Jeff Bridges: "Ich bin noch voller Ideen"

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Der »Dude« ist mittlerweile 66 Jahre alt, aber das hindert ihn nicht daran, einen Dämonen jagenden Ritter zu spielen. Jeff Bridges über das Älterwerden, große Mythen, kleine Weisheiten für eine lange Ehe und den »Dude« Lebowski als Zenmeister.

Er ist der King of Cool. Der lässigste, entspannteste, netteste aller Hollywoodstars. Und neben der Schauspielerei engagiert sich Multitalent Bridges auch als Musiker, Komponist, Sänger, Maler, Fotograf, Aktivist gegen den Hunger und neuerdings als Testimonial für Textilien – immer mit demselben gutmütig-wissenden Grinsen. Jetzt adelt Jeff Bridges wieder die Leinwand: In „Seventh Son“ (Start: 5.3.), einem Fantasy-Abenteuer um einen Nachwuchszauberer, spielt er einen hartgesottenen Zauber-Antagonisten der alten Generation.

Jeff, derzeit sieht man Sie überall von Werbeplakaten lächeln. Unfassbar, dass Sie schon 66 sind. Wie empfinden Sie das?

Jeff Bridges: Ich kann's auch kaum glauben, aber ich bin wohl schon wirklich so alt. Früher habe ich mir nie groß Gedanken darüber gemacht, wie das sein würde. Was ich überraschend finde, ist, dass ich mich zugleich jung und alt fühle. Körperlich bin ich nicht mehr so fit, habe ab und zu Schmerzen. Doch mein Verstand ist noch voller Ideen.

Etwa der, einen Dämonen jagenden Ritter zu spielen. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Mir hat das Jugendbuch „Spook – Der Schüler des Geisterjägers“ von Joseph Delaney, auf dem der Film basiert, sehr gefallen. Ich bin ein großer Freund von Mythen und Legenden, sie werfen ein erhellendes Licht auf die heutige Zeit. In ihnen finden wir all die Dinge, die der Menschheit widerfahren sind. Sie können uns Perspektiven eröffnen.

Der Regisseur, Sergei Bodrov, erzählt gerne Geschichten über eine Welt in Scherben.

Ich habe Sergei beim ersten Treffen ein Zitat vorgelesen, das seinen Film zusammenfasste: „Tötet man Menschen, die Böses vollbringen, um die Menschheit vor ihnen zu schützen, vergisst man, dass die Linie zwischen Gut und Böse im Herzen eines jeden Menschen verläuft. Wer ist schon bereit, einen Teil seines Herzens zu zerstören?“

Haben Sie immer nur die Schokoladenseite Ihrer Persönlichkeit gelebt oder befinden Sie sich auch im Kampf mit Ihrer dunklen Seite?

Ich sehe das weniger als Kampf. Tanz wäre ein passenderes Bild! Wenn ich gestolpert bin, habe ich stets etwas daraus gelernt. Wenn ich es schaffte, Negatives zu vermeiden, habe ich gemerkt, dass ich innerlich gewachsen bin. Ich bin oft völlig von der Rolle, wenn mir zu viel Gutes widerfährt! (Lacht.)

Was war so ein Moment des Wachsens?

Da fallen mir die alten Streits zwischen mir und meiner Frau Susan ein. Mit den Jahren streiten wir seltener – ein Zeichen, dass wir gelernt haben (lacht). Wir pflegen die Urform einer Paar-Auseinandersetzung: „Du verstehst nicht, wie es für mich ist, mit dir zusammenzuleben!“ Das trifft zu, keiner von uns kann das wissen! Letztendlich muss jeder ähnliche Kämpfe durchstehen.

Wie haben Sie es angestellt, 37 Jahre so konstruktiv streitend verheiratet zu sein?

Recht einfach: Indem man nicht gleich in harten Zeiten alles hinschmeißt und sich scheiden lässt, sondern versucht, auf den anderen zuzugehen und ihn besser zu verstehen. Indem du dich dem anderen öffnest, anstelle Fronten verhärten zu lassen. So wächst du innerlich und die Beziehung gleich mit.

In welchen Bereichen haben Sie es mit den größten Dämonen zu tun bekommen?

Egal ob privat oder beruflich: Das größte Problem besteht darin, dass die anderen nicht verstehen, wo du dich gerade befindest. Anstatt daraus einen Konflikt entstehen zu lassen, sollte man einen Tanz daraus machen. Aber du solltest dich und deine Mission auch nie zu ernst nehmen.

Klingt ja geradezu weise.

(Lacht.) Ich habe mit meinem Freund Bernie Glassman, einem Zenmeister, das Buch „The Dude and the Zen Master“ geschrieben. Es basiert auf Zitaten aus „The Big Lebowski“, die zu Lehrsätzen herangezogen werden. Mein Lieblingszitat ist „That's just your opinion, man.“ Wir nehmen unsere Meinungen oder die anderer über uns oft viel zu ernst. Das macht nur melancholisch.

Ist der „Dude“ für Sie persönlich auch ein Guru? Obwohl Sie ihn mitgestaltet haben?

Bernie hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Dude in gewissen Kreisen als Zenmeister gilt. Ich konnte das kaum glauben! Er hat mir anhand einiger Szenen vorgeführt, dass in dem Film sehr wohl spirituelle Gespräche stattgefunden haben. Also haben wir das Buch geschrieben und mittlerweile bin ich der Ansicht, dass es einiges gibt, was man von „Big Lebowski“ lernen kann.

Steckbrief

Jeff Bridges, geboren 1949 in Los Angeles, absolvierte schon mit acht Jahren seine ersten TV-Auftritte mit seinem Vater, Lloyd Bridges, bis er selbst zum Topmimen aufstieg.

Scheinbar schwerelos spielt er unterschiedlichste Rollen, ob den gebrochenen DJ in „König der Fischer“, Liebhaber und Barpianist in „Die fabelhaften Baker-Boys“ oder seine Kultrolle „The Dude“ in „The Big Lebowski“. Sein eindringliches Spiel in „Crazy Heart“ bescherte ihm 2010 nach fünf Nominierungen endlich den Oscar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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