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100 Tage Unfreiheit

US-Protest gegen Trumps Präsidentschaft.
US-Protest gegen Trumps Präsidentschaft.APA/AFP (GETTY IMAGES/EDUARDO MUN)
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100 Tage Unfreiheit oder: Warum Alexander Van der Bellen noch sechs Tage auf Donald Trump fehlen.

Weil wir gerade so nett beisammensitzen und uns diese Woche doch die gute alte Alitalia solche Sorgen bereitet hat, hier zum Aufwärmen und zur Erinnerung der allerälteste Witz zur italienischen Fluglinie: „Warum küsst der Papst, nachdem er gelandet ist, immer den Flughafenboden? Sie sind offenbar noch nie Alitalia geflogen . . .“ Zugegeben, in unserer Erinnerung war er besser. Die besten Witze aber sind ja bekanntlich meistens gar keine. Dass die Swiss Air längst pleite ist, die Alitalia aber immer noch fliegt, ist ein gutes Beispiel für diese These. Das hätte nämlich nicht einmal ein Papst vorhersehen können.

Mit einem Flugzeug hat wohl indirekt auch die ernüchternde Bilanz des US-Präsidenten zu tun. Donald Trump hat anlässlich seiner ersten hundert Tage im Amt durchblicken lassen, dass er sich das alles anders, ja besser vorgestellt hatte. Wenig Privatsphäre, viel Arbeit. Wobei man nicht unbedingt ein intimer Kenner des Washingtoner Politikbetriebes sein muss, um das vorher ahnen zu können. Allerdings unterscheidet sich Trump in einem Punkt doch wesentlich von seinen Vorgängern: Er hatte den vollgetankten Jumbo schon vor seinem Amtsantritt zu seiner freien Verfügung. Und von New York nach Washington übersiedelt auch niemand freiwillig. Nun stellt sich allerdings die Frage: Wenn das alles nicht einmal Donald Trump Spaß macht, für wen genau ist das Theater dann?

In Österreich kann man sich unterdessen ein Bild davon machen, wie lange ein Neuer als der Neue gilt. Alexander Van der Bellen auf jeden Fall noch. Er ist Trump ganze sechs Tage hinterher. Er macht erst kommende Woche seine ersten hundert Tage als Bundespräsident voll. Christian Kern wird sogar nach einem Jahr oft noch mit den Hinweis der „neue“ Bundeskanzler versehen, doch dürfte ihm langsam dämmern, dass man nicht mehr allzulang Zeit hat, wollte man mit diesem Prädikat auch einen Wahlkampf bestreiten.

Und diese Woche hat auch gezeigt, dass es doch nicht von allem und jedem aussagekräftige Bilder gibt. Da wurde die Entdeckung einer unbekannten Riesenspinne aus Baja California mit Beinlängen von über 20 Zentimetern gemeldet. Begleitet von einem Foto des Tieres in einer Petrischale – allerdings ohne Vergleichsobjekt. So schauen aber alle Spinnen gleich aus.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2017)

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