Lily James: "Ich möchte alle schockieren"

Cast member James poses at the premiere of 'Cinderella' at El Capitan theatre in Hollywood
Cast member James poses at the premiere of 'Cinderella' at El Capitan theatre in HollywoodREUTERS
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Von "Downton Abbey" zu "Cinderella". Die britische Schauspielerin Lily James erklärt, warum Arbeit lieber keine Therapie sein sollte, was 25-Jährige von Cinderella lernen können und wie man am besten Zombies killt.

Lily James ist der neue Shootingstar des britischen Films. Nach Ihrem Serienerfolg „Downton Abbey“ wagt sich die 25-Jährige als Titelheldin von „Cinderella“ aufs Hollywood-Parkett. Doch um sich darauf zu behaupten, muss sie noch einiges lernen, wie sie selbst weiß. Zum Glück weiß sie zumindest schon, wie man Zombies umbringt.

Wie fühlt es sich an, wenn man mit einem Film, der hunderte Millionen Dollar einspielen dürfte, ins Rampenlicht gerät.

Lily James: Es ist unglaublich surreal. Aber es baut sich bei mir erst Schritt für Schritt auf. Zum Glück werde ich noch nicht auf der Straße gestoppt. Wenn die Leute anfangen, mich zu erkennen, wird das furchteinflößend. Aber ich versuche in einer Blase zu leben, wo ich nichts davon zur Kenntnis nehme und nichts lese, was über mich geschrieben wird.


Haben Sie sich je wie ein benachteiligtes Aschenputtel gefühlt, das von einem schöneren Leben träumte?

Ich glaube, jedes Mädchen kann sich mit solchen Figuren identifizieren. Speziell bei Cinderella kenne ich ihre Gefühle, weil es Parallelen zu meinem eigenen Leben gibt. Sie wird durch die Erfahrung des Verlusts geprägt – mit der wir alle auf unsere Weise zurechtkommen müssen. Ich versuchte herauszufinden, warum sie so tickt, wie sie tickt. Viel damit hat mit Trauer zu tun.


Was war denn für Sie eine prägende Verlusterfahrung?

Vor fünf Jahren starb mein Vater, das war ein ganz heftiger Einschnitt. Ich versuchte auch eine gute Schwester für meine Brüder zu sein, denn wir als Familie mussten in dieser Situation zusammenhalten.


Kann es auch helfen, sich in so einer Situation in die Arbeit zu stürzen?

Wenn ich auf der Bühne stehe, kann ich meine Gefühle herauslassen, schreien und weinen. Aber Arbeit sollte keine Therapie sein. Denn es ist gefährlich, wenn dir eine Rolle zu sehr unter die Haut geht.


Ist es Ihnen schon passiert, dass Sie eine Figur zu sehr mitgenommen hat?

Ja, bei der Nina in die „Möwe“. Als ich mich beim Vorhang verbeugte, war ich von Schmerz zerrissen. Dann sagten meine älteren Kollegen: „Lass dieses Gefühl am Ende davonziehen. Stehe da und lächle das Publikum an und sage ,Danke, dass wir diese Erfahrung miteinander geteilt haben.‘“ Es ist auch eine Herausforderung, wenn du in einer glücklichen Beziehung steckst und dich in deiner Rolle verlieben sollst. Da ist es nötig, die Grenzen zu kennen, sonst endet das in einer Gefühlsverwirrung.


Im Vergleich dazu müsste es ja einfach gewesen sein, die große Ballsequenz von „Cinderella“ zu drehen.

Ja und nein. Mein Partner Richard Madden und ich haben unsere Tanznummer einige Male ohne Unterbrechungen gedreht und schwebten auf einer Wolke von Euphorie, weil wir alle Schritte richtig hinbekamen. Andererseits war mein Kleid zum Tanzen denkbar ungeeignet, ich konnte in dem Korsett nicht richtig atmen. Gleichzeitig musste ich in dieser Szene auch Unsicherheit zeigen, denn Cinderella denkt sich „Bin ich wirklich gut genug?“.


Sie drehten inzwischen auch einen Zombie-Film ab. Fiel Ihnen das leichter?

Das hing von den Szenen hab. Der Film beruht eigentlich auf Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ und kombiniert das mit Zombies. In den romantischen Szenen mit Mr. Darcy stand ich wieder vor der Herausforderung, wie ich mit meinen Gefühlen am besten umgehe. Aber ich liebte es, meine Wut herauszulassen und Zombies zu köpfen.


Was ist das beste Rezept fürs Zombiekillen?

Ich habe dafür zum ersten Mal in meinem Leben Fitnesstraining gemacht. Das ist nicht nur eine gute Voraussetzung, um Zombies umzubringen, sondern auch, um eine gesunde Einstellung zum Leben zu bekommen. Als 25-jähriges Mädchen hast du es nicht unbedingt leicht. Deshalb habe ich mir auch Inspiration von Cinderella geholt: Du brauchst Güte und Mut. Wenn du das hast, dann bist du unzerstörbar.


Ihre Projekte – einschließlich „Downton Abbey“ spielen in einem historischen Ambiente. Ist das Ihre persönliche Präferenz?

Es ist Zufall. Sinnigerweise spiele ich jetzt die Natascha in einer BBC-Verfilmung von „Krieg und Frieden“. Danach bin ich fest entschlossen, etwas zu machen, was alle schockieren wird.

Steckbrief

1989
als Tochter von Schauspieler James Thomson geboren.

2010
Abschluss der Guildhall School of Music and Drama in London.

2011
Hauptrolle als „Poppy“ in „Secret Diary of a Call Girl“, weitere Rollen, u. a. in „Zorn der Titanen“, „Fast Girls“, „Downton Abbey“.

2015
Gemeinsam mit dem Ensemble von „Downton Abbey“ Nominierung für die „Screen Actors Guild Awards“ 2015 in der Kategorie Bestes Schauspielensemble.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2015)

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