Als Makemakes vertreten Dominic Muhrer, Markus Christ und Florian Meindl Österreich beim Song Contest, am Freitag ist ihr Debütalbum erschienen.
Wir sind im Hotel am Brillantengrund in Neubau – es scheint eine natürlichere Umgebung für Sie als die Songcontest-Bühne. Wer hat das Hotel ausgesucht?
Dominic Muhrer: Wir. Wir brauchen ja nicht so High-Class-Sachen, uns hat's da gefallen, es ist nett eingerichtet.
Florian Meindl: Und es gab einen Tischtennistisch, aber ich hab leider herausgefunden, dass es ihn nicht mehr gibt.
Sie sind nach einem Gott der Osterinseln benannt. Wie lautet Ihr Gründungsmythos?
Muhrer: Wir machen ja schon seit 2007 gemeinsam Musik. Aber als wir schlussendlich unseren Stil für uns entdeckt haben, haben wir gesagt: Neuer Sound, neues Projekt, neuer Name, und zu der Zeit haben sie diesen Zwergplaneten entdeckt, der nach dem Schöpfungsgott der Osterinseln, dem Makemake, benannt wurde. Irgendwie haben wir den Klang lustig und passend gefunden. Und wenn man am richtigen Platz am Mondsee steht und nach Süden schaut, sieht man natürlich den Stern.
Was war der Auslöser für den Neustart?
Muhrer: Wie bei allem braucht man eine gewisse Zeit, bis man sich selbst findet. Der Flo und ich machen ja schon ewig gemeinsam Musik. Wir haben von Punk bis Reggae eigentlich alles durchgenommen und dann eine gewisse Phase gebraucht, bis wir herausgefunden haben, dass das Bluesige und der Sound von Bill Withers bis Jimmy Hendrix das ist, was uns am besten gefällt. Letzten Endes war der rote Faden Rock und Blues.
War Ihnen die Musikausbildung wichtig?
Muhrer: Gitarre spielen habe ich mir selbst beigebracht, aber die musikalische Ausbildung ist etwas Essenzielles bei uns. In erster Linie haben wir eine rhythmische Ausbildung, weil der Flo und ich beide bei Martin Grubinger (dem Vater von Percussion-Weltstar Martin Grubinger, der auch beim Song Contest auftritt, Anm.) Schlagwerk gelernt haben.
Meindl: Er hat uns einen eigenen Zugang zur Musik beigebracht, nämlich dass ganz oben immer der Spaß steht.
Was haben Sie als Ihr erstes Ziel formuliert?
Muhrer: Da gibt's mehrere. Angefangen damit, ein Album rauszubringen. Wir haben schon zwei Alben fertig aufgenommen gehabt, die uns aber nie gut genug waren, oder nicht mehr entsprochen haben. Und dann wollten wir auf so großen Bühnen spielen wie möglich. Und was auch groß auf unserer Lebensliste gestanden ist, war, einmal nach Amerika zu fahren und dort in einem Studio ein Lied aufzunehmen, und das haben wir jetzt für den Song Contest ermöglicht bekommen.
Und seit Freitag gibt es nun ein Album.
Muhrer: Es ist im Grunde Rock, aber von der ganz bluesigen, langsamen Nummer bis zur Vollgas-Rock'n'Roll-in Your-Face-Nummer ist alles dabei.
Markus Christ: Und man empfiehlt, das Album unbedingt zu Hause oder mit Freunden gezielt und mit geschlossenen Augen durchzuhören.
Die großen Bühnen hatten Sie auch: Sie haben mit Bon Jovi gespielt, nach dem Song Contest gehen Sie mit One Republic auf Tour.
Muhrer: Die haben für die Burg Clam einen Support gesucht. Wir sind von unserer Booking-Agentur vorgeschlagen worden, und denen hat das anscheinend so gut gefallen, dass sie uns auf die ganze Osteuropatour mitnehmen.
Haben Sie je überlegt, das Salzkammergut hinter sich zu lassen?
Muhrer: Nein. Der Flo und ich haben ja zwei Jahre in Wien gewohnt. Das war unsere musikalische Selbstfindungsphase. Es gefällt uns extrem gut daheim, und wir werden da sicher nie weggehen, wir brauchen unser Umfeld und die Umgebung. Aber so ein paar Monate in Amerika in der Mojave-Wüste in einem Studio zu verbringen – das könnten wir uns vorstellen.
Warum die Wüste?
Muhrer: Weil wir, als wir in Los Angeles waren, ein paar Tage drangehängt haben, nach Joshua Tree gefahren sind und eine coole Zeit gehabt haben.
