Nicole Kidman: »Ich war privat gescheitert«

NICOLE KIDMAN
NICOLE KIDMAN(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die ganz großen Erfolge, erzählt Nicole Kidman der »Presse am Sonntag«, hätten sie reich, aber nicht glücklich gemacht. Heute konzentriert sie sich auf kleinere Produktionen und dezentere Rollen. So wie in ihrem neuen Film, »Die Liebe seines Lebens«.

Mit Rollen in australischen Produktionen machte Nicole Kidman Ende der 1980er-Jahre Hollywood auf sich aufmerksam. Wenig später war sie die Ehefrau von Tom Cruise und in Filmen wie „In einem fernen Land“ zu sehen. Doch der Durchbruch als erfolgreiche und respektierte Schauspielerin gelang erst, als die Ehe geschieden wurde und Kidman preisgekrönte Hauptrollen in „Moulin Rouge“, „The Hours“ oder „Unterwegs nach Cold Mountain“ übernahm. Nach „Paddington“ sieht man sie nun in dem auf wahren Begebenheiten basierenden Drama „Die Liebe seines Lebens“. Wir trafen Kidman in Toronto.

Frau Kidman, eine kurze Frage zum Einstieg, weil wir uns hier in einem Steak-Restaurant treffen: War das Ihre Idee?

Nicole Kidman: Nein, damit habe ich nichts zu tun (lacht). Wir sind ja auch nicht zum Essen hier. Aber ich muss gestehen, dass ich in der Tat ein großer Fleischfan bin. Ich habe einmal eine Weile versucht, vegetarisch zu leben. Denn vom Prinzip her finde ich die Sache natürlich sehr gut. Doch ich konnte meinen Gelüsten nicht widerstehen, da bin ich leider sehr disziplinlos. Deswegen esse ich eigentlich alles. Außer Erdbeeren, denn von denen bekomme ich sofort Ausschlag.

Kommen wir zu Ihrem neuen Film, „Die Liebe seines Lebens“. Darin spielen Sie ja eigentlich nur die zweite Geige...

Stimmt, im Grunde habe ich nicht sonderlich viel zu sagen, schließlich handelt der Film nicht von meiner Figur Patti, sondern von ihrem Mann Eric und dessen Schicksal. Aber gerade das fand ich ja so spannend. Es ist eine besondere Herausforderung, in wenigen Szenen und mit kleinen Momenten und Gesten eine Figur zum Leben zu erwecken und ihre Gefühle oder Gedanken zu transportieren. Abgesehen davon, dass es mir egal ist, wie groß meine Rolle ist, wenn ich eine Geschichte wirklich spannend finde.

Sie spielen nicht zum ersten Mal eine reale Person. Aber Patti Lomax ist die erste, die noch lebt, nicht wahr?

Das stimmt. Und zunächst dachte ich, mir würde das vielleicht zu viel Respekt einflößen. Als wir mit den Dreharbeiten begannen, lebte sogar Eric selbst noch, und natürlich wollte Colin Firth ihn unbedingt treffen. Ich war skeptisch, ob mich das nicht in meiner Kreativität beim Spielen beeinträchtigen würde. All diese Bedenken verflogen, als Colin und ich dann tatsächlich bei den beiden im Wohnzimmer saßen, gleich um die Ecke von unserem Drehort. Genau wie ich liebt sie Blumen, und so nahm sie mich mit in ihren Garten, wo wir uns lange unterhalten haben. Am Ende gab sie mir quasi ihren Segen – und bedankte sich sogar noch bei mir. Für mich sprach das Bände, was ihre Großzügigkeit angeht. Und genau die habe ich natürlich versucht zu vermitteln.

Trügt eigentlich der Eindruck, oder arbeiten Sie in letzter Zeit wieder häufiger und lieber als noch vor ein paar Jahren? „Die Liebe seines Lebens“ ist der vierte Film innerhalb eines Jahres, bald folgt Werner Herzogs „Queen of the Desert“...

Das Timing ist natürlich ein bisschen Zufall. Und es ist nicht so, dass ich zwischendurch keine Lust mehr hatte. Aber in der Tat bin ich nach den Geburten meiner Töchter ein paar Jahre kürzer getreten. Dass die Wirtschaftskrise irgendwann auch Hollywood erwischte, hat mir dann in meiner Karriere interessanterweise wieder neue Möglichkeiten eröffnet. Weil die meisten Filmproduktionen weniger Geld zur Verfügung haben, wird die Dauer der Dreharbeiten immer kürzer. Man verbringt viel weniger Zeit am Set als noch vor ein paar Jahren. Das kommt mir als Mutter von zwei kleinen Mädchen, die möglichst viel Zeit mit ihrer Familie verbringen will, natürlich sehr entgegen.

Einige der Filme waren allerdings eher Flops, manche Rollen eher klein. Vermissen Sie manchmal die Jahre zu Beginn des neuen Jahrtausends, als Sie eine erfolgreiche Hauptrolle nach der nächsten spielten?

Wissen Sie, das war damals eine seltsame Zeit. Vor allem, als ich den Oscar gewann. Ich war damals beruflich so erfolgreich wie nie zuvor, aber privat war ich irgendwie gescheitert. Ohne Frage hätte ich jede Menge Gründe zum Feiern gehabt, doch eigentlich war mir nur elend und einsam zumute. Meine Ehe war beendet, ich war allein. Deswegen bedauere ich es heute gar nicht unbedingt, wenn meine Filme nicht mehr ganz die Erfolge sind wie damals. Stattdessen habe ich jetzt meine Familie und bin im Privatleben glücklich.

Steckbrief

Nicole Kidman
wurde 1967 auf Hawaii (Honolulu) geboren. Schon bald zog ihre Familie wieder zurück in ihre Heimat, Australien. Es folgten Kindertheater, kleine, aber erfolgreiche Produktionen, die Entdeckung für Hollywood und die Hochzeit mit Tom Cruise.

Richtig erfolgreich wurde sie aber erst nach der Scheidung, drehte „The Others“, „Unterwegs nach Cold Mountain“ und schließlich „The Hours“, wofür sie den Oscar bekam.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2015)

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