„Silicon Valley werden wir nicht mehr“

Ewald Tatar, Helga Rabl-Stadler, Rainer Nowak, Klaus Albrecht Schröder und Matthias Naske (v. l.) im Wiener Konzerthaus.
Ewald Tatar, Helga Rabl-Stadler, Rainer Nowak, Klaus Albrecht Schröder und Matthias Naske (v. l.) im Wiener Konzerthaus.Stanislav Jenis / Die Presse
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Podium am Puls. Kulturveranstalter diskutierten über den Spagat zwischen Kunst und Kommerz.

Kunst küsst Kommerz. Spielen, was gefällt?“, darüber diskutierten Helga Rabl-Stadler (Salzburger Festspiele), Klaus Albrecht Schröder (Albertina), Ewald Tatar (Veranstalter) und Hausherr Matthias Naske mit „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak bei Podium am Puls, dem Kultur-Talk im Wiener Konzerthaus. Einig waren sich Rabl-Stadler, Naske und Schröder, dass der Staat zumindest für die Erhaltung seines Eigentums, also die Häuser und Sammlungen, aufkommen müsse.

„Ich wäre schon mit einem spielfertigen Haus zufrieden“, so Rabl-Stadler. Davon sei man weit entfernt. Zusätzlich sei das „überzogene Compliance-Gesetz für Salzburg teuflisch“. Sie hofft auf die versprochene Spendenabsetzbarkeit. „Die Kulturpolitik entzieht sich hier ihrer Verantwortung“, das zeigen auch internationale Vergleiche zum Verhältnis Eigenmittel und Förderungen, ist Naske überzeugt. Kulturinstitutionen müssen daher sehr wirtschaftlich arbeiten, „ein Schuft, der mehr ausgibt, als er einnimmt“, so Schröder. Für ihn ist der Ticketverkauf gleichzeitig „das beste Kriterium, ob wir unser Publikum erreichen“.

Ob sich mit einer Veranstaltung Geld verdienen lässt, steht für Konzertveranstalter Tatar ganz zu Beginn seiner Überlegung, denn: Ob Frequency oder Nova Rock, er bekommt dafür keinerlei öffentliche Förderung. „Ich habe es jahrelang versucht.“ Er sieht das Problem eines übersättigten Marktes mit gleichzeitiger Konkurrenz durch internationale Veranstalter und Gratiskonzerte, finanziert durch Steuergelder.

Naske sieht das große Kulturangebot als Vorteil: „Wien ist genial. Wir sind nicht ,over-konzerted‘.“ Kultur als Standortvorteil? Es wäre klug, das zu nützen, so Schröder. „Silicon Valley werden wir nicht mehr.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15. Oktober 2016)

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