Wolfgang Fischer: "Wollen Song Contest wieder"

(c) Stanislav Jenis
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Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Stadthalle, über Klimaanlagen und warum die Stadthalle ohne Förderungen nie positiv abschließen kann.

Die Presse: Im Vorfeld des Song Contest wurde viel über eine zusätzliche Klimaanlage in der Stadthalle diskutiert. Was haben wir denn jetzt? Moderate Kühlung wie in Barcelona oder doch kalte Räume wie in Dubai?

Wolfgang Fischer: Ich würde sagen, nach dem Wettersturz geht es in Richtung Dubaikühlung. Um es seriös zu beantworten: Der ORF hat eine Zusatzkühlung angeschlossen, um nichts dem Zufall zu überlassen.

Wie lange läuft die Kühlung schon, und wer zahlt sie?

Die Showwoche über ist sie schon im Einsatz, ich glaube, in der Probewoche lief sie auch schon. Bezahlt wird sie vom ORF. Und da es nicht unsere Klimaanlage ist, kann ich zu den Kosten auch keine Antwort geben.

Aber zu den Kosten in der Stadthalle. Hält das Budget von 8,89 Millionen?

Ja, das hält sicher.

Was bringt der Wettbewerb eigentlich der Stadthalle?

Ich würde mich nicht trauen, zu sagen, durch den Song Contest kommen sieben internationale Shows mehr. Aber durch ihn wird ein anderes Klientel auf uns aufmerksam. Die Insider in der Branche wissen ja, was hinter so einem Projekt steckt. Und wenn es weiter so ablaufen wird wie jetzt, dann ist das schon eine Visitenkarte.

Die Halle D sollte schon längst einmal renoviert werden, wann wird man das angehen?

Die Frage muss man dem Eigentümer (Wien Holding, Anm.) stellen. Unsere Halle ist jetzt 57 Jahre alt. Aber auf sie wurde, weil das Facility Management bei uns im Haus ist, immer gut aufgepasst. Für ihr Alter ist die Stadthalle in einem Top-Zustand. Dass eine Klimaanlage, die 1957 errichtet wurde, gelegentlich keine Dubaikühlung zustande bringt, ist aber auch klar.

Das heißt, im Moment gibt es keine konkreten Sanierungspläne.

Wollen ja, müssen nein.

Gibt es derzeit Shows, die in der Stadthalle aus technischen Gründen nicht stattfinden können.

Alle Open-Air-Shows. Nein, im Ernst. Bei den Indoorshows ist alles möglich. Helene Fischer kann noch immer mit ihrem Drachen durch die Halle fliegen. Natürlich hat man Themen wie die geplante Rampe backstage. Die ist derzeit so steil, dass die lange Limousine von Elton John aufsitzt.

Die Auslastung ist sehr gut, die Halle D ist fast täglich gebucht.

Ja, bei manchen gefragten Terminen stoßen wir sogar an unsere Grenzen.

Wieso hat die Stadthalle dann im aktuellen Geschäftsbericht ein Minus von 8,4 Millionen produziert?

Der Abschluss im Jahr 2013/2014 ist der operativ beste seit 15 Jahren.

Der mit den minus 8,4 Millionen?

Minus kann man das nicht nennen. Die Stadthalle hat ja einen Zuschuss von der Stadt Wien bekommen. Der ist für den laufenden Betrieb, für Personal, Miete etc. – wie bei anderen Kulturbetrieben auch.

Ja, aber die Förderung ist jedes Jahr so hoch, wie das Minus ist. Wieso zeigt sich eine volle Auslastung nicht in schwarzen Zahlen?

Veranstaltungshallen sind eine Infrastrukturleistung der jeweiligen Länder und Städte. Das ist auch eine kulturpolitische Ansage. Natürlich kann ich doppelt so hohe Miete von den Veranstaltern verlangen, dann kommen sie aber nicht. Wenn ich mehr Eintritt verlange, dann kommen die Leute nicht.

Was ist das Teure an der Stadthalle?

Die Instandhaltung. Wir arbeiten nicht mit ausgelagertem Facility Management. Die Personalkosten für die 145 Mitarbeiter sind der größte Teil.

Es gibt Leute, die sagen, dass die Stadthalle von zu vielen Beamten verwaltet wird.

Wir sind eine GmbH und beschäftigen keine Beamten. Es ist auch die Frage, wer diese Vorwürfe macht. Das gelegentlich Mieter die Stadthalle gern billiger hätten, ist nichts Neues. Man kann freilich das gesamte Facility Management auslagern, dann hat man aber nicht geringere Instandhaltungskosten. Weil dann kommt eine externe Firma und färbelt die Wand an, und im nächsten Jahr haben wir das gleiche Problem wieder. Von den 145 Mitarbeitern sind 80 Hallenarbeiter, da bleibt wenig für den Rest des Betriebs über.

Sie glauben nicht, dass die Stadthalle jemals ohne Förderung in den schwarzen Zahlen stehen wird?

Schön wäre es. Aber ich weiß nicht wie. Auch in der European Arena Association gibt es keine Multifunktionshalle, die ohne Zuschüsse auskommt.

Wie viel vom Song Contest haben Sie sich denn selbst angesehen?

Von jeder Show 15 Minuten, das erste Semi-Finale ohne die Votings. Spannend sind für mich die zwei Stunden vor den Shows. Der Einlass, der Ablauf.

Halten Sie zu einem Land?

Ja, Österreich. Ich will ihn ja nächstes Jahr wieder machen.

Im Ernst?

Ja. Im Vorjahr hatten wir ja keine Referenzen, aber jetzt ist alles eingespielt. Das Einzige, was mir Sorge bereiten würde, ist, dass schon wieder Veranstaltungen im Mai 2016 gebucht sind. Die müssten wir wieder verschieben.

ZUR PERSON

Wolfgang Fischer ist seit 2012 einer der zwei Geschäftsführer in der Wiener Stadthalle. Davor arbeitete Fischer fast 20 Jahre im ORF. Zuerst als freier Mitarbeiter bei Radio Wien, später u.a. als Leiter des Human Resources Management. Zuletzt baute er die Public-Affairs-Abteilung des ORF auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2015)

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