Eddie Redmayne: "Bin nicht sehr fantasiebegabt"

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Mit "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" (derzeit im Kino) wird der Brite Eddie Redmayne zum neuen Star des "Potterversums". Ein Gespräch über die Rolle des ewig Netten, Proben mit riesigen Marionetten und die Hilfe von J. K. Rowling.

Schlaksige Gestalt, roter Schopf und eine Galaxie Sommersprossen auf den prägnanten Wangenknochen: Mit seinem leicht schiefen Lächeln wirkt Eddie Redmayne wie ein erwachsen gewordener Lausbub. Dabei ist der Londoner einer der profiliertesten Charakterdarsteller seiner Generation, trotz des markanten Äußeren verkörpert er glaubhaft unterschiedlichste Figuren: Er war verliebter Bettelstudent in „Les Misérables“, wurde für seine Rolle der Transsexuellen Lili Elbe in „The Danish Girl“ zum zweiten Mal für den Oscar nominiert – einen Academy Award hat er bereits für die Rolle des Genies Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“. Jetzt steht Hollywoods Mann fürs Seltsame vor einer neuen Herausforderung. Mit der Hauptrolle als Zauberer, Zoologe und Autor Newt Scamander in „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ übernimmt er eines der ambitioniertesten Blockbusterprojekte der Gegenwart: das für fünf Teile geplante Epos aus dem „Potterversum“, die von Joanne K. Rowling erdachte Welt, die wir aus den „Harry Potter“-Büchern und -Filmen kennen.

Sie haben schon so viele völlig unterschiedliche Hauptrollen gespielt – aber erst ein Mal, im Sci-Fi-Abenteuer „Jupiter Ascending“, waren Sie auf der Seite der Bösen. Reizt Sie das gar nicht?

Eddie Redmayne: Ich weiß nicht, warum ich es nicht zu mehr Superschurken gebracht habe. Ich spiele eigentlich gern Charaktere, die weit von meinem eigenen entfernt sind. Vielleicht sollte mir das zu denken geben (lacht).

Oder liegt es vielleicht daran, dass Sie zu nett sind? All Ihre Kollegen schwärmen, wie sympathisch und höflich Sie sind.

Schauspielerei ist ein sehr seltsamer Beruf, man macht sehr seltsame Dinge. Und wenn ich mein Bestes geben soll, muss ich dabei so entspannt wie möglich sein. Am Set stehen 50 Leute um dich herum, die dich genau beobachten und beurteilen. Das ist nicht entspannend. Wenn ich weiß, dass mich diese Leute wenigstens nicht hassen, dann hilft das. Ich habe auch mit vielen Kollegen gearbeitet, denen das völlig egal ist. Aber ich bin nicht so.

Wie haben Sie sich auf die Figur des Newt Scamander vorbereitet?

Wissen Sie, ich habe von Natur aus wenig Vorstellungskraft (lacht). Ich bin nicht sehr fantasiebegabt. Als man mich gecastet hat, habe ich Regisseur David Yates gefragt, ob ich zusätzliche Zeit zur Vorbereitung bekommen könnte – und er hat mich gefragt, was mir denn dabei helfen würde. Also habe ich mit riesigen Marionetten geprobt und durfte auch mit den Künstlern arbeiten, die die magischen Tiere erschaffen haben. Sie halfen mir dann auch beim Dreh. Es gibt ja diese eine Szene in der Bank, in der ich den entkommenen Niffler einfangen muss, ein kleines, schnabeltierähnliches Vieh. Und beim Dreh ist sein „Schöpfer“ tatsächlich auf allen vieren herumgelaufen und hat Niffler-Geräusche gemacht. Für mich war das hilfreich, die anderen haben sich zerkugelt.

Hat Ihnen J. K. Rowling auch beigestanden?

Ja, das hat sie. Ich habe sie erst eine Woche vor Drehbeginn kennengelernt, und es war total spannend, mit ihr über die Filmfiguren zu sprechen. Der Film deckt eine Zeitspanne von ein paar Tagen ab, aber sie kennt jede Figur seit ihrer Geburt, jedes Detail ihres Lebens, jeder hat eine unglaublich dichte Vorgeschichte. Also konnte ich sie immer fragen, warum Newt irgendetwas macht, es kam immer eine extrem schlüssige Antwort von ihr.

Es wird voraussichtlich vier weitere Teile von „Phantastische Tierwesen“ geben. Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem entgegen?

Für mich war es erst einmal wichtig, dass dieser Film für sich allein bestehen kann, ich mag mir über weitere Teile nicht so viele Gedanken machen. Gerade bei Franchises sieht man oft diesen zynischen Zugang, dass man versucht, mit Prequels, Sequels und Spinn-offs so viel Profit aus der Sache zu schlagen, wie nur möglich. Das geht oft schief, weil es ohne Liebe und ohne Leidenschaft gemacht wird. Und nicht einmal die besten Filmemacher können aus einem schwachen Buch einen guten Film machen. Aber in unserem Film steckt wirklich viel Herzblut drin. Ich glaube, das könnte etwas werden.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Wie viele Teile würden Sie drehen?

Siebenhundert, locker (lacht). Es macht mir nichts aus, ein paar Lebensjahre für diese Serie verkauft zu haben. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2016)

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