Jimmy Savile: Kommission legt neue Details vor

Jimmy Savile
Jimmy SavileImago
  • Drucken

Der verstorbene BBC-Moderator soll ab den 70er Jahren mindestens 63 Patienten sexuell missbraucht haben und sich in einem Krankenhaus auch Zugang zur Leichenhalle verschafft haben.

Die Missbrauchsvorwürfe gegen die verstorbene BBC-Ikone Jimmy Savile sind in einem Untersuchungsbericht erneut ausgeweitet worden. Ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht im Auftrag der britischen Gesundheitsbehörde NHS legt dem früheren Fernsehmoderator zur Last, 63 Patienten eines von ihm finanziell unterstützten Krankenhauses sexuell missbraucht zu haben.

Saviles jüngstes Opfer im Stoke Mandeville Hospital nordwestlich von London sei fünf, das älteste 75 Jahre alt gewesen, erklärte die Leiterin der Untersuchung, Androulla Johnstone. Die Übergriffe reichten demnach von "unangemessenen Berührungen bis zu Vergewaltigung".

Obwohl es neun Beschwerden gegen Saviles Verhalten gegeben habe, sei es jahrelang ignoriert worden, hieß es in dem Bericht. Die Krankenhausleitung habe allerdings nichts von den Vorwürfen gewusst. Laut Gesundheitsminister Jeremy Hunt waren die meisten Opfer in Stoke Mandeville weiblich. Etwa 20 von ihnen seien wegen Rückenmarkverletzungen besonders wehrlos gewesen.

In einem zweiten Bericht, der ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht wurde, heißt es, Savile habe möglicherweise jahrzehntelang in insgesamt 41 staatlichen Krankenhäusern Menschen missbraucht.

Gegen Fürsorgepflicht verstoßen

Chefermittlerin Johnstone wies Mutmaßungen zurück, Saviles Vergehen in Stoke Mandeville seien von höchster Ebene vertuscht worden. Ihr Bericht kritisiere allerdings die mangelnde Überwachung von Saviles Verletzungen der Krankenhausregeln. "Die Einzelpersonen, denen diese Zwischenfälle gemeldet wurden, verstießen gegen ihre Fürsorgepflicht", erklärte Johnstone. "In der Folge wurden über die Jahre keine Informationen über Saviles Verhalten gesammelt und nichts wurde unternommen."

Die Anwältin Liz Dux, die 44 von Saviles Opfern vertritt, erklärte hingegen, es sei unglaublich, dass die Untersuchung keine Hinweise auf Kenntnis hochrangiger Krankenhausmitarbeiter über die Missbrauchsfälle gefunden habe. "Die Leute, die wussten, worauf Savile aus war und denen direkt Bericht erstattet wurde, werden ungeschoren davon kommen", kritisierte Dux. Dies sei schlicht und einfach ein "Reinwaschen" von Mitverantwortlichen.

Zugang zur Leichenhalle

Savile hatte sich mit großzügigen Spenden und freiwilligen Diensten Zugang verschafft. Zeugen berichteten, wie er völlig unkontrolliert ein und aus gegangen sei. Die BBC zeigte Bilder, wie der schrille Moderator bei Patienten Blutdruck misst oder sich von im Bett liegenden Menschen die weißblonde Mähne kämmen lässt. Bis zu zehn Beschwerden von Patienten seien vom Krankenhauspersonal nicht ernst genommen worden.

Savile zählte in den 70er- und 80er-Jahren zu den größten Fernsehstars Großbritanniens. 2011 starb er im Alter von 84 Jahren. Erst danach wurde durch eine journalistische Recherche bekannt, dass er offenbar über rund 40 Jahre hinweg Hunderte Kinder und Erwachsene missbrauchte. Die britische Polizei bezeichnete Savile als "den schlimmsten Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes". Im Zuge der Ermittlungen wurden mehrere Prominente festgenommen.

Die Taten in Stoke Mandeville sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Straftatenregister von Savile, das insgesamt um die 500 Opfer umfasst. Im Sommer vergangenen Jahres war deutlich geworden, wie er in einem Krankenhaus in Leeds zahlreiche Patienten missbraucht haben soll. Dort soll sich Savile sogar Zugang zur Leichenhalle verschafft haben. Hinzu kommen zahlreiche Straftaten auf dem Gelände und in den Räumlichkeiten der BBC. Die Affäre hatte die britische Rundfunkanstalt in eine schwere Krise gestürzt.

(APA/dpa) )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.