Lilly Leithner: "Ich wusste immer, was ich will"

Boat crews take part in Swan Upping, the annual census of the swan population on the River Thames in southern England
Boat crews take part in Swan Upping, the annual census of the swan population on the River Thames in southern England(c) Leithner
  • Drucken

Alles begann mit einem Kurzurlaub in New York. Mittlerweile lebt die Niederösterreicherin Lilly Leithner ihren Traum als Tänzerin in Los Angeles.

Mehr als 80.000 Menschen im Stadion, mehrere Hundert Millionen vor den Fernsehgeräten. Zwar waren bei der Eröffnungsshow des Champions-League-Finales Ende Mai in Mailand die meisten Augen auf US-Sängerin Alicia Keys („Girl on Fire“) gerichtet, für Familie Leithner aus Oberpiesting bei Wiener Neustadt war aber jemand anderer der Star des Abends – die 24-jährige Lilly Leithner, eine der Background-Tänzerinnen, die mit ihrer Choreografie das Publikum zum Mitmachen animierten.

Bühnen dieser Größenordnung ist die Niederösterreicherin gewohnt, tritt sie doch seit Jahren an der Seite von Kalibern wie Chris Brown, Ciara, Nicki Minaj und Jamie Foxx auf. In Los Angeles gehört sie zu den vielseitigsten, gefragtesten Tänzerinnen und steht auf dem vorläufigen Höhepunkt einer Karriere, die vor vier Jahren mit einem Urlaub in New York begann.

„Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt und wollte noch eine Zeitlang bleiben“, erzählt Leithner. „Da ich bereits zuvor im BigsMile Club in Wien eine Tanzausbildung absolviert hatte, habe ich mich am Broadway Dance Center in New York beworben – und wurde genommen.“ Es folgen eine einjährige Ausbildung und Training, ehe sie beschließt, länger in den USA zu bleiben und ein Künstlervisum für drei Jahre zu beantragen. Sie bekommt das Visum und zieht nach Los Angeles.

Durchbruch in Fernsehshow

„In New York lernst du, in Los Angeles arbeitest du, so funktioniert das in den USA“, sagt die Tänzerin. „Also wurde ich von einer Agentur unter Vertrag genommen und hatte schon bald einen Auftrag, der mir zum Durchbruch verhalf.“ Gemeint ist ein Auftritt mit Sänger Jason Derulo bei der Castingshow „American Idol“, der sie in der Szene schlagartig berühmt machte. „Vorteilhaft dürfte auch mein unkonventioneller Look gewesen sein“, meint Leithner. „Ich habe kurze Haare, Tattoos und Piercings. Diese Besonderheiten werden bis heute sehr geschätzt.“ Und verschaffen ihr Aufträge in Musikvideos, Fernsehshows und Konzerten.

Unter dem berüchtigten Konkurrenzkampf im Showgeschäft von Los Angeles habe sie nur am Anfang ihrer Karriere etwas gelitten. „Vordergründig ist jeder freundlich, aber man weiß nie, ob das auch echt ist. Diese Erkenntnis war nicht leicht für mich und erforderte ein gewisses Umdenken, als ich mit der Ellbogenmentalität konfrontiert wurde“, sagt sie. „Andererseits habe ich durch die Zusammenarbeit mit einer sehr bekannten Tänzerin, die gleichzeitig extrem nett und ehrlich ist, gemerkt, dass du keine Bitch sein musst, um Erfolg zu haben.“

Trotz dieses Erfolgs kann sich Leithner vorstellen, irgendwann nach Europa („London wäre eine Möglichkeit“) zurückzukehren. „Wenn man lange genug in den USA lebt, lernt man Dinge wie eine funktionierende Gesundheitsversorgung und ein gutes Bildungssystem schätzen“, sagt sie. „Außerdem kann ich höchstens bis Ende 30 als Tänzerin arbeiten, das ist wie beim Spitzensport.“ Welche Pläne sie für danach hat? „Tanzchoreografie zum Beispiel, oder Videografie, Cinematografie, Mode – ich kann mir viele Bereiche vorstellen, in denen ich als eigenständige Künstlerin kreativ sein kann. Beim Tanzen bist du ja eigentlich immer nur für andere tätig.“

Erst einmal werden aber die USA ihre Heimat bleiben. Die Greencard (auf zehn Jahre) ist beantragt, an spannenden Herausforderungen wie weltweiten Tourneen mangelt es nicht, und auch das Heimweh hat sie im Griff. Dass ihr Werdegang als Inspiration für junge Leute dient, freut sie ganz besonders. „Es ist mir ein großes persönliches Anliegen zu zeigen, dass man seine Träume mit Ehrgeiz und harter Arbeit verwirklichen kann“, betont sie. „Ich wusste immer, was ich will. Und als Tänzerin hätte ich in Österreich keine Chance gehabt. Daher lautet mein Appell: Folgt eurem Ziel – egal, wie weit weg es erscheinen mag.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.