Neujahrskonzert: Erstmals Ballettmode aus Österreich

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit Elfenkleid und Petar Petrov haben heuer zum ersten Mal österreichische Designer die Kostüme der Balletttänzer entworfen.

„Eine große Überraschung“ sei es gewesen, sagt Annette Prechtl, eine der beiden Hälften von Elfenkleid. „Wir haben wirklich nicht damit gerechnet, normalerweise machen das ja renommierte internationale Designer.“ Oder aber professionelle Kostümbildner. Jedenfalls nicht heimische Modemacher – das ist neu.

Zum ersten Mal werden die Tänzer im Ballettfilm des Neujahrskonzerts von österreichischen Modelabels ausgestattet; konkret von Elfenkleid und Petar Petrov: Auf der einen Seite die beiden in Wien lebenden Tirolerinnen mit Zweitshop in München, die filigrane Braut-, aber auch handfeste Walkkleider fertigen; auf der anderen der gebürtige Bulgare, der an der Angewandten bei Viktor & Rolf und Raf Simons studiert hat.

Zuständig für die Auswahl ist Karin Veitl, die gleich ein gängiges Missverständnis ausräumt. „Viele in der Welt glauben, dass das Ballett eine Produktion der Staatsoper ist“, sagt die ORF-Redakteurin, die seit 1993 für das Ballett verantwortlich ist. Tatsächlich sei der ORF zuständig – in Kooperation mit den Wiener Philharmonikern.

Von Lacroix bis Westwood

Lange Jahre hatten Kostümbildnerinnen wie Alice-Maria Schlesinger die Aufgabe der Ausstattung über, die sie vor allem aus dem Fundus bestritten. In den Neunzigern wuchs dann das Bewusstsein: Weil das Konzert so international geworden war, sollte auch die Ballettausstattung luxuriöser werden. Den Anfang machte gleich einmal Christian Lacroix, er lieferte für die Tänzer 1998 und noch einmal 2000 Entwürfe. Es folgten, nach der kurzfristigen Absage eines italienischen Modehauses, das Schweizer Label Akris, später nach jeweils langer Vorarbeit 2010 Valentino und 2014 Vivienne Westwood, die die Tänzer unter anderem in schottischen Tartan kleidete. Dazwischen beauftragte der ORF immer wieder klassische Kostümbildner wie den heuer im November verstorbenen Südafrikaner Johan Engels. Nicht zuletzt aufgrund einschlägigen Könnens und besserer Koordinierbarkeit. Veitl: „Allein die Korrespondenz mit Valentino hat Ordner gefüllt.“ Und es sei „ein Unterschied, ob man für den Laufsteg schneidert oder für einen bewegten Körper“.

Für die Wiener Schneider entschied man sich heuer anlässlich eines der drei Jubiläen, die mit dem Konzert gefeiert werden, nämlich 650 Jahre Universität Wien (neben 200 Jahren Technischer Universität und 150 Jahren Wiener Ringstraße). Aus zehn internen Vorschlägen zu Labels, die Wiener Modeschulen und internationales Verständnis vereinen, wählte man schließlich Petar Petrov und Elfenkleid.

Für Petrov ist es „das erste Projekt dieses Ausmaßes“; auch wenn er schon Kostüme für Künstler wie die Sängerin Soap & Skin entworfen hat. Für das Neujahrskonzert habe er versucht, seine Modearbeit zu spiegeln und sich für „grafische, an den Jugendstil erinnernde“ Kostüme in Schwarz, Weiß und Grün entschieden, die im Tanz durch den Wechsel der Partner immer neue Bilder ergeben – und die dabei auch heutig wirken sollten. „Schließlich haben wir 2015.“ Bei den Tänzern sei dabei ein bisschen Überzeugungsarbeit notwendig gewesen. „Sie haben eben auch ihre Vorstellungen, wie etwas aussehen soll.“

Einschlägiges Know-how

Während Petrov die Tänzer für die „Studentenpolka“ von Johann Strauß Sohn ausgestattet hat, waren Annette Prechtl und Sandra Thaler von Elfenkleid für den Walzer zuständig, der vom ausgelassenen Studenten- ins Erwachsenenleben weisen soll (das freilich auch nicht ganz ernst ist: Getanzt wird zu Strauß' „Wein, Weib und Gesang“). Begeistert zeigen sie sich von der Zusammenarbeit mit der Kostümwerkstätte Art for Art. Erst dort hätten sie gelernt, „was in der Umsetzung noch wichtig ist, damit beim Tanzen nichts verrutscht und alles an seinem Platz bleibt“. Optisch haben auch sie versucht, „unserer Linie treu zu bleiben“. Wie Art for Art den Farbverlauf in die bewegten roten Kleider gebracht habe, sei „spannend zu sehen gewesen“.

Für die Herren (ihre eigene Herrenlinie haben die Elfenkleid-Designerinnen aus Kapazitätsgründen wieder aufgegeben) gibt es bei ihnen Klassisches, aber keine Kostüme. „Es soll nicht zu weit entfernt vom realen Leben sein.“ Das Konzert wird Annette Prechtl zum ersten Mal besuchen. „Ich bin schon gespannt, wie das live ist.“ Jedenfalls frei von Ballett: Das sehen nur die Fernsehzuschauer. In immerhin mehr als 90 Ländern.

Auf einen Blick

Die Designer. Elfenkleid wurde 2001 von Sandra Thaler (l.) und Annette Prechtl (Mitte) gegründet. Sie haben ein Geschäft in der Wiener Margaretenstraße und eines in München. Petar Petrov (r.) logiert in der Praterstraße.
Das Neujahrskonzert wird wieder in mehr als 90 Länder ausgestrahlt und zum fünften Mal von Zubin Mehta dirigiert. ORF2 und Ö1 übertragen am 1. 1. ab 11.15 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2014)

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