Salzburg: Die Roben der Buhlschaft

AUSSTELLUNG IM DOMQUARTIER ´DIE KLEIDER DER BUHLSCHAFT´
AUSSTELLUNG IM DOMQUARTIER ´DIE KLEIDER DER BUHLSCHAFT´(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Dorothea Nicolai und Erika Oehring haben für eine Ausstellung im Domquartier die Kleider der Jedermann-Geliebten aus dem Kostümfundus geholt.

Welches Kleid wird Brigitte Hobmeier im Sommer auf dem Domplatz tragen? Die luftige Kreation aus rotem Seidencrepesatin, für deren Rock Kostümbildnerin Olivera Gajic 32 Meter Stoff hat verarbeiten lassen, wird es nicht sein. Das Kleid hängt von einem Ventilator bewegt bis Anfang November in der Residenzgalerie. Es ist eines von acht Prunkstücken der Ausstellung „Die Kleider der Buhlschaft“ im Salzburger Domquartier. Was Hobmeier heuer tragen wird? „Ich verrate nichts, es muss spannend bleiben“, sagt Dorothea Nicolai, Direktorin für Kostüm und Maske der Salzburger Festspiele. Sie hat mit Erika Oehring von der Salzburger Residenzgalerie die Ausstellung zusammengestellt.

Dass sie das vor einem Jahr für Ausstellungen geöffnete Nordoratorium des Doms nicht mit Bildern bespielen wollte, war Oehring sofort klar. Sie dachte an eine textile Installation, die einen luftigen Kontrast zu den barocken Räumen bilden sollte. Daraus entstand die Idee, mit den Salzburger Festspielen zusammenzuarbeiten und die Kleider der aktuellen und vergangenen Buhlschaften wie Skulpturen zu zeigen.

Aus ihrem Fundus wählte Nicolai acht seidene Roben aus. Sunnyi Melles trug ein Kleid aus fuchsiafarbenem Seidentaft, am Ausschnitt des Mieders blitzt eine Borte mit roten Strasssteinchen. Die Robe von Kostümbildner Jorge Jara ist die älteste in der Ausstellung. Erst seit 1990 wurden die Kleider der Buhlschaften archiviert, Kreationen früherer Produktionen gingen verloren. Auch Nina Hoss hatte eine Borte, allerdings nicht am Kleid, sondern an den Schuhen. Nicolai hatte sich von der „Beserlborte“, die den Saum priesterlicher Soutanen vor Schmutz und Beschädigung schützten, inspirieren lassen. Am Rand der roten Schuhe blitzt keck eine rote Borte hervor.

Silberspitze und Seidentaft

Veronica Ferres trat 2002 in einer Robe aus rosafarbenem Taft mit Silberspitze auf, Dörte Lyssewski 1999 in einem von der Renaissance inspirierten Kleid aus changierender Seide in Gold und Rot. Birgit Minichmayr trug 2010 ein Bustierkleid aus sienarotem Seidensatin. Nur Sophie von Kessel fiel aus der Reihe: Sie trug 2008 ein Kleid aus blauem Seidentaft. „Es sind acht Kleider, die sich dort wie Freundinnen treffen“, erzählt Nicolai. Bei aller Schönheit sind es auch etwas mitgenommene Freundinnen: Es gibt Flecken, abgewetzte Kanten und Rocksäume, in die sich der Bühnenstaub hineingefressen hat. Der Schönheit tut das keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Spuren des Gebrauchs verleihen den Roben Leben.

www.Infos zur Ausstellung:www.domquartier.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)

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