Stoffdruck im Extrazimmer

Stephka Klaura mit ihren „Instant-Tarnpölstern“ auf dem Drucktisch im Extrazimmer ihres ehemaligen Wirtshauses.
Stephka Klaura mit ihren „Instant-Tarnpölstern“ auf dem Drucktisch im Extrazimmer ihres ehemaligen Wirtshauses.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Malerin Stephka Klaura hat sich auf Siebdruck spezialisiert. Mit ihren Stoffen bringt sie im Kunstforum ab heute sogar Menschen zum Verschwinden.

Die meisten ihrer Produkte, sagt Stephka Klaura, entstehen irgendwie aus einem Kunstprojekt. So wie die rautenförmigen Polster mit schwarz-weißem Karomuster, die sie gerade fürs Foto auf ihren zehn Meter langen Drucktisch gehäuft hat. Sie sind Nebenprodukt einer Installation, in der sich Klaura mit Anonymität in Zeiten der Überwachung auseinandersetzt und die ab heute Abend im Tresor des Kunstforums zu sehen sein wird. Dort können Besucher in schwarz-weiße Overalls schlüpfen – und vor dem gleich gemusterten Hintergrund zumindest optisch einmal „kurz von der Bildfläche verschwinden“.

Klaura selbst sitzt an diesem Vormittag an einem Tisch in ihrem Beisel, ihren Tee vor sich in einem Ottakringer-Krügerl. Seit 2013 residiert sie mit ihrer FabricFabrik im ehemaligen Gasthaus Hiess in der Koppstraße. Der Eigentümer der Immobilie habe kein Wirtshaus mehr gewollt, erzählt sie, und für ihre Zwecke habe es sich als perfekt entpuppt. Das Extrazimmer ist lang genug für ihren eigens konstruierten Drucktisch, die Küche dient der Belichtung und Reinigung der großen Siebe, und für die altmodische Schank habe sie ohnehin eine Schwäche.

Eigentlich hat die 32-Jährige an der Angewandten ja Malerei studiert, aber schon während des Studiums mehr und mehr gezeichnet und mit Mustern gearbeitet, „um Ebenen und Tiefe zu schaffen“. Das Repetitive fasziniert sie: Wer ein Muster zeichne, müsse sich physisch auf die Wiederholung einlassen. „Dabei verfällt man in einen Rhythmus, irgendwann entstehen Fehler. Das ärgert einen zuerst, aber dieser Fehler ergibt dann wieder einen anderen Rhythmus“ – und letztlich sei es genau das, was das Ergebnis von dem eines Computers unterscheidet.

Mehr Interieur als Mode

In ihrer Siebdruckwerkstatt produziert Klaura nun etwa Stoffe, ab acht Metern Länge auch nach (Farb-)Wünschen von Kunden. Generell sieht sie sich „eher im Interieur als in der Mode daheim“. Als klassisches Interieurobjekt, das den Einsatz ihrer Stoffe zeigen kann, hat sie Hocker im Stil der Sechziger im Angebot, aber auch vom Projekt Nachbarinnen genähte Taschen, Polster und Bettwäsche. Letztere entstand, als Klaura, selbst Enkelin eines Architekten, als Artist in Residence in Günther Domenigs Steinhaus am Ossiacher See eingeladen war (für das Domenig zwar ein Bett, aber keine Textilien entworfen hatte). Drei von Domenigs Formen und Skizzen inspirierte Muster sind ebenfalls Resultat dieser Zeit.

Aufmerksamkeit bescherte Klaura auch ihr Sieg 2014 beim Kärntner Wettbewerb „Kunst am Bau“, als sie für die BH Völkermarkt den Estrich als Künstlerin bedruckte. Eine Idee, für die sie international zumindest bisher keine Vorbilder fand, und die sie nun mithilfe der Wirtschaftsagentur ausbauen will. Für die Architektin Eva Rubin, die Tochter Roland Rainers, hat sie wiederum bedruckte Glasflächen entwickelt – um die sonst nötigen Ö-Norm-Aufkleber zu vermeiden. Und auch Teppich hat sie für das Designbüro NOV24 schon bedruckt. Daneben hat sie Workshops im Programm, in Anlehnung an die „Stitching Sessions“ des Modedesigners Walter Lunzer bietet sie „Printing Sessions“ an.

Für ihre schwarz-weißen Polster gibt es übrigens eine limitierte Edition. Die „Instant-Tarnpolster“ sollen den gleichen Geist wie die Installation transportieren – auf dass man zumindest auf dem Sofa den sozialen Medien „kurz einmal entfliehen“ könne. Und vielleicht, überlegt Klaura, gibt es irgendwann auch Pyjama und Bettwäsche aus dem gleichen Stoff, um darin für ein paar Stunden zu verschwinden.

ZUR PERSON

Stephka Klaura (32), geboren in Kuchl, aufgewachsen in Eisenkappl, hat an der Angewandten Malerei studiert. Seit 2013 führt sie die Siebdruckwerkstatt FabricFabrik in einem ehemaligen Wirtshaus in der Ottakringer Koppstraße. 2016 gewann sie den BA Kunstpreis Kärnten. Bei der Ausstellung „White Cube – Black Box“ im BA Kunstforum zeigen ab 19.Jänner sechs Künstler Werke zwischen Rückzug und Zurschaustellung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)

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