„Jetzt steht das Fundament“

 Katharina Schlager
Katharina Schlager(c) Akos Burg
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Seit zehn Jahren gehen aus Hartberg Designerbrillen in alle Welt. Katharina Schlager, die Kreative hinter Andy Wolf, über Anfänge und Expansion.

Brillen aus Österreich für Österreich. Das, sagt Katharina Schlager, sei die Idee gewesen. Leider waren die Optiker, bei denen sie mit ihren beiden Partnern und einer Neuauflage des historischen Panto-Modells vorstellig wurde, nicht ganz so überzeugt gewesen von der Idee (zumal die Zeit der Retro-Nerdbrillen noch nicht begonnen hatte). Man möge doch in zwei Jahren wiederkommen, beschied man ihnen – sofern es sie dann noch gebe.

Nun hatte das Grazer Trio mit Erfahrung im Brillenvertrieb die ersten eigenen Modelle freilich schon in einer kleinen Hartberger Fabrik produzieren lassen. „Also sind wir damit nach Paris auf die Messe gefahren.“ Und siehe da, die ausländischen Kunden griffen zu. „Da haben wir gesehen: Offenbar sind wir doch nicht so schlecht.“ Irgendwann meldeten sich dann auch die Österreicher wieder.

Entstanden ist die Idee zu Andy Wolf vor zehn Jahren an einem Abend im Grazer Szenerestaurant Eckstein. „Uns hat die Produktion in Asien so gestört“, sagt Schlager, damals noch Plattner, über den Beginn. Sie selbst hatte schon früher Brillen, die ihr nicht gefielen, umgezeichnet. Ihr damaliger Freund, Andreas Pirkheim, übernahm das Controlling, dessen Kindheitsfreund Wolfgang Scheucher den Verkauf. Aus deren Vornamen wurde nach ein paar Flaschen Rotwein der Firmenname Andy Wolf. Dass es gar keinen Designer dieses Namens gibt, sieht Schlager, die Kreative des Gespanns, gelassen: Immerhin eine Geschichte, die man erzählen kann. Und dass tatsächlich eine Frau dahintersteht, sei allenfalls an Orten wie Dubai ein Problem. Da würden die Herren oft gern „den Chef“ sprechen.

Apropos Ausland: Im Juragebirge hat Andy Wolf soeben eine zweite kleine Fabrik gekauft, die kurz vor dem Aus gestanden war. Weil man neben den Brillen aus Acetat inzwischen auch Metall anbieten möchte. „Wir in Hartberg können nur fräsen, dort wird das Metall gewickelt, wodurch man noch filigranere Modelle herstellen kann.“ Zwar hatten die Grazer auch in Österreich nach einem Werk gesucht, waren aber nicht fündig geworden.

Nun pendelt Schlager alle zwei Wochen über Genf ins französische Gebirge. Acht Mitarbeiter hatte die Fabrik im Mai, „jetzt sind es 32“. Das ganze Dorf sei dort historisch auf Brillenherstellung spezialisiert, der eine aufs Färben, der nächste aufs Löten, der Dritte auf die Bügel. „Jetzt heißt es eben nicht mehr handmade in Austria, sondern handmade in Europe“, sagt Schlager. Die neue Fabrik sei ein Auftrag, auch für Auslastung zu sorgen.

Gastspiel im Soho-House

Zu diesem Zweck haben die Steirer heuer eine Niederlassung in den USA gegründet, im Oktober hat das Büro in einem WeWork-Coworking-Office in New Yorks Financial District eröffnet. Dass man früh gute Kontakte zu Stylisten hatte, die die Modelle so manchem Star auf die Nase drückten, sei natürlich hilfreich gewesen. Lady Gaga und Beyoncé waren frühe Aushängeschilder, Victoria's-Secret-Model Bella Hadid ist ein aktuelles.

Bis heute verfolgt Andy Wolf eine strikte Philosophie: Die optischen Brillen gibt es ausschließlich bei Fachoptikern in 52 Ländern, die Sonnenbrillen in Concept Stores. Zwischen Dezember und Februar gibt es die österreichischen Brillen im New Yorker Soho House Store. 120.000 Brillen werden heuer ausgeliefert. Mit fünf Modellen in drei Farben hätten sie begonnen, erinnert sich Schlager, „mittlerweile gibt es 3000 Kombinationen, und wenige Flecken, wo man uns nicht bekommt. Und das aus Hartberg heraus – das ist schon eine Erfolgsgeschichte.“ Es gebe zwar weltweit viele Independent-Labels, aber sie kenne keines, das selbst produziert. „Damit haben wir ein sehr stabiles Fundament. Jetzt können wir anfangen, ein Haus darauf zu bauen.“

AUF EINEN BLICK

Andy Wolf ist ein steirisches Brillenlabel, das 2006 von Andreas Pirkheim, Wolfgang Scheucher und Katharina Schlager gegründet wurde – Letztere ist für das Design zuständig. Nach drei Jahren kaufte das Trio eine Hartberger Brillenfabrik. Seit heuer gibt es auch eine zweite Fabrik in Frankreich und eine Niederlassung in den USA. Das Label ist weltweit vertreten.

Web: www.andy-wolf.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2016)

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