Christ: Desert Sessions, Red Hot Chili Peppers. Alle waren dort und haben die Inspiration auf sich einwirken lassen.
In einer Kritik wurde Ihnen ein Gespür für Rockgeschichte attestiert. Mit wem sind Sie aufgewachsen?
Muhrer: Mit ganz vielen Oldies. Ich persönlich eben mit Withers und Hendrix. Auch alle mit Bob Marley, Beatles, Rolling Stones.
Christ: Thin Lizzy.
Wie haben Sie das entdeckt?
Muhrer: In der Plattensammlung unserer Eltern hauptsächlich.
Sie sind der Platte treu geblieben.
Muhrer: Definitiv. Darum wird unser Album im Juni auch noch auf Vinyl herauskommen. Weil uns das wichtig ist.
Meindl: Weil es ein eigener Prozess ist, wie man das anhört. Du gehst zum Plattenspieler, legst die Platte bewusst auf, legst die Nadel drauf, und hörst es anders, als wenn du ins Internet gehst und auf Play drückst.
Hatten Sie immer Plattenspieler?
Christ: Ich hab immer einen daheim gehabt. Dann hab ich ihn einmal kaputt gemacht, weil ich versucht hab zu scratchen.
Meindl: Meiner ist immer noch ein alter Technics aus den Siebzigerjahren, von meinem Dad.
Sind die Siebziger das Jahrzehnt, das Sie stilmäßig am meisten beeinflusst hat?
Christ: Schauen wir etwa so aus?
Meindl: Es war ein sehr inspirierendes Zeitalter.
Muhrer: Die haben damals auf jeden Fall cool ausgeschaut und extrem geile Musik gemacht. Das taugt uns halt.
Seit wann gibt es Ihre Bärte und Haare?
Muhrer: Seit sie wachsen. Von klein auf habe ich mir gewünscht, dass ich einen Bart kriege. Ich bin mit meinem Dad vor dem Spiegel gestanden und hab mich mitrasiert mit Rasierschaum.
Christ: Ich bin immer schon auf Schnauzer abgefahren. Und jetzt hab ich ihn.
Muhrer: Ich glaub ja an die Theorie: Den Bart, den man sich als kleines Kind wünscht, den kriegt man dann auch.
Noch zum Song Contest. Ist der zuletzt cooler geworden?
Muhrer: Mit vorigem Jahr auf jeden Fall. Conchita ist ja eine Klasse für sich. Uns ist aber schon bewusst geworden, dass wir alles andere als ein typischer Song-Contest-Act sind. Wir kämpfen dafür, dass wir dem Song Contest mitgeben, dass es um die Musik geht, und nicht um das Drumherum.
Welches Drumherum?
Muhrer: Strobos (Blitzgeräte, Anm.),großartige LED-Show, Tänzer und so weiter. So etwas brauchen wir nicht und werden wir auch nicht machen.
Hat man versucht, Sie zu verbiegen?
Christ: Man kriegt Vorschläge von allen möglichen Seiten, aber die Entscheidung treffen wir.
Christ: Der kreative Bereich bleibt bei uns.
Meindl: Verbiegen lassen wir uns nicht.
Ihr Coolnessrezept lautet ja „Landluft und Bier“. Die Landluft fehlt jetzt, da muss wohl das Bier herhalten.
Christ: Ja. Punkt.
Für den Song Contest haben Sie sogar ein eigenes Makemakes-Bier gebraut.
Meindl: Ein Pale Ale. Aber es ist auch für Nichtbiertrinker geeignet. Wir sind ja grundsätzlich sehr bieraffin. Mein Opa ist noch dazu Braumeister, da hab ich so einiges mitgekriegt.
Sie waren auf Tour, dazu die vielen ESC-Termine. Wie ist es?
Muhrer: Schlafen tun wir nicht viel, das sieht man vielleicht. Es ist cool. Wir genießen das gerade. Wir sind zum Glück zu dritt unterwegs. Wir sind froh, dass wir das gemeinsam erleben dürfen, und machen uns da eigentlich immer eine Gaude. Jetzt müssen wir nur aufpassen, dass wir keine Alkoholiker werden, dann ist alles gut.
Steckbrief
2012 wurden die Makemakes von Sänger Dominic Muhrer, Schlagzeuger Florian Mandl und Bassist Markus Christ gegründet. Sie traten schon als Vorgruppe von Bon Jovi auf, nach dem Song Contest gehen sie mit One Republic auf Tour.
Diesen Freitag erschien ihr Debütalbum. Ein Rockalbum, das man „mit geschlossenen Augen durchhören sollte“.
Am Samstag vertreten sie Österreich beim Finale des Song Contest in Wien.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2015)