Ryan Reynolds: "Kommerz ist mir nicht wichtig"

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Hollywood-Schauspieler Ryan Reynolds spricht im Interview über seinen neuen Film, »The Voices«, seinen Umgang mit Paparazzi und darüber, wie er seine Familie vor ihnen schützt. Außerdem verrät der Kanadier, warum er nicht viel von kommerziellen Filmen ohne Tiefgang hält.

Ryan Reynolds ist ab Freitag in der schwarzen Komödie „The Voices“ zu sehen – eine der gewagtesten Rollen seiner Karriere. Der kanadische Schauspieler im Interview.

Sie waren einmal The Sexiest Man Alive, jetzt spielen Sie in „The Voices“ einen verklemmten Mann, der zum Serienmörder wird. Was sollen Ihre Fans davon halten?

Ryan Reynolds: Wer sagt denn, dass mich meine Fans zum Sexiest Man Alive gewählt haben? Das war doch nur ein Magazin. Was wissen die schon davon, wer sexy ist und wer nicht? Ich kann über so etwas nur lachen. Denn mir war von vornherein klar, dass das wieder vorbeigeht. Ein Jahr später ist der nächste Kollege an der Reihe. Ich wollte diesen Film unbedingt machen, denn ich hatte noch nie ein so originelles Drehbuch gelesen. Wo siehst du schon einen netten Serienkiller, mit dem man Mitgefühl haben muss?

Wie fühlt man sich, wenn man eine derart schizophrene Figur spielt?

Ich habe einfach nicht zu viel über meine Stimmung nachgedacht, sondern versucht, ihn so zu spielen, dass man sich auch mit ihm identifizieren kann. Aber den nettesten Serientäter aller Zeiten zu porträtieren und dann auch noch eine komische Atmosphäre zu schaffen, das war schon eine enorme Herausforderung.


Die Regisseurin Marjane Satrapi meinte, dass in Ihnen die Seele eines gefährlichen Wolfs schlummert. Sehen Sie das auch so?

Oh ja, da hat sie recht. Ich kann schon andere Seiten aufziehen.


Wann werden Sie zum Wolf?

Wenn ich jemanden schützen muss: mein Kind, meine Frau, meine Familie per se und meine Freunde.


Unter welchen Umständen passiert das? Wenn Fotografen zu lästig werden? Immerhin ist Ihre Frau, Blake Lively, auch ein Star.

Von ihnen versuche ich mir mein Leben nicht verderben zu lassen. Wenn ich mir den Kopf zerbreche, ob ich in den Supermarkt oder ins Kino gehen soll, weil vielleicht ein Typ Fotos von meiner Frau und mir schießt, dann haben sie schon gewonnen. Wir gehen eben nicht in sogenannte In-Lokale, vor denen sich viele Paparazzi herumtreiben. Lästiger ist es, wenn sie vor unserem Haus auftauchen. Ich laufe dann sicher nicht direkt vor ihre Linse, aber das heißt nicht, dass ich mich deshalb hinter der Mülltonne verstecke.


Sie drehen ziemlich viel. Aktuell steht die Comicverfilmung „Deadpool“ an, demnächst startet „Die Frau in Gold“, mit dem Sie auf der Berlinale Premiere gefeiert haben.

Ich hatte zum Glück zwischendrin auch Pausen. Aber ich wollte eben den Lauf meiner Karriere ändern. Größere Filme passen nicht unbedingt zu mir. Auch ein „Deadpool“ ist vom Umfang her sehr bescheiden, damit wir die Freiheit haben, das zu tun, was uns gefällt. Was mich interessiert, sind die Rollen und Filmemacher. Ich habe begriffen, dass Film das Medium eines Regisseurs ist. Und daher versuche ich, mit den Meistern ihres Fachs zusammenzuarbeiten. „The Voices“ habe ich vor allem deshalb gemacht, weil ich wusste, dass das Thema bei Marjane Satrapi in den richtigen Händen ist.


Was bedeutet Ihnen kommerzieller Erfolg? Sie hatten Flops wie „Green Lantern“, aber auch große Hits wie „Selbst ist die Braut“.

Kommerzielle Aspekte sind mir nicht wichtig. Ich habe nie einen kommerziellen Film gedreht, bei dem ich gedacht habe: „Wow, ist das toll.“ Es gab Erfahrungen bei solchen Großproduktionen, als ich mich mit meinen Kodarstellern und der Crew super verstanden habe, aber kreativ gab es nicht viel Befriedigung. Als ich „Selbst ist die Braut“ drehte, sagte ich mir: „Das macht so viel Spaß. Den ganzen Tag lang lache ich mit Sandra Bullock und verbringe die Zeit mit Leuten, die ich liebe und bewundere. Aber bahnbrechendes Kino ist es sicher nicht, was wir hier machen.“


Wollen Sie, dass Ihre Tochter einmal stolz auf Ihre Filme ist?

Natürlich. Aber ich habe den Verdacht, dass sie sich nicht großartig mit meinen Filmen beschäftigen wird. Höchstens mit ein paar. Die Maßstäbe von Kindern sind ganz anders. Sie können gegen „Green Lantern“ sagen, was Sie wollen. Wenn ein Fünfjähriger so etwas sieht, dann hält er mich für eine Art Gott. Das habe ich bei meinen Nichten und Neffen gesehen. Wenn Onkel Ryan zu Besuch kommt, dann sind ihre Eltern für sie erst einmal gestorben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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