Richard Oesterreicher: Der Maestro vom Song Contest

Sommerlicher Ausflug abseits des Konzertsaals: Richard Oesterreicher beim Treffen mit der „Presse“ an der Alten Donau.
Sommerlicher Ausflug abseits des Konzertsaals: Richard Oesterreicher beim Treffen mit der „Presse“ an der Alten Donau.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Er wurde bekannt als Dirigent beim Grand Prix Eurovision de la Chanson. Heute erhält Richard Oesterreicher das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien.

„Maestro Richard Oesterreicher“. Als Moderator Toto Cutugno 1991 in Rom den Dirigenten des österreichischen Beitrags ankündigte, sollte es der letzte Auftritt des Wieners im Rahmen des Song Contest sein. Und noch dazu einer, der am Ende wenig befriedigend war. „Venedig im Regen“ von Thomas Forstner landete mit null Punkten auf dem letzten Platz. Doch der mittlerweile 84-jährige Dirigent schaut ohne Zorn auf seine Jahre beim Grand Prix Eurovision de la Chanson, so hieß der Song Contest damals noch, zurück.

„Es war ein Job wie viele andere“, meint er. „Aber es war natürlich angenehm, dass ich ihn hatte.“ Ein Job jedenfalls, mit dem er vielen Österreichern, die zwischen 1978 und 1991 Song Contest schauten, in Erinnerung bleiben sollte. Der lächelnde Mann am Dirigentenpult, dessen Name so passend für den musikalischen Länderwettstreit schien. Eine Veranstaltung, mit der er schon abgeschlossen hat. Weil es bei Weitem nicht mehr so ist wie zu seiner Zeit. „Eigentlich interessiert es mich nicht mehr, es spielt kein Orchester mehr mit.“

Dass es ihn zum Song Contest verschlagen hat, daran war sein Brotberuf schuld. 1972 stieß er zur Big Band, die sich der ORF für Sendungen und Auftritte leistete, ab 1976 leitete er sie. Unter anderem spielte er mit Peter Alexander – „der war ein großer Musiker“ – und Udo Jürgens. Damals, als in Shows noch Bands die Begleitmusik spielten. Und nicht nur Playback eingespielt wurde. Immerhin, bei „Dancing Stars“ im ORF hatte man zuletzt wieder echte Musiker im Studio sitzen. „Die Hälfte bis zwei Drittel davon waren Musiker aus meiner Big Band.“

Jene Band, die heute unter anderem mit Viktor Gernot Auftritte hat. Mit dem Sänger und Kabarettisten verbindet Oesterreicher seit Jahren eine Freundschaft. „Er hat bei Bällen mit uns mitgesungen. Irgendwann haben wir eine CD aufgenommen.“ Und bei allen Erinnerungen an frühere Auftritte, die er bis um die Jahrtausendwende für den ORF gespielt hat, bezeichnet er doch die Konzerte mit Gernot als seine „schönste Zeit“.

Es liegt also nahe, dass es Gernot ist, der heute, Freitag, die Laudatio hält, wenn Oesterreicher im Rathaus das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen bekommt. Eine weitere Ehrung, nachdem er schon 2006 den Professorentitel bekam. Ein Titel, den er nie offensiv vor sich hergetragen hat. Aber so wie das Ehrenzeichen ist es eine Anerkennung, die ihn freut.

Wobei es in seiner Jugend kaum absehbar war, dass er einmal ein derart angesehener Musiker sein würde. Ja, da war das Klavierspielen, das ihm sein Vater beibrachte. Doch irgendwann, mit 15 oder 16 Jahren, wollte er lieber Fußball spielen. Das Klavier wurde verkauft. Erst Jahre später machte er wieder Musik – „als schlechter Pianist mit zwei sehr schlechten Musikern. Und dann kam einer, der war viel besser am Klavier. Also bin ich umgestiegen.“

Oesterreicher widmete sich der Gitarre – Jazz, natürlich, nicht klassisch. Doch als Arrangeur seiner Big Band kam er kaum mehr dazu, sie zu spielen. Also wechselte er noch einmal. Und so wurde eine Mundharmonika um 120 Schilling letztlich zu seinem Stamminstrument. Ihr sollte er sich nach seiner Pensionierung um die Jahrtausendwende am häufigsten widmen. Wobei Pensionierung eher ein theoretischer Begriff ist.

Gala zum 85. Geburtstag

Denn gespielt wird nach wie vor – etwa bei einem Fest zu seinem 85. Geburtstag im November mit seinem Jazzquartett im Porgy & Bess. Am 10. November bei einer Gala mit Viktor Gernot und Big Band im Globe Theater. Und kommendes Jahr auch wieder beim Opernball. Allzu großen Stress will er sich angesichts seines Alters aber nicht mehr machen. Nur noch Auftritte, die ihn freuen. Und sein Wunsch für die Zukunft? „Ich will mit meiner kleinen Band einfach ein bisschen sorglos spielen.“

Zur Person

Richard Oesterreicher (geb. 10. November 1932) dirigierte von 1978 bis 1991 mehrere österreichische Beiträge beim Song Contest. Der gebürtige Favoritner lernte Klavier spielen, später auch Gitarre, Posaune und Mundharmonika. 1976 übernahm er die Leitung der Big Band des ORF. Er spielte mit zahlreichen bekannten Jazzmusikern, aber unter anderem auch mit dem kürzlich verstorbenen Wienerliedsänger Karl Hodina.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2017)

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