Goldsuche: Zwei Österreicher in den Rocky Mountains

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Crowdfunding: Der Radiomoderator Bernhard Vosicky und der Videoblogger Richard Haderer sammeln noch bis 16. April Geld für ihre Schatzsuche in den Rocky Mountains.

Wahren Abenteurern wird der Name Forrest Fenn vermutlich längst etwas sagen. Allen anderen sei er hier vorgestellt: Der 83-jährige ehemalige Kampfpilot, Kunstsammler und Autor wollte sich selbst ein Denkmal setzen. Als er vor zwanzig Jahren an Krebs erkrankte, fasste er einen Plan: Sollte ihn die Krankheit umbringen, werde er kurz vor seinem Tod eine schuhkartongroße Messingtruhe voll Gold und Diamanten in den Rocky Mountains verstecken und sich einen Ort suchen, an dem er in Ruhe sterben könne. Glücklicherweise überstand er die Krankheit und wartete schließlich über 25 Jahre – bis kurz vor seinem 80. Geburtstag –, um die Schatztruhe zu verstecken. Dazu verfasste er ein Gedicht mit Hinweisen wie: „Begin it where warm waters halt and take it in the canyon down.“

Zwei Österreicher haben von dem Forrest-Fenn-Schatz gelesen und wurden vom Jagdfieber gepackt: Sie wollen sich auf die Suche nach der Goldtruhe machen, die angeblich eine Million Euro wert ist, und darüber einen Film drehen. Bernhard Vosicky, im Brotberuf Moderator bei Radio Wien, und Richard Haderer, Mitarbeiter einer Onlineagentur, begeisterter Videoblogger und immerhin ehemaliger Pfadfinder, sind seit einigen Jahren befreundet, beide junge Väter und haben schon diverse verrückte Dinge ausgeheckt. Doch diese Idee nahm erstaunlich rasch Formen an: Mit Dominik Pockberger haben sie sich einen Filmprofi an Bord geholt, der sie auf der Reise begleiten und den Film machen wird. Nun sammeln sie Geld dafür über die Crowdfunding-Plattform „We make it“. Mit Beiträgen von zehn bis 2499 Euro kann man das „Projekt Silva“ unterstützen. Wer kleinere Summen bezahlt, bekommt einen Aufnäher, ein Lied von den beiden, ein Souvenir aus den USA oder die DVD des Films. Der 2500-Euro-Sponsor wird als Produzent im Film-Vorspann und auf den Plakaten genannt. Bis 16. April wollen sie 15.000 Euro für ihre Reise sammeln. Bisher sind gut 9000 Euro hereingekommen, aber die beiden wissen, dass die entscheidenden Tage beim Crowdfunding immer die letzten sind.

Sollten sie das Geld wirklich zusammen bekommen, werden sie sich in Österreich einem Survival-Training unterziehen – „Immerhin sind wir zwei Städter, die bisher nicht viel mit Abenteuern in der Wildnis zu tun hatten“, sagt Haderer – und Experten treffen, wie einen Sprachwissenschaftler von der Uni Innsbruck, der ihnen dabei helfen soll, Fenns Gedicht zu entschlüsseln. Mitte September soll es dann in die USA gehen. In Santa Fe wollen sie Forrest Fenn persönlich treffen und interviewen. „Vielleicht gibt er uns ja einen Extratipp“, sagt Vosicky.

Die häufigste Frage, die die beiden zu hören bekommen: „Was macht ihr, wenn ihr den Schatz nicht findet?“ Auch Filmemacher Pockberger stellte sie – und gab sich die Antwort gewissermaßen selbst: Die Dramaturgie des 60-minütigen Films muss so gut sein, dass auch ein Nichtfund sehenswert ist. Und tatsächlich ist die Chance, dass sie die Schatztruhe finden, überschaubar. Forrest Fenn grenzt das Gebiet, in dem sie versteckt ist, auf 550.000 km2 ein. Das Gedicht mit Zeilen wie „Put in below the home of Brown“ gibt nur vage Auskunft und hat auch schon hunderte andere Forrest-Fenn-Schatzsucher nicht weitergebracht. „,The home of Brown' kann vieles bedeuten“, erzählen Vosicky und Haderer, „Braunbären oder braune Forellen – oder schlicht: das Haus einer Familie Braun.“

Goldmünzen für die Schatzsuche

Dass es Spaß macht, den zwei Österreichern beim Plaudern und Schatzsuchen zuzuschauen, zeigt allein schon, wie schnell sie Fans gewinnen. Als sie vor einigen Wochen in der FM4-„Morning Show“ zu Gast waren, um von der Gold-Safari zu erzählen, erhielten sie kurz darauf Post von einer Dame. Sie habe einen furchtbaren Tag gehabt, doch die beiden hätten sie mit ihrer Geschichte aufgemuntert. Als sie am Abend immer noch an die zwei denken musste, beschloss sie, ihnen Goldmünzen in Höhe einer vierstelligen Summe zu spenden. Haderer und Vosicky haben die Frau und ihren Mann sogar in Schladming besucht. Sie hoffen nun, bis Donnerstag noch ein paar weitere Unterstützer zu begeistern.

Zur Person

Richard Haderer, 34, und Bernhard Vosicky, 32, wollen über ihre Suche nach einem Goldschatz in den Rocky Mountains einen Film drehen. Vor vier Jahren hat der heute 83-jährige, US-amerikanische Kunsthändler und Autor Forrest Fenn eine 20 kg schwere Truhe mit Goldstücken im Wert von über einer Million Euro nördlich von Santa Fe versteckt und ein Gedicht mit Hinweisen verfasst. Die zwei Österreicher versuchen noch bis 16. April auf der Crowdfunding-Plattform „We make it“ ein Budget von 15.000 Euro für ihr Projekt zu sammeln.
Mehr Infos unter: www.projekt-silva.at und https://wemakeit.com/projects/projekt-silva

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2015)

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