Geldwäsche: Spaniens Infantin Cristina muss vor Gericht

Spanische Infantin Cristina muss vor Gericht
Spanische Infantin Cristina muss vor Gericht Reuters
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Ein Richter entschied, dass der Schwester des spanischen Königs Felipe VI. der Prozess gemacht wird. Ihr wird ein Steuervergehen vorgeworfen.

Fast ein Jahr nach ihrer ersten Anhörung hat sich der spanische Ermittlungsrichter Jose Castro am Montag endgültig dazu entschlossen, die Schwester des spanischen Königs Felipe VI. vor Gericht zu stellen. Castro wirft der Infantin Cristina de Borbon vor, ihrem Ehemann Inaki Urdangarin Beihilfe zum Steuerbetrug geleistet zu haben.

Damit ist die 49-jährige Cristina die erste direkte Verwandte eines Königs, die sich in der Geschichte der spanischen Monarchie vor einem Gericht verantworten muss. Als Teilhaberin einer Scheinfirma, mit welcher ihr Ehemann veruntreute Gelder am Fiskus vorbeigeschleust haben soll, könnte sie sich des Steuerbetrugs schuldig gemacht haben, so Castro. Die Infantin musste bei Gericht eine Kaution von 2,6 Millionen Euro hinterlegen. Sollte sie für schuldig befunden werden, könnten ihr bis zu drei Jahre Haft drohen. Für Urdangarin fordert die Staatsanwaltschaft unterdessen bis zu 19 Jahre Gefängnis. Dem ehemaligen Profi-Handballer und Schwager des Königs werden Steuerhinterziehung, Urkundenfälschung und Veruntreuung öffentlicher Gelder in der Höhe von sechs Millionen Euro vorgeworfen.

Imageplagen

Der Prozess dürfte dem sich gerade wieder verbessernden Ansehen der spanischen Monarchie nicht gut tun, versichert die Königshaus-Expertin Pilar Eyre. Die Spanier spüren noch immer die Wirtschaftskrise, die Arbeitslosenquote liegt bei 22 Prozent. "Die Spanier reagieren deshalb generell sehr sensibel auf Wirtschafts- und Steuerdelikte. Besonders delikat wird es aber, wenn diese von Persönlichkeiten mit Vorbildcharakter wie von Mitgliedern der Königsfamilie begangen werden", meint Eyre.

Aus dem Palast hieß es am Montag, man werde die Unabhängigkeit der Justiz respektieren. Doch dürfte der nun für die zweite Jahreshälfte 2015 erwartete Prozess gegen Cristina König Felipe enorm verärgern. Die zahlreichen Affären und Luxus-Safaris seines Vaters Juan Carlos ließen das Ansehen der Monarchie auf einen historischen Tiefpunkt sinken und zwangen Juan Carlos sogar im Juni zur vorzeitigen Abdankung.

Budget wurde eingefroren

Seitdem Felipe und Letizia das Zepter in der Hand haben, weht jedoch ein anderer Wind im Madrider Königspalast. Das Budget wurde eingefroren, die Steuererklärung veröffentlicht. Im Zuge der Korruptionsskandale um Cristina und in der Politik bestimmten sie zudem, dass Mitglieder der Königsfamilie nur noch in Ausnahmefälle Geschenke annehmen dürfen. Felipe und Letizia zeigen sich besonders sparsam und modern, um das angekratzte Image der Monarchie wieder aufzupolieren. In Audienzen warten nicht mehr die Gäste auf die Ankunft des Königs wie unter Juan Carlos, sondern Letizia und Felipe warten bereits im Empfangssaal auf die Gäste. Seit ihrer Thronbesteigung werden nun auch Sportler, Künstler und sogar Vertreter von Homosexuellen-Verbänden eingeladen.

Felipe und Letizia präsentieren sich als modernes Paar. Sie gehen ins Kino, auf Konzerte und in ganz normale Restaurants. Letizia kauft sogar bei Modeketten wie Zara ein und ist bereits als "Selfie"-Königin bekannt, da sie sich immer wieder mit Bürgern in der Öffentlichkeit ablichten lässt. Durch ihre weniger abgehobene Art und eine größere Bürgernähe haben Spaniens neue Monarchen damit auch bei den größtenteils anti-monarchistischen jüngeren Generationen im Land ordentlich Pluspunkte gesammelt.

Abstand von Urdangarin und Cristina

In dieser Situation kommt der Entschluss des Ermittlungsrichters, Cristina nun doch vor Gericht zu stellen, äußerst ungünstig. "Felipe hat sich aber seit dem Bekanntwerden des Betrugsskandals um Urdangarin und Cristina sofort von den beiden distanziert. Sie waren nicht einmal zu seiner Krönung eingeladen. Von daher glaube ich, dass der Imageschaden für die Monarchie als Institution durch Cristinas Prozess nicht mehr sonderlich groß sein wird", glaubt hingegen der spanische Königshaus-Experte und Journalist Jose Apezarena im APA-Gespräch. Zudem gibt er zu bedenken, dass Cristina formell nicht mehr Teil der Königsfamilie sei, sondern nur noch eine direkte Verwandte.

Doch Umfragen zeigen, dass die Spanier solche formellen Grenzen und Unterschiede nicht ziehen. Außerdem ist es nicht der einzige Prozess, der den Bourbonen droht. Noch vor Jahresende dürfte der Oberste Gerichtshof entscheiden, ob er die Vaterschaftsklage annehmen wird, die der Spanier Albert Sola gegen Königsvater Juan Carlos eingereicht hat. Der 58-Jährige versichert, seine leibliche Mutter, die Tochter eines angesehenen Bankers aus Barcelona, habe mit Juan Carlos eine Affäre gehabt, aus der er hervorgegangen sei.

(APA/AFP)

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