„Tatort“-Dreh im alten Pfeilheim „Eine grundwienerische G'schicht“

Neuhauser und Krassnitzer im improvisierten Büro in der alten Studenten-Mensa.
Neuhauser und Krassnitzer im improvisierten Büro in der alten Studenten-Mensa.(c) ORF (Hubert Mican)
  • Drucken

Von neugierigen Nachbarn, dem Wetter als „Horror“ und großer Liebe zwischen „Bibi, Adele, Moritz und Hari“. Das „Tatort“-Team dreht in Wien.

Der „Tatort“ ist wieder in der Stadt. Und wenn man in dieser eine Zeit lang wohnt, dann kommt man dem Ermittlerteam kaum aus. Man rennt einmal Harald Krassnitzer vor der Haustür über den Weg, übersieht das Kamerateam, das ihn gerade filmt. Eine andere Folge drehen sie im Haus eines Verwandten, ein andermal kommt ein Lokal ums Eck als Quartier der Bösewichte vor – der Plot habe tatsächlich einiges mit der Geschichte der Drehlocation zu tun, erfährt man von der Polizei. „Tatort“-Anekdoten dieser Art gibt es viele – auch sie haben wohl etwas mit der Beliebtheit der Wien-Folgen zu tun. Und nun filmen sie also im alten Pfeilheim.

In der alten Mensa des legendären Studentenheims in der Pfeilgasse 3a in der Josefstadt ist nun das Kommissariat eingerichtet. Am Mittwoch standen Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer dort vor der Kamera und diskutierten über ihren Gegenspieler, dargestellt von Erwin Steinhauer (übrigens mit Vokuhila). Dieser mimt den „Dokta“, einen Großkriminellen, auch Simon Schwarz als „Inkasso-Heinzi“ kommt wieder vor – und das zeigt die Richtung, in die diese Folge geht. „Eine grundwienerische G'schicht“, sagt Krassnitzer. Weniger Sozialkritisches also, wie es zuletzt beim „Tatort“ in Mode war, denn Traditionelles aus der Unterwelt. Das macht den Ermittlern offenbar Freude, jedenfalls ergehen sich Hauptdarsteller und Regisseurin in Schwärmereien über den Dreh („Superschön“, „wunderbar“, „sehr, sehr schöne Geschichte“, „es wird hervorragend“) und einander: „Sie ist eine traumhafte Schauspielerin, uneitel, spielt höchste Emotionalität, eine sehr schöne Frau, die sich nicht scheut, Szenen zu spielen, in denen sie auch einmal wild ausschaut“, so Krassnitzer über Neuhauser.

„Er hört nicht auf mit den Komplimenten, es beschämt mich jedes Mal“, so Neuhauser darauf, die Krassnitzer „einen Freund“ mit „irre großem Herzen“ nennt, „Bibi und Adele lieben den Moritz bzw. den Hari“. Irgendwann, wenn es passen sollte, würde sie mit ihm auch ein Ehepaar spielen.

Das kann man für kokette Show halten, man nimmt es den beiden aber ab. Das Duo passt, das zeigen die Zuschauerzahlen: Den jüngsten Fall sahen laut ORF mehr als eine Million Menschen. Die Österreich-Folgen funktionieren, trotz aller Abgesänge à la „Der ,Tatort‘ ist auch nicht mehr, was er einmal war“. Das liegt wohl auch an der Präsenz der Stadt.

„Wir drehen diesmal überall in Wien, es gibt fast keinen Bezirk, in den wir nicht kommen“, erzählt Regisseurin Barbara Eder, die mit „Irgendwann“ ihren zweiten „Tatort“ dreht. Die aktuellen Arbeiten dauern nun 21 Tage. Gedreht wurde in diversen Bezirken, im Burgenland und auf der Südautobahn. Das größte Problem dabei war zuletzt das Wetter, „das ist der Horror eines Regisseurs“, sagt Eder. Neuhauser erzählt von Eiseskälte jüngst am Donaukanal, an einem anderen Tag mussten die Arbeiten wegen Dauerregens stundenlang unterbrochen werden. „Wir hatten schwere Spezialeffekte, eine Sprengung, da steht man dann und weiß, der Zeitplan ist strikt, bei Regen können wir nicht drehen, und in ein paar Stunden geht unweigerlich die Sonne unter“, erzählt Eder. Letztlich sei es aber gut gegangen.

Nachbarn filmen mit

Und mitunter wird bei Drehs in Wien auch die Popularität zur Herausforderung (oder zur „kleinen Katastrophe“, wie Eder lachend sagt). Am Dienstag zum Beispiel seien unmittelbar nach Drehbeginn in einer Straße am Alsergrund im ersten Stock alle Fenster aufgegangen, „und aus jedem einzelnen filmt einer mit Handy mit“. Aber, beeilt sie sich zu sagen, „es ist wahnsinnig nett, wie Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer damit umgehen, Selfies machen, mit den Leuten quatschen“.

Im Pfeilheim sind die Studenten jedenfalls schon an Schauspieler und Crew gewohnt, immerhin wurde die ehemalige Mensa tagelang umgebaut und als Schauplatz genutzt. Und Adele Neuhauser sieht man in der Gegend ohnehin häufig. „Ich wollte zwar nie einen Bürojob, bei dem ich zu Fuß zur Arbeit gehen kann, aber bei diesem Dreh habe ich dieses große Privileg.“

NEUER „TATORT“

„Irgendwann“ heißt die „Tatort“-Folge nach einem Buch des Autorenduos Stefan Hafner und Thomas Weingartner, die derzeit unter der Regie von Barbara Eder in Wien gedreht wird. Es ist der 19. Tatort, in dem Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser gemeinsam als Ermittlerduo vor der Kamera stehen. Krassnitzer hat in seiner Rolle als Moritz Eisner mit der kürzlich ausgestrahlten „Tatort“-Folge „Wehrlos“ sein 40. Jubiläum als Kommissar gefeiert. Die neue Folge „Irgendwann“, mit Erwin Steinhauer als Bösewicht, soll 2018 gesendet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.