Die Löwelstraße ist in Wallonien

Die Löwelstraße ist in Wallonien oder: Warum wir unsere Smartphones künftig nur noch in Österreich fertigen lassen.

Ceta also immer noch. Nach langem inneren und äußeren Ringen kann sich die Kanzlerpartei jetzt doch vorstellen, das Freihandelsabkommen mit Kanada zu unterschreiben. Der Nutzen der ganzen Aktion: Nun wissen auch die Kanadier, dass es einen Staat namens Österreich gibt. Nach dem Einlenken der Löwelstraße bleibt nun Wallonien allein im Widerstand.

Die französischsprachigen Belgier können aber wenigstens in ihrer Muttersprache mit den Kanadiern nachverhandeln. Wie man die Klarstellungen in so einem rechtlich bedeutungslosen Beipackzettel seinen Wählern verkauft, kann man dann in Wien erfragen.

Wohin dieser Freihandel ganz grundsätzlich führt, hat diese Woche ja gezeigt. Da kauft man voller Vertrauen Smartphones aus Südkorea und was tun sie dann? Explodieren. Das wird künftig alles anders, wenn wir uns von den Technologieführern auch Österreich und Belgien mit Hightech-Geräten ausstatten lassen. Wobei Belgien auch schon fast ein bisserl zu weit weg ist, um mit ihm Handel zu treiben. Wo kämen wir denn da hin? Am Ende müssten wir sogar über mehrere Grenzen.

Da schon lieber in den Nachbarstaaten kaufen. Mit ihnen hat Österreich ja ein Riesenglück. Von Italien, dem Sehnsuchtsland schlechthin, brauchen wir ja gar nicht weiter zu sprechen. Die Schweiz ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Liechtenstein auch. Deutschland hat sich über die vergangenen Jahre gemausert, wie kaum sonst ein Land auf der Welt. Sogar das größte Manko, das mit dem Humor, ist kein wirkliches mehr. Böhmer-, Ster-, Grissemann, alle auf Augenhöhe.

Und dann natürlich Kroatien mit dem schönsten Meer von da bis Texas. Slowenien und die Slowakei sind auch alles andere als langsam. Tschechien sowieso. Nur mit den Ungarn hapert es momentan.

Ausgerechnet. Weil sie doch eigentlich fast keine Nachbarn sind, sondern immer schon viel mehr. Doch in vergangener Zeit wollen wir nur noch ungern mit den Ungarn. Offenbar eh auch wechselseitig, weil sonst hätte sich der Wunsch nach richtigen Grenzen nicht gerade zwischen diesen beiden Staaten so nachhaltig und für ganz Europa vorbildhaft manifestiert. Aber es gibt vielleicht einen Ausweg aus der Krise. Wir sollten ein bilaterales Freihandelsabkommen aushandeln. So etwas verbindet.

florian.asamer@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 16.10.2016)

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