Welttag der Bühnenwirtshäuser: Kultur direkt vor der Haustür

Edda Mayer-Welley, Wirtin und Obfrau der Bühnenwirtshäuser Niederösterreich
Edda Mayer-Welley, Wirtin und Obfrau der Bühnenwirtshäuser NiederösterreichDie Presse/Akos Burg
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Am Samstag findet der Welttag der Bühnenwirtshäuser Niederösterreich statt. Ein Besuch bei der Vereinsobfrau.

Edda Mayer-Welley ist auf zack. Eine Wirtin – wenn auch eine moderne – wie sie im Buche steht. Das Mittagsgeschäft ist gerade erst am Abflauen, sie posiert schnell für den Fotografen vor dem Wirtshaus und nimmt sich dann Zeit, um über die Bühnenwirtshäuser zu sprechen. Edda Mayer-Welley ist nämlich nicht nur Wirtin des Mautswirtshauses in Mödling, das seit dem 17. Jahrhundert im Familienbesitz ist. Sie ist auch Obfrau des Vereins Bühnenwirtshäuser Niederösterreich, der am Samstag seinen Welttag feiert.

Warum Welttag? „Wir wollten keine Lange Nacht der Bühnenwirtshäuser, weil die haben wir eh jeden Tag. Und auch ein Tag der offenen Tür hat nicht gepasst, also hat irgendjemand den Welttag vorgeschlagen. Warum nicht, immerhin könnte das ja auch international funktionieren“, sagt Mayer-Welley.

Derzeit gibt es elf niederösterreichische Bühnenwirtshäuser, zwei weitere sollen heuer noch dazukommen. Dieter Juster, der in Gutenbrunn ein Wirtshaus betreibt (das sich derzeit aber in einer Schaffenspause befindet), hatte 1992 die Idee mit den Bühnenwirtshäusern, ein Zusammenschluss von Betrieben, die beides anbieten: Kulinarik und Kultur. „Es reicht nicht, wenn ein Wirtshaus dreimal im Jahr einen Ball macht, es muss einen regelmäßigen Kulturbetrieb und einen regelmäßigen Gastronomiebetrieb geben“, sagt die Obfrau. Der Verein habe sich zwar keine Richtlinien überlegt, aber irgendwie passen die Mitglieder gut zusammen, die Qualität stimme einfach bei jedem.

Intimer, aber auch chaotischer

Kabarett, Musik, Lesungen, aber auch Kinderprogramm oder Dia-Vorträge werden in den Bühnenwirtshäusern geboten. „Der Ur-Gedanke war: Kultur vor der Haustür vorzufinden“, sagt Mayer-Welley. Dass man eben nicht in die Stadt fahren müsse, um ein bestimmtes Konzert zu erleben. Wobei sie selbst auch von der Nähe zu Wien profitiere. Denn nicht nur, dass auch einige Wiener unter den Gästen seien, auch die Agenturen, die Künstler vermitteln, wissen den Standort zu schätzen. „Es gibt auch viele Vorpremieren, vor allem von Kabarettisten.“

Das Mautswirtshaus sei das erste Bühnenwirtshaus Niederösterreichs. 1968 habe ihr Vater bereits mit Kulturveranstaltungen begonnen und die Bühne Mayer ins Leben gerufen. „Das war in dem Extrazimmer, irgendwann hat der Kulturbetrieb den Gastwirtschaftsbetrieb gestört und umgekehrt“, also folgte 1990 der Umbau. Im Keller wurde die Bühne Mayer eingerichtet. Ungefähr zu dieser Zeit hat Mayer-Welley das Wirtshaus von ihren Eltern übernommen. Zuvor hat ihr Vater, Franz Josef Mayer, das Wirtshaus Mayer noch in Mautswirtshaus umbenannt. „Wir sind drei Töchter, und damals war es üblich, dass Frauen bei der Heirat ihren Namen wechseln.“ Der Name Mauts, wie die Mödlinger das Wirtshaus nennen, bezieht sich auf die Geschichte des Hauses, in dem einst auch eine Mautstelle untergebracht war.

An die 100 Veranstaltungen gibt es derzeit pro Jahr in der Bühne Mayer. „Ich bin eine von den Fleißigeren“, sagt Mayer-Welley. Aber auch von den größeren: Immerhin hat der Veranstaltungsraum 120 Sitzplätze zu bieten. „Den großen und bekannten Künstlern, denen taugt es in so einem Rahmen zu spielen. Das ist so wie früher, nur kriegen sie für dieselbe Arbeit viel weniger Geld“, sagt Mayer-Welley. Sie selbst war etwa von Erika Pluhar ganz angetan, die hier für eine Lesung zu Gast war und danach ganz selbstverständlich im Wirtshaus mit den Leuten geplaudert habe. „Oder der Ernst Moden und Willi Resetarits, die sitzen vorher immer in dem Eck, essen etwas und finden es ganz lustig, dass es hier so wurlt.“ Es sei intimer in so einem Bühnenwirtshaus, aber auch „ein bisschen chaotisch“. Am heurigen Welttag ist in Mödling übrigens der Musiker Hans Theessink zu Gast. In den anderen Wirtshäusern spielen u. a. Roland Neuwirth und die Extremschrammeln, das junge Duo Wiener Blond oder die Jazz- und Crossover-Formation Bartolomey Bittmann. Mayer-Welley selbst sehe sich jede Veranstaltung in der Bühne Mayer an. Auf die Frage nach ihrer persönlichen kulturellen Vorliebe kommt aber wie aus der Pistole geschossen: „Die Oper!“

AUF EINEN BLICK

Bühnenwirtshäuser Niederösterreich ist ein Verein von derzeit elf Wirtshäusern, die ein regelmäßiges Kulturprogramm anbieten. Am Samstag findet der bereits siebente Welttag der Bühnenwirtshäuser statt, bei dem u. a. Roland Neuwirth & Extremschrammeln (Gwölb Korneuburg), Wiener Blond (Babü Wolkersorf), Epicur Ladies Band (Club Epicur, Klosterneuburg) oder Kim Cooper (Lössiade Absdorf) auftreten. Infos unter www.buehnenwirtshaeuser.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2016)

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