Die Krone

Von Karl Lagerfeld gekrönt: Der Donauwalzer als Diadem

OPERNBALL: PR�SENTATION DER SWAROVSKI-TIARA: LANGES-SWAROVSKI / GROSSBAUER / RIGHI / MEYER
OPERNBALL: PR�SENTATION DER SWAROVSKI-TIARA: LANGES-SWAROVSKI / GROSSBAUER / RIGHI / MEYER(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Top-Designer entwarf die Tiaras der Debütantinnen. Als Teil einer Kooperation mit Swarovski – und als Geburtstagsgeschenk für den Donauwalzer.

Wiener Bällen, und ganz besonders dem Opernball, wohnt ja immer eine gewisse Sehnsucht nach dem Imperialen inne. Mangels echter gekrönter Häupter werden seit jeher die Debütantinnen entsprechend geschmückt, bis ins Jahr 2005 tatsächlich mit Krönchen. Zum 50. Opernball 2006 wurde erstmals mit dieser Tradition gebrochen, seither tragen die Jungdamen Diademe – oder Tiaras, wie es in der Swarovski-Sprache heißt. Dass im Deutschen damit eigentlich nur die Papstkrone gemeint sei, habe er nicht gewusst, gestand Firmenchef Markus Langes-Swarovski. Das englische Wort Tiara für Diadem habe sich in der Modewelt aber auch im deutschen Sprachraum längst etabliert, versicherte seine Pressebeauftragte.

Schon in den vergangenen Jahren wurden diese Tiaras dank des international gut vernetzten Kristallherstellers immer wieder von internationalen Designern gestaltet. 2012 und 2013 entwarf der in New York lebende, aus der Aristokratie stammende Designer Dimitri von Jugoslawien „Snow Storm“ und „Sissi's Blue Dreams“, 2014 übernahm der britische Schmuckdesigner Stephen Webster („Fly by night“), im Jahr darauf engagierte sich dessen Londoner Kollege und Alexander-McQueen-Intimus Shaun Leane (im Vorjahr kamen anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums aus historischen Gründen die Wiener Designerin Marie Boltenstern und ihr Vater Sven zum Zug).

Lagerfeld-Besuch offen

Insofern ist es für die neue Opernball-Organisatorin Maria Großbauer weniger Coup denn Glücksfall, dass sie heuer zum Auftakt ihrer neuen Regentschaft quasi den König der Mode präsentieren konnte: Karl Lagerfeld hat für den Ball am 23. Februar den Kopfschmuck der Debütantinnen entworfen. „Karl Lagerfeld hat sich insofern angeboten, weil er ein ikonischer Designer ist und wir seitens Swarovski eine Partnerschaft mit ihm begonnen haben“, so Markus Langes-Swarovski im Gespräch mit der „Presse“. Die gemeinsame Schmuckkollektion werde im März auf der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld vorgestellt und sei ab September erhältlich. „Das hat sich also super ergeben.“

Lagerfelds Entschluss, beim Opernball mitzumachen, sei „binnen Sekunden“ gefallen, schildert Pier Paolo Righi, ein Deutsch-Italiener, der seit 2011 für Lagerfelds eigene Marke zuständig ist und der für die Präsentation angereist war. Ob Lagerfeld selbst zum Ball kommen werde, konnte er nicht sagen. Er habe ihm jedenfalls schon Handyfotos vom Opernhaus geschickt. Eine „Reminiszenz an die schöne blaue Donau“ sei das saphirfarbene Band in seinen Diademen, ließ der Meister jedenfalls ausrichten. 394 klare und saphirblaue Kristalle und fünf große Kristallperlen wurden dafür nach den für ihn typischen Skizzen arrangiert.

Hier zeigt sich dann doch erstmals die Handschrift der neuen Organisatorin. Wienerisch und musikalisch solle der Opernball sein, so die Frau des Philharmoniker-Chefs, und für die Tiara habe sie sich ein musikalisches Thema gewünscht. Der Donauwalzer feiert passenderweise heuer sein 150-Jahr-Jubiläum – am 15. Februar 1867 wurde der Walzer, den Johann Strauss (Sohn) für den Wiener Männer-Gesangverein komponiert hatte, im Saal des Dianabads uraufgeführt.

Gesungen wurde der Walzer denn auch am Freitag bei der Präsentation im Schwindfoyer, von der Chorakademie der Wiener Staatsoper. Das sei so schön, dass er jeden Tag damit anfangen könnte, scherzte Operndirektor Dominique Meyer, der mit Großbauer, Langes-Swarovski und Righi am Podium saß – und sich über die Verbindung zwischen seiner Heimat Paris und seiner Wahlheimat Wien zu freuen versicherte. „Auch wenn mir Wien nicht immer treu ist“, wie er seine Nicht-Verlängerung kommentierte.

ZUR PERSON

Karl Lagerfeld (83) wurde in Hamburg geboren und lebt seit den Fünfzigerjahren als Modemacher in Paris. Er ist Chefdesigner von Chanel und der Damenkollektion von Fendi und führt daneben seine eigene Marke, unter der er im März eine Schmuckkollektion mit Swarovski präsentiert. Im Rahmen der Zusammenarbeit wurde er von Swarovski gefragt, ob er die Diademe für den Opernball am 23. Februar gestalten würde. Mit dem Modell „Le beau Danube bleu“ folgt er Kollegen wie Stephen Webster. [ Reuters ]

PR-Offensive für den Opernball

Noch ist er in Amt und Würden, und das an der Seite Großbauers ziemlich intensiv. War die Tatsache einer eigenen – per Livestream übertragenen – Krönchen-Pressekonferenz doch Auftakt einer regelrechten PR-Offensive für den Opernball. Mehr als eine Seite umfasst die Liste der Medientermine, mit der die neue Organisatorin ab sofort an die Öffentlichkeit geht – von der eigentlichen Pressekonferenz zum Ball am 23. Jänner über die Bekanntgabe des Designers ihres Kleides im Teesalon bis zu einer Einstimmung eine Woche vor dem Ball im Schwarzen Kameel. Letzteres ist eine Ausnahme, alle anderen Termine – und das ist neu – finden im Opernhaus selbst statt. Mit der Vielzahl an Terminen will man dem Vernehmen nach nicht zuletzt den Boulevardmedien Stoff liefern – um fabrizierte Geschichten zu vermeiden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2017)

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