Take Festival: Gewollte Reizüberflutung

APA/AFA 2017/PHILIPP ENDERS
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Femme Maison und Markus Wernitznig gewannen die Modepreise von Stadt und Bund. Noch bis Samstag läuft das Take Festival.

In Gruppen zu je 40 Personen wurde man zusammen gefasst, und vorab auch noch gewarnt: Flackerndes Licht könne zu epileptischen Anfällen führen, wer gefährdet sei, möge den Besuch der Installation meiden. Dann hieß es, den auf den Boden geklebten Wegweisern durch die Gänge der stillgelegten Alten Post zu folgen, in Richtung eines abgedunkelten Raums mit dröhnender Musik (von Oliver Aitzetmüller aka BöseKatze): „Linien Wesen“ hieß die Installation aus Anlass der Austrian Fashion Awards, bei der man zwischen Models auf Podesten wandelte, ein umfassendes Erlebnis, das einen geblendet zurück ließ, nur nicht von der Mode, für die blieb wenig Energie.

Eher nüchtern dann die Verleihung der Preise: Waren in der Installation die Modelle der Nominierten zu sehen gewesen, wurden nun die Sieger gekürt. Der Modepreis des Bundeskanzleramts, überreicht durch Kulturminister Thomas Drozda, ging am Dienstagabend dabei an Markus Wernitznig: Der in London lebende Jungdesigner hat eben sein Studium an Central Saint Martins College abgeschlossen, bei Alexander McQueen, Balenciaga, Celine oder Tom Ford geschnuppert und bekommt ein einjähriges Arbeitsstipendium für ein Praktikum bei einem weiteren Designer. Welches Haus das sein wird, daran arbeitet er noch: „Hoffentlich ein großes.“ Der Outstanding Artist Award für experimentelles Modedesign ging hingegen an alte Hasen: „Wendy Jim“ ist in ihren 18 Jahren zwar das „&“ im Namen abhanden gekommen, und leicht, versichern sie, sei es auch nicht immer gewesen, dafür unterrichten sie heute selbst, etwa in Basel, Tokio und Miami.

Deutlich weniger experimentell die Kleider von Femme Maison, dem Duo aus Designerin Franziska Fürpass und ihrem Ehemann Sia Ali-Pour-Kermani: Sie gewannen den Modepreis der Stadt Wien. Der Wien Products-Award der Wirtschaftskammer ging schließlich an Rani Bageria für ihre nietenbesetzten „Pistol“-Stiefeletten. Gestern, Mittwoch, wurde dann das neue Take Festival im zweiten Jahr seines Bestehens offiziell eröffnet. In seinem Rahmen feiert heute, Donnerstag, auch die Departure Fashion Night ihr 10-Jahres-Jubiläum. Anelia Peschev, Astrid Deigner, Ferrari Zöchling, Jana Wieland und Roee/Julia Skergeth zeigen dabei Aktuelles, Teile davon sind auch im Pop-up Store des Festivals erhältlich.

Daneben wird noch bis Samstag auf der Urban Manufacturing Conference lokale Produktion erörtert, kann man in der „Hidden Fashion Library“ in den Prunkräumen der Alten Post internationale Independent-Magazine lesen, präsentiert der Peng! Shop neue Varianten seines Städte-Sweaters, gibt es verschiedene Parcours durchs alte Haus. Etwa zu einem täglichen „Happy Techno Massacre“ in Reminiszenz an die Neunziger. Aus der Ankündigung: „Um Eskalation wird ausdrücklich gebeten. Individuelle Komfortzonen sind unerwünscht, vor Reizüberflutung sollte gewarnt sein.“

AUF EINEN BLICK

Das Take Festival, angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Mode, Kunst und Alltagskultur, organisiert von der Austrian Fashion Association und der Agentur creative headz, versteht sich als Publikumsfestival. Zum Auftakt wurden die Austrian Fashion Awards vergeben. Bis Samstag gibt es Shows, Ausstellungen, Gespräche und Parcours – und heute, Donnerstag, die Departure Fashion Night. Ab 17.30, Alte Post, Dominikanerbastei 11. take-festival.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2017)

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