Opernball ist, wenn Naomi gute Laune hat

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Naomi Campell überraschte, Deutsche suchten Lugner, Nadja Swarovski debütierte - der Opernball 2015.

Wien. Opernball ist, wenn man sich umdreht, und hinter einem der Vizekanzler steht. Oder DJ Ötzi. Oder wenn eine dunkle Dame in Weiß in einem Pulk Bodyguards an einem vorbeirauscht und man sich denkt: Die sieht aus wie Naomi Campbell. Gut, dass gleich darauf Designer Atil Kutoğlu mit deutschen Vertreten von Peek & Cloppenburg des Weges kommt, der die Vermutung der Erscheinung bestätigt – Campell habe schließlich drei Jahre lang für ihn in New York gemodelt. Professionelle Einschätzung: „Heute hat sie gute Laune.“

All das geht beim Opernball recht unaufgeregt vonstatten. Ja ganz besonders gesittet sei es heuer, war in den Gängen zu hören. Speziell überrascht zeigte sich Kera Till, Münchner Illustratorin mit Pariser Auftraggeberschaft (Vogue, Ladurée), die das Ballplakat gestaltet hatte. Sicherheitshalber hatte sie auf eine Feststiege nach durchtanzter Nacht gesetzt (alles andere sei im Vorfeld „sehr mysteriös“ gewesen). Und zeigte sich erleichtert, dass ihre Vorstellung zutraf.

Lugnerzentrisches Ballbild

Freilich nicht in allem: In den deutschen Illustrierten, schildert die Zeichnerin, „geht es immer nur um den Herrn Lugner. Der ist voll an uns vorbeigegangen. Wir haben uns eher für andere Dinge interessiert, die wunderschönen Blumen, und haben die Menschen beobachtet – aber nicht die Promis. Eher, wie die Menschen angezogen sind“ – da gebe es „beide Extreme“ – „und wie sie miteinander umgehen. Auch das ist anders hier, dieser Handkuss, die höfliche, charmante Art“.

Das lugnerzentrische Weltbild scheint deutsche Gäste offenbar zu einen. Wo denn nun seine Loge sei, wollte etwa ein (sich in der Frage uneiniges) deutsches Paar im Ballsaal mit Blick auf die Logen wissen – offenbar erstaunt, dass sich hier die Welt auch ohne dessen Zutun im Dreivierteltakt dreht.

Zu den Skurrilitäten des Gesellschaftsleben im Allgemeinen und des Opernball im Besonderen zählt auch auch die Frage, wer als prominent gilt. Da konzentriert sich gerne einmal alles auf Wiener Verleger- und Unternehmergattinen in teuren Kleidern, während ein Starfotograf wie Andreas H. Bitesnich unbehelligt seine Runden drehen kann. Der arbeitet gerade an einem Wien-Buch und hatte Interesse geäußert, die Veranstaltung einmal aus der Nähe zu sehen. Ein Wunsch, der in Erfüllung ging. Er sei überrascht über die „freundschaftliche, positive Stimmung“, konstatierte er. „Der konservative Eindruck, den man hat, kehrt sich um, sobald man herinnen ist und mit den Leuten Kontakt hat.“

„Wien war immer zu nah“

Keineswegs belagert wurde auch die aus Tirol stammende, aber in der internationalen Glamourwelt lebende Nadja Swarovski. Sie spricht gern Englisch und dirigiert von ihrem Wohnsitz London aus die Public Relations des Glitzerimperiums zwischen (steinchenbesetztem) Oscar-Vorhang und Fashion Week. Auch die Tiaras der Debütanten werden seit Ewigkeiten mit Gläschen aus Tirol besetzt; seit einigen Jahren bemüht sich Nadja Swarovski für deren Formgebung um nahmhafte internationale Schmuckdesigner, was dem Opernball wiederum Erwähnungen in Lifestyle-Magazinen wie „Vogue“ oder „Harper's Bazaar“ beschert.

Selbst war Swarovski dabei noch nie beim Einsatz der Tiaras dabei. „Wien war einfach immer zu nah an meiner Heimat Innsbruck“, erklärt sie. Nun, da sie da war, fand sie durchaus Gefallen am Geschehen. „Nächste Woche bin ich bei den Oscars. Solche Veranstaltungen sind ganz anders. Man hat Leute von überall auf der Welt, die ihre 20 Minuten Ruhm haben wollen und deswegen dort sind. Man spürt einfach, dass dort keine Wurzeln sind.“ Dass Sehen und Gesehenwerden auch in Wien eine Rolle spielen, berührte sie wenig. „Ich kenne hier ohnehin niemanden.“

Auch das „wer mit wem“ sorgte natürlich für Gesprächsstoff: Etwa wenn der Wiener Bürgermeister den von Karrieregerüchten umwehten ÖBB-Chef in seine Loge lädt. Oder sich Naomi Campbell auf das volle Parkett wagt: Mit Kathrin Glock als Tanzpartnerin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2015)

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