Urlaub von den Pressefotos: Bilder vom Meer

(c) Christine Pichler.
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Am Meer, sagt „Presse“-Fotograf Clemens Fabry, sei er ein besserer Mensch. Bilder vom Übergang von Land und Wasser zeigt er im Fotolabor Zebra.

Das, was er normalerweise mache, sagt Clemens Fabry, sei „Speed Photography“: Da absolviert er, dirigiert von den Redakteuren der „Presse“, täglich einen Termin nach dem anderen, manchmal im Stundentakt. Ministerinterviews, Stadtlebentermine, Bilder für die Sonntagsreportage, Fotos vom Autotest. Eine neue Situation nach der anderen, in der man mit wenig Zeit und technischem Aufwand das Optimum schaffen und dann noch rechtzeitig und sicher von A nach B und C und D kommen muss, in Gedanken immer schon beim nächsten Bild. Bis zu hundert Fotos landen an so einem Tag im digitalen Archiv, die besten in der Zeitung. Und die besten davon immer wieder einmal auf dem Podest: Zweimal schon hat Clemens Fabry den Pressefotopreis Objektiv von APA und Canon gewonnen.

Er liebe dieses Improvisieren, sagt Fabry. Manchmal freilich braucht es da eine Auszeit, ein Gegensteuern. „Slow Photography“ nennt er es, wenn er in solchen Situationen zur Kamera greift. Zur analogen. Kleinbild, Mittelformat. Auch das eine Form von Nervenkitzel: Weil es ungewohnt ist, dass man das Ergebnis nicht gleich sieht. „Vor jedem Auslösen überlege ich zweimal.“

Bilder, die so entstanden sind, zeigt der „Presse“-Fotograf ab heute, Donnerstag, in einer Ausstellung: Bilder vom Meer. Das fotografiert Fabry schon lang. „Seitdem ich am Meer Urlaub mache. Eigentlich hab' ich schon als Kind angefangen.“ Es sei die Grenze zwischen Wasser und Land, die ihn fasziniere. „Ich kann nicht genau sagen, warum. Aber ich kann auch ewig an Häfen stehen.“

An vielen der jüngeren Fotos sei dabei quasi sein Bub schuld. „Wenn er im Urlaub um halb sechs in der Früh fragt: ,Papa, bist schon munter?' Was macht man dann im Hotelzimmer?“ Richtig, nichts: Man packt das Kind und das Sandspielzeug ein, geht an den Strand, „und während der Bub wichtige Dinge macht“, sagt Fabry, schieße er ein paar Bilder. Oder er nimmt sich bewusst ein paar Stunden Zeit allein.

„Ich habe das Gefühl, das Meer macht einen besseren Menschen aus mir“, sagt er. (Wobei man anmerken muss: Er ist auch sonst kein schlechter.) Die weiche Luft, das leichte Rauschen im Hintergrund – das habe für ihn „etwas Trancehaft-Meditatives. In diesen mystischen Zustand zwischen Wachen und Schlafen, in den komme ich am Meer sehr schnell.“ Die veränderte Gemütslage wiederum bestimmt die Motivwahl. „Ich fotografiere andere Sachen als sonst.“ Bäume, Häuser, Schirme. Menschen fast nie. Dass er Schwarz-Weiß arbeitet, ist für ihn logisch. „Weil die Bilder vom Inhalt her sehr reduziert, sehr ruhig sind.“

Angst vor dem einsamen Krebs

Seine erste Kamera bekam Fabry als Volksschüler, eine Kodak Instamatic. „Die konnte nur Sonne oder Wolke mit Blitz“, das Ergebnis war „furchtbar pastellfarben“. Trotzdem: Er liebte es, machte weiter. Vor Kurzem habe er sich alte eigene Bilder angeschaut, „bei ein paar war schon der Stil erkennbar, den ich jetzt pflege“. Beruflich begann er mit der Musik, wurde Geiger. Wie ein unterirdischer Fluss sei die Fotografie immer da gewesen, kam irgendwann an die Oberfläche, seit 2001 – seither fotografiert Fabry für die „Presse“ – hat sie die Oberhand. Dabei hätten Fotografie und Musik viel gemeinsam: „Man kann sich wochenlang vorbereiten, aber was zählt, ist der Moment.“

Im konkreten Fall der Moment am Meer. Im Meer ist Fabry dabei gar nicht so gern. „Es ist immer das Gleiche: Es gibt einen einzigen Krebs, und der zwickt mich.“

Auf einen Blick

Clemens Fabry ist Geiger (Volksoper, Neue Wiener Concertschrammeln) und Fotograf, seit 2001 arbeitet er für die „Presse“.

„. . . am Meer“ heißt seine Ausstellung von Fotos, die u. a. auf der Insel Anafi und in Lignano entstanden sind. Ausgearbeitet wurden die analog fotografierten Bilder händisch auf Baryt-Papier im Fotolabor und Fotografiezentrum Zebra. Dort findet am Mittwoch, ab 19 Uhr auch die Vernissage statt. Zu sehen ist die Ausstellung von 19. März bis 17. April. www.fabrysfotos.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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