Schnaps bei Schwarzenegger, Schokolade mit Daliah Spiegel

Arnold Schwarzenegger zwischen Rainer Nowak (l.) und Christian Ultsch in Graz.
Arnold Schwarzenegger zwischen Rainer Nowak (l.) und Christian Ultsch in Graz. (c) Clemens Fabry
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Über Konferenzen mit Karel Schwarzenberg, ein Cover von Gottfried Helnwein, Daliah Spiegels Bildkonzept und Eric Kandel, der jede Panne verzeiht.

Das erste Problem mit den Auslandsösterreichern liegt auf der Hand: Man trifft sie selten in ihrer alten Heimat. Das zweite: Prominente mit österreichischen Wurzeln sind auch sonst mitunter schwer zu greifen. Karel Schwarzenberg etwa, der weilt auch mit seinen 79 Jahren nirgends lang, Termine mit ihm findet man nicht leicht, aber die Idee, die Schirmherrschaft über die Jubiläumsausgabe der „Presse am Sonntag“ zu übernehmen, gefiel ihm schnell.

Zwei „Redaktionskonferenzen“ mit ihm, „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak und „Presse am Sonntag“-Chefredakteur Christian Ultsch sind sich dann aber ausgegangen, eine im Prager Abgeordnetenbüro, eine im Wiener Palais. Unterbrochen nur vom Jagdhorn, Schwarzenbergs Handy-Klingelton, ergaben sich lange Gespräche.

Bei Arnold Schwarzenegger haben andere kleine Hindernisse den vereinbarten Beginn des Interviews verzögern: Ein Vogelbeerschnaps mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, ein paar Gespräche und Schnitzel essen. Schwarzenegger war am Freitag in Graz, dort erhielt er den Josef-Krainer-Preis und beschwor in einer leidenschaftlichen Rede seine Verbundenheit zur alten Heimat. „I'll be back“, sagte er am Ende seiner Ansprache. Als Hollywood-Star weiß er, was sein Publikum will – und was er will: Fünf Fragen dürfe man beim Interview stellen, ja keine zu Donald Trump.

„Griaß eich“, grüßt er dann in unverwechselbarem American Steirisch, fragt die Interviewer, ob sie eh Englisch sprechen (da könne er sich besser ausdrücken) und öffnet das Gespräch mit: „Also, erzählt: Was habt ihr für Probleme?“ Schwarzenegger nahm sich Zeit, plaudert weiter, als sein Pressesprecher mahnt, das sei die letzte Frage, sprach über Heimat, Mentalitäten – und doch auch über Trump. Für Fotografen Clemens Fabry switchte er schließlich vom Politiker zum Filmstar: Pose und Terminator-Blick sitzen auch nach 30 Jahren noch, wie der Habitus des Hollywood-Stars: „Wollts ihr nicht auch ein Foto mit mir machen?“, fragte er die Interviewer. Natürlich wollen sie.

Interessant auch, welche Querverbindungen sich während der Produktion zeigten, etwa zwischen Schwarzenegger und Maler Gottfried Helnwein. Zweiterer traf Judith Hecht und Nowak im Café Bräunerhof zum Interview. Seine Frau – am Telefon, um die Auswahl der Bilder fürs Zeitungscover zu klären – ließ schließlich den Chefredakteuren Grüße an Schwarzenegger ausrichten, man kenne sich aus L.A.

Der Dritte im Bunde der großen Österreicher in den USA, Helmut Lang, hat ebenfalls eines seiner Werke beigesteuert: „Presse am Sonntag“-Chefredakteurin Ulrike Weiser und Langs Team entwickelten die Idee, ein Lang-Werk als Centerfold-Poster zu drucken.

Ebenfalls aus den USA sandte Laura Rudas ihren Beitrag: Sie lebt heute im Silicon Valley, will zwar keine Interviews mehr geben, betätigte sich dafür als Fotografin und sandte ein Foto von einem Manner-Sackerl vor dem Computer History Museum für den Artikel über Österreicher im Silicon Valley.

Apropos Kunst. Kuratieren ist das Geschäft von Max Hollein. Deshalb fragten wir den Direktor des Fine Arts Museum in San Francisco, ob er nicht vielleicht einmal zur Abwechslung Zeitungsseiten managen will. Er habe ein Faible für neue Aufgaben, sagte Hollein – und sagte zu. Kaum dass er den „Posten“ als Chef des Stadt-Buchs angenommen hatte, mailte er einen reichhaltigen Vorschlagskatalog. Nicht alles konnten wir umsetzen, aber das Gute ist: Holleins Ideen sind haltbar. Vielleicht schaffen wir die eine oder andere in den nächsten 365 Zeitungstagen.

Frei von Pannen war noch keine Jubel-PamS-Genese. Eine unterlief ausgerechnet beim Nobelpreisträger-Gespräch. Der Anruf des New Yorker Büros von Eric Kandel erfolgte vorigen Montag eine Stunde früher als gedacht. Ein Zeitverschiebungsproblem. Wir hatten vergessen, dass die Sommerzeit in den USA früher beginnt. Kandel nahm es locker. Wie alles, was folgte: Ausfall des Aufnahmegeräts, Abreißen der Telefonverbindung (zweimal). Egal, Kandels Stimme lächelte weiter. Aber gut, wer, wenn nicht ein Hirnforscher hat Verständnis für gewisse Gedächtnisschwächen.

Auslands-Wiener mögen Tradition

Das erste Treffen zwischen Daliah Spiegel und Weiser fand im Kleinen Café statt, das zweite in der Konditorei Sluka. Auslands-Wiener mögen es traditionell. Spiegel ist selbst Gastronomin. Sie führt in Shanghai ein Lokal, als Berufsbeschreibung genügt das aber nicht. Sie fotografiert, inszeniert, unter anderem für die Band Bilderbuch. Für die Jubel-PamS hat Spiegel ein Bildkonzept entworfen – oder vielmehr eine Schnitzeljagd durch die Zeitung: In Bildern wurden Störeffekte und Irritationen eingebaut, die mit dem Thema „Distanz und Blick“ spielen. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2017)

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