es ist nach seinem Sohn Alexander Emmanuel benannt. Seit 1873 befindet sich das Geschäft am Neuen Markt, 2005 wurde ein Standort in Salzburg (Alter Markt 15) eröffnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)

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