Duncan Jones: "Jetzt sind wir Gamer alt genug"

Duncan Jones
Duncan JonesRich Fury / AP / picturedesk.com
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Warum "Warcraft" nur ein Spieler machen konnte – und warum seine Liebe zu Science-Fiction viel mit seinem Vater David Bowie zu tun hat.

Von einem „Warcraft“-Film ist seit mindestens zehn Jahren die Rede. Warum hat es so lang gedauert, das Spiel ins Kino zu bringen?

Duncan Jones: Dafür gab es sicherlich verschiedene Gründe. Bevor ich mit an Bord kam, sah es zum Beispiel eine ganze Weile so aus, als würde mein Kollege Sam Raimi den Film machen. Doch dann hatten Blizzard, die für das Spiel verantwortliche Firma, und er wohl unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die Sache aussehen solle. Dass es zwischen Sam und mir einen nicht ganz unerheblichen Altersunterschied gibt, hat sicher einen Grund.

Wie meinen Sie das?

Dass ihm die ersten „Spider-Man“-Filme so gut gelungen sind, hatte viel damit zu tun, dass er als riesiger Comic-Fan aufgewachsen war. Das war seine Welt, und er war genau der Richtige für den Job. Computerspiele dagegen sind eine Sache meiner Generation, ich habe in meiner Jugend jede Menge gespielt. Vielleicht war also die Zeit für einen „Warcraft“-Film erst reif, als wir frühen Gamer alt genug waren, ihn selbst zu drehen.

Sie haben tatsächlich „Warcraft“ gespielt?

Oh ja, da war ich ein Mann der ersten Stunde. Das allererste Spiel hieß „Orcs & Humans“ und kam vor 20 Jahren auf den Markt. Das habe ich mit Begeisterung gespielt. Und danach die Echtzeit-Strategiespiele und anfangs auch „World of Warcraft“. Doch je weiter sich da die Game-Welten entwickelten, desto mehr Raum nahm die Arbeit in meinem Leben ein. Ich hatte kaum noch Zeit zum Spielen, ich musste Geld verdienen. Zum Glück bekam ich meine „Warcraft“-Sucht in den Griff. Aber ein Gamer bin ich heute noch.

Spiele-Verfilmungen haben keinen guten Ruf. Gibt es eine, die Sie gern mochten?

„Mortal Kombat“. Ich weiß schon, dass das kein großartiger Film ist. Aber er hat mir viel Spaß gemacht. Davon abgesehen gibt es gute Filme, die sich erzähltechnisch an Videospielen orientieren. Denken Sie nur an „Edge of Tomorrow“ mit Tom Cruise.

Sie haben also nie befürchtet, dass es unmöglich sein könne, eine gute Spiele-Adaption auf die Leinwand zu bringen?

Dann hätte ich „Warcraft“ sicher nicht gedreht, oder? Aber im Ernst: Ich glaube, man kann wirklich aus jedem Quellenmaterial einen guten Film machen. Man braucht nur die richtige Idee und Vision. Als es vor einigen Jahren hieß, David Fincher drehe einen Film über Facebook, konnte sich niemand vorstellen, was das werden soll. Dann kam „The Social Network“ dabei heraus.

Alle Ihre Filme haben mit Science-Fiction oder Fantasy zu tun.

Das habe ich sicherlich auch meinem Vater zu verdanken. Er hat mich diesbezüglich früh geprägt, hat mir die Filme von Kubrick gezeigt und die Werke von George Orwell, Philip K. Dick oder John Wyndham nähergebracht. Auch Fritz Langs „Metropolis“ habe ich zusammen mit ihm gesehen.

Haben Sie ihn zu Dreharbeiten begleitet?

Selbstverständlich. Ich war damals mit am Set von „Die Reise ins Labyrinth“, was für mich als Kind natürlich das Größte war. Dreharbeiten nicht nur mit dem Papa, sondern vor allem mit Jim Henson und seinen Schöpfungen. Bei „Absolute Beginners“ und „Begierde“ habe ich ihn aber auch mal ein paar Tage besucht. Als er dann an der Fernsehsendung „The Hunger“ arbeitete, lernte ich vor Ort Leute wie Tony Scott kennen. Das war der Knackpunkt in meiner Laufbahn.

Davor war Ihr Ziel eigentlich ein Doktorat.

Ja, in Nashville. Ich habe damals eine ganze Weile versucht, bloß nichts Kreatives zu machen. Das lag unbewusst sicher auch daran, dass ich stets versuchte, meinen Weg vollkommen unabhängig von meinem Vater zu gehen und nicht ständig als „Sohn von“ gesehen zu werden. Selbst als ich später als Regisseur in der Werbebranche arbeitete, bemühte ich mich immer darum, dass möglichst wenige Leute wussten, wer ich bin.

Und nun folgen Sie womöglich seinen Spuren und drehen einen Film in Berlin.

Das ist der Plan. Wobei „Mute“ nichts mit meinem Vater zu tun hat, auch kein neues Projekt ist. Ursprünglich sollte das mein erster Film werden. Wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt, werde ich schon demnächst in Berlin zu drehen beginnen, mit Paul Rudd und Alexander Skarsgård. Und bevor Sie fragen: Ja, auch das ist wieder eine Science-Fiction-Geschichte.

Steckbrief

1971
wurde Duncan Jones in London geboren.

2010
kam mit dem Science-Fiction-Drama „Moon“ sein erster Kinofilm als Regisseur heraus und brachte ihm gute Kritiken ein. Ein Jahr später folgte der Thriller „Source Code“ mit Jake Gyllenhaal und Michelle Monaghan in den Hauptrollen und etablierte Jones als ernstzunehmenden Filmemacher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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