Taubenkobel zieht ins Supersense: Pop-up für Kunst und Kulinarik

Supersense
Supersense(c) Stanislav Jenis
  • Drucken

Ab Mittwoch ist der Taubenkobel zu Gast im Supersense im zweiten Bezirk - um zu kochen, Speisekarten zu drucken und der Kunst Raum zu geben.

Es soll ein bisschen mehr als eine Schauküche sein. Ein Experiment, bei dem vor Ort Speisekarten gedruckt werden, Gläser geblasen, Messer geschliffen, Senf produziert und eben ein Menü gekocht wird. Aber auch eines, bei dem Künstler für einen guten Zweck Theatersessel gestalten, Lesungen oder Konzerte abhalten. „Das ist kein Pop-up-Restaurant, sondern ein ungewöhnliches Projekt, ein multisensorisches Erlebnis“, sagt Florian Kaps, Mitbegründer des Concept Store Supersense, über das Projekt Zum Tauben Dogen.

Ab Mittwoch ist im Supersense im Dogenhof, das sich als eine Art Anlaufstelle für Analoges versteht, nämlich das Restaurant Taubenkobel zu Gast. Bis zum 23. Dezember sollen hier also „alle Sinne bespielt werden“, wie es Klaps nennt. Er selbst tut das gemeinsam mit seinen Supersense-Kollegen ohnehin schon länger – allerdings kommt nun eine neue kulinarische Komponente dazu. Kaps holt etwas aus, um das Supersense zu erklären: „Es geht um eine Wiederentdeckung der Sinne. Die Leute sind draufgekommen, dass alles, was sie digital sehen und entdecken, eine Glasscheibe davor hat.“ Deshalb hat er im Supersense neben einer kleinen Kaffeebar auch ein Geruchslabor, ein analoges Schallplattenstudio und eine kleine Druckerei installiert.

Charity mit Wurm, Molden und Co.

Ab Mittwoch wird all das gemeinsam mit Alain Weissgerber und Barbara Eselböck genutzt. Das Paar, das mittlerweile den Taubenkobel führt, sei jede Woche einmal in Wien. „Irgendwann waren sie bei uns. Wir haben uns unterhalten und gemerkt, dass es viele Überschneidungspunkte gibt“, sagt Kaps zur Entstehung der Kooperation.

Ein halbes Jahr haben die Vorbereitungen für den Tauben Dogen gedauert. „Das war sehr viel Arbeit. Wir mussten die ganze Küche erst aufbauen“, sagt Barbara Eselböck. Dass gleich das komplette Team mit übersiedelt, war für sie von Anfang an klar: „Wenn, dann schon richtig.“ Also hat das Restaurant im burgenländischen Schützen am Gebirge während des Gastspiels geschlossen, nur die Greißlerei hält den Betrieb aufrecht.

Tagsüber werden im Tauben Dogen Frühstück, Mittagsgerichte und kleine Gerichte serviert. Parallel dazu werden auch Lebensmittelproduzenten zu Gast sein, ihre Produkte vorstellen und teilweise vor Ort produzieren. Zum Beispiel die Gärtnerei Bach, die Fischerei Gut Dornau, Gugumucks Wiener Schnecken oder die Winzerin Birgit Braunstein. Abends wird das Supersense in Form von geschlossenen Veranstaltungen (etwa Weihnachtsfeiern) bespielt. „Man kann aber auch als Privatperson kommen, es ist nur wichtig, dass man sich anmeldet“, so Kaps.

Neben (analogen) Workshops werden auch Künstler zu Gast sein. Für die wiederum ist Taubenkobel-Seniorchef Walter Eselböck zuständig. Für ihn ist das auch ein bisschen ein Zurück zu den Wurzeln des Taubenkobels. „Kunst war für uns immer wichtig. Am Anfang gab es immer Lesungen und Konzerte im Taubenkobel, das ist aufgrund des Erfolgs im Gourmetbereich zurückgegangen.“ Deshalb wird im Tauben Dogen auch jeden Abend ein Künstler zu Gast sein – nicht nur, aber auch für den guten Zweck. „Wir machen eine Kunstaktion, die wie ein Adventkalender funktioniert.“ Künstler wie Erwin Wurm, Mavie Hörbiger, Norbert Brunner, Ernst Molden, Thomas Maurer oder Hubertus Hohenlohe werden dazu einen klassischen, goldenen Wiener Theaterstuhl bearbeiten beziehungsweise gestalten. Am 23. Dezember werden die Kunstwerke zugunsten der Organisation Connecting People, die sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmert, versteigert. Jeden Samstag finden Lesungen oder Konzerte statt.

Für Walter Eselböck passt all das gut zusammen: „Essen und Trinken ist die subtilste Art der Kultur in einem Land.“ Ein Versuch, die Fühler auch nach Wien auszustrecken, sei das Gastspiel aber nicht, beteuert er ebenso wie seine Tochter Barbara. Ob es weiterhin ähnliche Projekte geben wird, sei ebenso offen. Oder, wie Florian Kaps dazu meint: „Was genau das alles wird, wissen wir erst am 23. Dezember.“

AUF EINEN BLICK

Zum Tauben Dogen heißt das Gastspiel des Restaurants Taubenkobel im Concept Store Supersense im Dogenhof (Praterstraße 70, 1020 Wien). Von 25. Nov. bis 23. Dez. wird hier von Montag bis Samstag Taubenkobel-Küchenchef Alain Weissgerber mit seinem Team aufkochen (ab 9. 30 Uhr, abends nur nach Reservierung). Zusätzlich werden analoge Workshops abgehalten, präsentieren Produzenten ihre Lebensmittel und sind Künstler für eine Charity-Aktion zu Gast, u. a. Erwin Wurm, Mavie Hörbiger oder Ernst Molden. www.zum-tauben-dogen.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.