The Amercian Way: Der Opernball in New York City

(c) ORF (Roman Zach-Kiesling)
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Freitag fand der 60. Wiener Opernball in New York City statt - mit Wiener Wurzeln und einem großen Stück amerikanischer Neuinterpretation.

Dass dieser Ball anders ist als das, was man sich unter typisch Wienerisch vorstellt, wird gleich zu Beginn unmissverständlich klar. „How is everybody?“ (Wie geht es euch?), ruft der New Yorker Fernsehmoderator Thomas Roberts (MSNBC und NBC) lauthals und im Frack ins Mikrofon. Und der gesamte Ballsaal ruft zurück: „Yeaaaaahh!“

Kurz darauf marschieren die Fahnenträger in den großen Festsaal des renommierten New Yorker Hotels Waldorf Astoria ein. Selbstverständlich steht das sitzende Publikum dafür auf. Danach kommt ein Militärjeep mit vier Soldaten. Zu Ehren der vier Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. „Four men in a jeep. Ein Bild, das damals oft in Wien zu sehen war“, wird Thomas Roberts wieder in die Menge rufen. Hinter ihm läuft ein Video von der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages. Als die Nationalhymne gesungen wird, stehen die Amerikaner auf und singen lauthals mit. Es folgt: das Ballett. Freilich auch – und wie es sich gehört – in Militäruniformen.
Freitagabend hat der Wiener Opernball in New York City stattgefunden, der vor 60 Jahren von Exilösterreichern aus der jüdischen Community gegründet wurde. Heute ist er ein Treffpunkt von Österreichern in New York. Und ihrer amerikanischen Freunde, die zumeist als Geschäftspartner den Weg ins Waldorf Astoria gefunden haben.

Mit Begeisterung. Klassische Bälle – mit Frackpflicht und Abendkleid bis zum Boden – gibt es in New York kaum. Der Besuch des Balls ist ein Eintritt in eine andere Welt, die auch prominente Gesichter anzieht. An der Spitze: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der den Ball eröffnete und – immerhin – bis elf Uhr blieb. Ein Zeichen, dass er Wien sehr verbunden sei, wird eine Diplomatin später erklären. Normalerweise käme er nur zum Ball, um die Eröffnung zu halten, und verschwinde dann sofort wieder.


Daneben war freilich die Dichte von UN-Diplomaten (etwa aus Deutschland, den USA, Kasachstan) hoch. Ebenso gesehen: Wissenschaftler Josef Penninger und Sabine Haag, Direktorin des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM) und Clive Gillinson, Direktor der Carnegie Hall, der Mittwochabend von Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet wurde. Brauner war mit einer Wirtschaftsdelegation für den Ball angereist.

Kein Zufall. Rund 40 Wiener Bälle werden Jahr für Jahr im Ausland abgehalten. Ein Marketinginstrument, um die Stadt im Ausland zu präsentieren. Die Bälle werden zwar vor Ort organisiert, die Genehmigungen dafür laufen aber im Wiener Rathaus zusammen. „Wir schauen immer, dass ein Stadtrat Wien bei den Bällen vertritt“, wird Marcela Cerno, die im Rathaus für diese Bälle verantwortlich ist, später erzählen.

Anders als in Wien selbst ist auch immer Essen und Trinken im Preis für die Eintrittskarte inkludiert. Die Bälle finden auf der ganzen Welt, etwa in Shanghai, in Moskau oder in Prag statt.

Und keiner dürfte dem anderen gleichen. Es gibt nur wenig Vorgaben (so soll etwa Wiener Musik gespielt werden oder ein Wiener Künstler auftreten), der Rest ist Lokalkolorit. Im Vorraum im Waldorf gab es eine Stille Auktion, wo Unterschriften von Schauspielern ersteigert werden konnten. Der Erlös des Balls kommt dem American Institute for Musical Studies in Graz zugute. Weil in den USA sowieso immer alle gleich per Du sind, war die Stimmung automatisch weniger gesetzt als beim Wiener Pendant. Als um ein Uhr die Disco öffnet (und ein weiteres Buffet), wird das Tanzparkett bis früh am Morgen nicht nur von jungen, sondern auch älteren Gästen bevölkert. Hier will keiner mehr sehen oder gesehen werden. Für einen Ball ist es eigentlich ein ziemliches Fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2015)

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