Roter Teppich für Plácido Domingo

AUSTRIA SALZBURG FESTIVAL
AUSTRIA SALZBURG FESTIVAL(c) APA/EPA/BARBARA GINDL
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Der Festspielball wurde zwar gestrichen, dennoch jagt in Salzburg ein Empfang den nächsten. Höhepunkt ist die Gala zum 40. Bühnenjubiläum des spanischen Opernstars.

In diesem Jahr gibt es keinen Festspielball und (noch) keinen angekündigten Hollywood-Star, den ein Sponsor einfliegt. Und trotzdem haben die Salzburger Festspiele nicht weniger Glamour und gesellschaftlichen Glanz zu bieten als sonst. Einer der Höhepunkte des Sommers ist die große Gala für Plácido Domingo mit einem Konzert im Festspielhaus und anschließendem Dine & Dance in der Salzburger Residenz.

Auch wenn die Gala anlässlich des 40. Bühnenjubiläums des Opernstars gar nicht im offiziellen Programm beworben wurde, ist sie so gut wie ausverkauft. Bei einem Preis von 750 Euro für den Benefizabend pro Person alles andere als selbstverständlich. Die offizielle Eröffnung der Salzburger Festspiele findet zwar erst am Sonntag statt, das treue Festspielpublikum ist aber längst an der Salzach eingetroffen. Schnell hat sich die Ouverture spirituelle, die sich heuer dem Hinduismus widmet, auch zu einem gesellschaftlichen Präludium gemausert. Nadja Swarovski lud vor der Premiere des „Jedermann“ in die Salzburg Kulisse. Ein Thema unter den weiblichen Gästen: die kristallbesetzte Robe von Buhlschaft Brigitte Hobmeier. Das Fest im Stieglkeller nach der ersten Vorstellung ließ die Darsteller von Jedermann, Buhlschaft, Tod, Glaube & Co. von einer der stimmungsvollsten Premierenfeiern der Saison schwärmen. Dirigent Nikolaus Harnoncourt, der am Mittwochabend eine umjubelte Missa solemnis leitete, erhielt am Donnerstag den Wolfgang-Schüssel-Preis 2015 der Internationalen Salzburg Association (ISA). Landeshauptmann Wilfried Haslauer als Präsident der ISA überreichte die Auszeichnung vor ausgewählten Gästen im Kavaliershaus Kleßheim. Mit dabei: Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, der künstlerische Leiter Sven Eric Bechtolf und viele Künstler. Ehrungen gab es auch für den Komponisten Wolfgang Rihm, dessen Oper „Die Eroberung von Mexiko“ am Sonntag die Festspiele eröffnet, und den ehemaligen Festspielintendanten Alexander Pereira.

Nach dem gesellschaftlichen Aufwärmen geht es an diesem Wochenende richtig los. Premieren, Eröffnungen, Ehrungen und Empfänge: Der Terminkalender der mehr oder weniger Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Medien ist voll. Zeitmanagement ist gefragt, will man überall dabei sein. Zur Pflicht gehört die Eröffnung des Festivals am Sonntagvormittag.

Offizieller Auftakt am Sonntag

Die halbe Bundesregierung kommt, die Landes- und Stadtregierung, Salzburgs Bürgermeister, Künstler, Diplomaten, Vertreter der Kirche, der Universitäten. Erstmals seit Längerem gibt es wieder einen Staatsgast beim Festakt. Bundespräsident Heinz Fischer hat seinen rumänischen Amtskollegen, Klaus Johannis, und seine Frau, Carmen, eingeladen. Nach der Eröffnung – die Rede hält der Autor und Literaturwissenschaftler Rüdiger Safranski – geht es im kleineren Rahmen zum Mittagessen in die Salzburger Residenz. Die inoffizielle Eröffnung, die ISA-Gala findet schon am Vorabend des Festakts statt. Schloss Leopoldskron, das einst Festspielgründer Max Reinhardt gehört hat, versetzt die großteils internationalen Gäste alljährlich in Verzücken mit dem von Fackeln beleuchteten Park, dem Ambiente des geschichtsträchtigen Schlosses und der Kulisse vor Leopoldskroner Weiher und Untersberg. Fischer und sein Amtskollege Johannis werden heuer im Schloss erwartet. Auf der Gästeliste stehen die üblichen prominenten Namen: Porsche, Thyssen-Henne, Sayn-Wittgenstein-Sayn.

Ein weiterer Fixtermin am Eröffnungswochenende: der Empfang der Industriellenvereinigung im M32. Salzburgs IV-Präsident Rudolf Zrost, IV-Präsident Georg Kapsch, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Landeshauptmann Wilfried Haslauer haben den Termin am Sonntagabend im Kalender vorgemerkt. Die Audi-Night für Geschäftspartner und Freunde des Festspiel-Sponsors, Premierenfeiern und Einladungen zu Mittag- oder Abendessen bestimmen die nächsten Wochen. Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn lädt unermüdlich in ihr Domizil in Fuschl, das Hotel Sacher organisiert wieder ein Schwammerlessen. Wer dazu gebeten wird, der darf sich als dazugehörig fühlen. Die Einladungen sind so etwas wie ein gesellschaftlicher Ritterschlag. Und das zählt in Salzburg bei manchen Menschen mehr als eine gut gelungene Aufführung.

Wer sonst noch kommt? Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hat Salzburg noch kaum einen Sommer ausgelassen, auch die niederländische Prinzessin Margriet von Oranien-Nassau gilt als Stammgast. Gloria von Thurn und Taxis, Thomas Gottschalk, Bianca Jagger, Ferdinand Piëch, Franz Beckenbauer, Eliette von Karajan werden auf dem roten Teppich für die Paparazzi posieren. Wer dem Blitzlichtgewitter und Gedränge vor dem Festspielhaus lieber entgeht, kommt inkognito über den Hintereingang, um die Kunst unerkannt zu genießen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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