Jennifer Lawrence: "Wir hatten enorm viel Spaß"

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»Die Tribute von Panem«-Filme machten Jennifer Lawrence zum Superstar. Während der Drehtage in Berlin lernte sie dort vor allem die Biergärten der Stadt zu schätzen.

Am Anfang stand Skepsis: Schon wieder eine Jugendbuchserienverfilmung? Als 2012 der erste Teil der „Tribute von Panem“ ins Kino kam, war die Vorfreude durchwachsen, vor allem hier in Europa, wo Suzanne Collins Romantrilogie um die „Hunger Games“ längst nicht so populär ist wie im Entstehungsland USA. Doch nun, angesichts des furiosen Finales, „Mockingjay 2“, ist klar: Hier wurde großes geschaffen. Unter anderem auch ein Superstar. Jennifer Lawrence war bei Drehbeginn von Teil eins gerade einmal vielversprechende Nachwuchsmimin. Heute ist sie eine der bekanntesten und gefragtesten Schauspielerinnen ihrer Generation.

Ihre Filmfigur ist eine starke weibliche Filmheldin. Was nimmt man als Schauspielerin mit, wenn man so jemanden spielt?

Jennifer Lawrence: So viel, wie man kann. Katniss Everdeen war und ist eine Quelle der Inspiration für mich. Sie ist großherzig und doch kaltschnäuzig, sie ist stark, selbstbewusst, unabhängig und trotzdem gütig. Ich wäre gern wie sie. Vor allem von ihrem Mut und von ihrer Umsicht würde ich mir gern ein Stück abschneiden.

Ist es traurig, sie jetzt zurückzulassen?

Auf jeden Fall. Aber ich blicke mit großem Stolz auf das zurück, was wir alle da geschafft haben, und es kommt mit diesem letzten Film zu einem wirklich perfekten Ende. Ich finde, es ist ein guter Abschluss für diese Geschichte, sowohl auf einer emotionalen als auch auf einer erzählerischen Ebene.

Vor allem jungen Leuten bietet die Geschichte eine deutliche politische Botschaft.

Ja, das stimmt. Ich finde es ja immer wieder spannend, wenn man etwas beim Namen nennt, dann gibt es die heftigsten Reaktionen auch auf die harmlosesten politischen Anspielungen. Wenn man allerdings die Geschichte wie hier in ein bisschen Fantasy hüllt, dann kann man ganz unverblümt politische Messages sogar in einem Blockbuster verbreiten. Und vielleicht inspiriert es ja einige, wirklich darüber nachzudenken: Dass es etwa keine Revolution ohne Menschen geben kann, die bereit sind, sich für die Sache zu opfern. Dass man immer offen für Neues sein soll und sich für die Welt und die anderen interessiert. Und dass Krieg schreckliche Konsequenzen hat – immer.

Ein Teil der Außenaufnahmen von „Die Tribute von Panem: Mockingjay 2“ wurde in Berlin gedreht, dessen Architektur als Hauptstadtsektor Capitol herhält.

Spätestens seit diesem Dreh ist Berlin auch meine absolute Lieblingsstadt. Ich hätte nie gedacht, wie viele wirklich abgefahrene Locations es dort gibt; viele dieser Häuser sehen aus wie nicht von dieser Welt. Aber dabei ist Berlin so eine lebendige Stadt, wir hatten enorm viel Spaß hier.

Was, abgesehen von den Bauten, hat Ihnen dort am besten gefallen?

Die Biergärten. Solche Plätze, wo man entspannt mitten in der Stadt im Grünen sitzen kann und gemeinsam mit Freunden Essen und köstliches Bier trinken kann, gibt es bei uns in den USA eigentlich nicht.


Der Dreh in den Abwassertunnels war wohl weniger relaxed?

Ja, das war der härteste Teil der Arbeit. Es war zwar kein echtes Kanalsystem, diese Tunnels wurden extra in einer Soundstage in Atlanta erbaut, aber gestunken hat es trotzdem ganz furchtbar. Wir sind stundenlang im Wasser gestanden, und unsere Kostüme haben sich total vollgesogen und waren 20 Kilo schwer. Es war unglaublich anstrengend. Und ich habe einen heftigen Tritt ins Gesicht abbekommen.

Jennifer, auch in diesem Film geben Sie, wie auch schon im Film davor, einen Song zum Besten. Wie wäre es denn mit einem ganzen eigenen Album?

Nein, glauben Sie mir, das wollen Sie nicht. Ich stehe total auf Musik und bewundere Menschen, die singen können – aber ich glaube nicht, dass ich zu dieser Kunstform aktiv etwas Sinnvolles beitragen könnte. Oder sollte.

Vor Kurzem wurde bekannt, dass es demnächst einen „Hunger Games“-Freizeitpark geben wird. Werden Sie ihn besuchen?

Genau, ich wollte immer schon mit dem Jennifer Lawrence Ride mitfahren. Ich habe gehört, er ist wirklich spektakulär (lacht). Nein, im Ernst, das war eigentlich nicht etwas, was auf meiner Wunschliste vermerkt ist. Mit solchen Dingen rechnet man nicht, wenn man als Schauspielerin anfängt.

Steckbrief

Jennifer Lawrence stammt aus Louisville im US-Bundesstaat Kentucky (*1990). Sie hat keine Schauspielausbildung. Über mehrere kleine Nebenrollen arbeitete sie sich nach oben, bis ihr 2010 in „Winters Bone“ der Durchbruch gelang.

Zum Star wurde sie 2012 mit dem ersten Teil der „Tribute von Panem“. Für ihre Hauptrolle in „Silver Linings“ erhielt sie einen Oscar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2015)

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