Cosby-Prozess: Jury kann sich nicht auf Urteil einigen

A cyclist takes a picture of the Montgomery County Courthouse on the fourth day of jury deliberation in Bill Cosby´s sexual assault trial in Norristown
A cyclist takes a picture of the Montgomery County Courthouse on the fourth day of jury deliberation in Bill Cosby´s sexual assault trial in Norristown(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Nach 29-stündigen Beratungen hätte die Jury keine erforderliche Einstimmigkeit erzielt, hieß es von dem US-amerikanischen Gericht, an dem der Strafprozess gegen den Entertainer wegen sexueller Nötigung geführt wird.

Die Jury im bisher einzigen Strafprozess gegen US-Entertainer Bill Cosby (79) wegen sexueller Nötigung sucht seit Tagen erfolglos nach einem Urteil. Eigentlich hatten die Geschworenen Richter Steven O'Neill erklärt, sich nicht einigen zu können. Nachdem er sie aufforderte, einen neuen Anlauf zu starten, zogen sie sich in Norristown im Staat Pennsylvania erneut zurück.

Am Freitag begannen die fünf Frauen und sieben Männer den mittlerweile fünften Tag ihrer insgesamt mehr als 40-stündigen Beratungen in dem Fall. Es ist nicht unüblich, dass Geschworene in Strafprozessen in den USA zunächst zu keinem einstimmigen Urteil kommen, sich dann aber doch noch einigen. Löst sich die Situation aber nicht, endet das Verfahren als ergebnisloser sogenannter "mistrial" (fehlerhaft geführter Prozess). Staatsanwaltschaft Kevin Steele müsste dann innerhalb von vier Monaten entscheiden, ob er den Fall mit einer neuen Jury neu verhandeln lassen will. Geäußert hat er sich dazu bisher nicht.

Ein Zeichen für Cosbys Unschuld?

Bis zu einer Neuauflage des Prozesses würde Cosby wohl auf freiem Fuß bleiben. Er hat eine Kaution von einer Million Dollar (897.000 Euro) gezahlt. Sein Sprecher Andrew Wyatt bezeichnete die Pattstellung in der Jury als ein Zeichen für Cosbys Unschuld. Auch den Geschworenen sei klar, dass die Beweise in dem Fall einfach nicht schlüssig seien, sagte Wyatt am Donnerstag.

Die noch nicht endgültige Situation sei keinerlei Bestätigung für Cosbys Unschuld, sagte dagegen Anwältin Gloria Allred. Sie vertritt die rund 60 weiteren Frauen, die dem 79-Jährigen ebenfalls sexuellen Missbrauch vorwerfen. Cosbys Kontakt zu diesen Frauen ist aber nicht Teil des laufenden Prozesses. Da diese Fälle verjährt wären, kann er dafür auch nicht mehr strafrechtlich belangt werden. "Das ist nicht das Ende. Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist", sagte Allred.

In dem Prozess geht es um die Frage, ob Cosby die Klägerin Andrea Constand an einem Abend im Jahr 2004 sexuell missbraucht hat. Bei Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Haft. Auf jeden der drei Anklagepunkte steht eine Höchststrafe von zehn Jahren. Richter O'Neill könnte Cosby diese im Fall einer Verurteilung aber gleichzeitig absitzen lassen und in seinem Strafmaß auch andere Faktoren berücksichtigen.

(APA/dpa)

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