Ein Strandfest im Waldviertel

Andreas Rathmanner, Werbegrafiker und Mitveranstalter des Strand-Gut-Festivals in Plank am Kamp.
Andreas Rathmanner, Werbegrafiker und Mitveranstalter des Strand-Gut-Festivals in Plank am Kamp.(c) Stanislav Jenis
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Im Sommerfrische-Örtchen Plank, quasi der Côte d'Azur des Waldviertels, findet ein Musikfestival statt. Die Organisatoren gehen einen neuen Weg.

Das Waldviertel und ein Strand, bzw. ein Open-Air-Sommerfestival an diesem Strand – zunächst einmal ist das etwas, was man dort, im nördlichsten Teil Niederösterreichs, nicht gleich erwartet. Aber, so sagt Andreas Rathmanner, Plank am Kamp ist auch nicht das, was man sich klassischerweise unter dem Waldviertel vorstellt. Eher ist es so etwas wie die Côte d'Azur des Waldviertels, es ist dort meist ein bisschen wärmer als in Wien, es ist eine Weingegend, und, wie das in Weingegenden so ist, seien die Leute offen und freundlich, selbst den Wienern gegenüber, die sich dort seit 100 Jahren schon zuhauf niedergelassen haben – oder sich dort zur Sommerfrische einfinden.

Ein Gegenstück zu Mega-Events

Und so passe ein Strandfestival doch irgendwie ins Kamptal, sagt Rathmanner, der das Strand Gut heuer zum dritten Mal mit dem Kulturverein Plan/K organisiert. Und zum dritten Jubiläum wächst das Fest: Das Open Air, er spricht von einem Musik- und Visualkunst-Festival, findet erstmals an drei Tagen statt. Geplant sind Live-Konzerte, DJs, Visuals und Lichtinstallationen auf einer riesigen Felswand. Der dritte Tag, der Sonntag, soll eine Art Chill-out-Tag mit Jahrmarkt-Charakter (aber ohne Trash) sein. Mit Foodtrucks, Bootfahren, Familienprogramm usw.

Nur wer am Festival spielen soll, das ist noch nicht ganz offiziell: Fest stehen bereits der Russian Gentlemen Club, das Global Groove Lab – und eine Liste weiterer internationaler Acts von Funk und Soul über Hip-Hop bis Reggae und Dub. Wie viele dieser Auftritte zustande kommen, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

Denn Rathmanner und Plan/K gehen bei der Organisation einen ungewöhnlichen Weg: Jüngst wurde auf Startnext eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Je nachdem, wie viel zusammenkommt, umso mehr Konzerte finden statt. Denn so ein Festival im größeren Stil zu organisieren, sei für einen kleinen Verein ohne große Agentur im Hintergrund auch ein Risiko, so habe man sich nun für Crowdfunding entschieden.

Und schließlich will der Verein mit dem Festival im Strandbad in Plank überhaupt einen anderen Weg gehen, der nicht der Immer-größer-Philosophie der Megafestivals entspricht: „Geld verdienen wir damit sowieso keines, es soll nicht der Umsatz im Mittelpunkt stehen, sondern Die Sache an sich.“ Das würden die Leute – rund die Hälfte waren bisher Waldviertler, der Rest sei extra angereist – schätzen. Überhaupt sei es den Veranstaltern wichtig, hier nicht ein Festival aufzuziehen, zu dem dann nur Wiener kommen und bei dem die Region ausgeklammert wird.

Mehr als 400 bis 500 Leute hätten im historischen Flußstrandbad, einem denkmalgeschützten Holzbau aus den 1930er-Jahren, ohnehin nicht Platz. Die Zeltwiese ist nur ein paar Schritte davon entfernt, und überhaupt soll es ein kleines, familiäres Festival sein, bei dem die Zweitwohnsitzer mit den Waldviertlern und denen, die extra aus Wien, Niederösterreich oder von weiter her anreisen, zusammenkommen.

Der Dornröschenschlaf ist vorbei

„Das Strandbad lag jahrelang in einem Dornröschenschlaf. Außerdem gab es in Plank lange Zeit kulturell nicht viel außer Traditionellem“, erzählt Rathmanner, wie 2015 in einer Gruppe von (Wahl-)Plankern die Idee zum Festival entstand. Er selbst, eigentlich Grafiker (daher der Fokus auf Visualkunst) und Betreiber einer Werbeagentur in Wien, ist vor sieben Jahren nach Plank gekommen, seither lebt er dort die halbe Zeit – und schwärmt von dem Ort, der doch so ganz anders ist, als man das getreu den Waldviertel-Klischees so erwarten würde.

INFO

Strand Gut. Das Open-Air-Musik- und Visualkunst-Festival findet von 8. bis 10. September im denkmalgeschützten Flußstrandbad in Plank am Kamp statt. Fix dabei sind etwa der Russian Gentlemen Club oder das Global Groove Lab.

Kampagne. Derzeit läuft auf Startnext.com eine Crowdfunding-Kampagne: Je mehr Geld zusammenkommt, umso internationaler und länger die Liste der Künstler, die ins Waldviertel kommen. Im Gegenzug gibt es für die Unterstützung Festivalpässe oder Packages mit z. B. Tickets, Wein und eigener Kabine.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2017)

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