Der Life Ball will sich künftig stärker auf die Jugend konzentrieren und kooperiert dafür mit dem deutschen Verein Jugend gegen Aids, der seit Kurzem auch in Österreich aktiv ist.
Wien. Im Hilton am Stadtpark in Wien-Mitte war am Montagvormittag gerade das Thema Verhütung dran. Welche Möglichkeiten es denn gebe, fragte die Leiterin des Workshops und erntete von den Teenagern nur ernste Antworten und kein Gekicher. Es war Tag zwei des neuen Seminars, mit dem der Life Ball Jugendliche zu „Peers“ ausbilden möchte, die dann unter Gleichaltrigen für Aufklärung sorgen sollen – zumal HIV auch unter ihnen oft nur mit „schwul, Drogen, Afrika“ assoziiert werde, mit potenziell gefährlichen Folgen.
Im Foyer des Hotels wurde am Montagvormittag währenddessen das Konzept hinter dem Life Ball Next Generation präsentiert, unter anderem mit Sektionschef Clemens Martin Auer vom Gesundheitsministerium und Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, die den 60 Jugendlichen für gestern schulfrei gegeben hat. Fürs Erste läuft das Konzept als Pilotprojekt in Wien und Umgebung; die Schüler sollen in ihren Schulen Workshops durchführen und sind dafür fix beim Life Ball Next Generation dabei, der am Tag nach dem Ball im Rathaus stattfindet.
Durchgeführt wurde das Seminar im Hilton von Jugend gegen Aids, einem Verein, der 2009 von Schülern in Hamburg als „klassische Schulinitiative“ gegründet wurde – mit dem „Verteilen von Kondomen auf dem Pausenhof“. Mittlerweile hat der Verein gut 500 Mitglieder in Deutschland, der Schweiz und Österreich – die Regionalgruppe Wien wurde heuer gegründet. Es habe über die sozialen Medien immer wieder Anfragen aus Österreich gegeben, sagt CEO Daniel Nagel. Man habe daher begonnen, sich über ein mögliches Engagement in Österreich zu informieren, „und da kommt man um den Life Ball und Life plus nicht herum“.
Vermitteln will der Verein eine „positive und respektvolle“ Herangehensweise an Sexualität („Do it with love, respect and condoms“). Was ihn überrascht habe, sagt Nagl, sei die Bereitschaft der künftigen Peers. „Am Sonntag sind sie sogar freiwillig länger geblieben.“ (tes)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2017)