Scott Eastwood: „Habe viele Castings hinter mir“

Musste sich trotz seines berühmten Namens in Hollywood durchsetzen: Scott Eastwood.
Musste sich trotz seines berühmten Namens in Hollywood durchsetzen: Scott Eastwood.(c) Bryan Smith / Zuma / picturedesk.com
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Der amerikanische Schauspieler Scott Eastwood spricht über seinen neuen Film „Overdrive“, seine Anfänge als Schauspieler und seinen gesunden Lebensstil. Außerdem verrät er, wie es ist, als Sohn eines Superstars wie Clint Eastwood aufzuwachsen.

Glaubt man Umfragen, dann haben Autos bei Jugendlichen als Statussymbol längst ausgedient. Angesichts von Dauerstaus, Feinstaubbelastung und „Dieselgate“ ist der Glanz der einstigen Prestigeobjekte anscheinend verblasst. Ganz anders in Hollywood, wo PS-starke Hochgeschwindigkeitsfilme immer noch Einspielrekorde einfahren. An dieses Zielpublikum richtet sich auch das rasante, ganz auf Schauwerte abzielende Actionspektakel „Overdrive“ (seit Freitag im Kino) mit dem 31-jährigen Scott Eastwood in der Hauptrolle eines draufgängerischen Autodiebes. Eastwood im Interview.

Es ist unfassbar, wie sehr Sie Ihrem Vater, Clint, ähneln. Schockiert Sie diese Ähnlichkeit manchmal selbst?

Scott Eastwood: Das macht mir nichts aus. Ich sehe nun einmal aus wie er. Er ist nicht nur mein Vater, sondern auch einer meiner größten Helden. Es gibt wirklich Situationen, in denen ich selbst verblüfft bin. Es gibt ein Foto von meinem Vater mit zwölf Jahren am Meer in Santa Monica mit meinen Großeltern. Von mir gibt es auch eins aus dem Alter, auch an der Ecke am Meer. Wenn man die beiden Fotos nebeneinanderhält, kann man nicht mehr sagen, wer wer ist.

Clint Eastwood ist nicht nur eine Legende, er beherrscht auch gleich mehrere Berufe: Regisseur und Schauspieler, aber auch Produzent, Bürgermeister . . .

. . . und Komponist.

Konnte er seine Rolle als Vater auch so gut erfüllen?

Ja, er ist ziemlich streng mit mir umgesprungen, als ich noch klein war. Er war ein Vater der alten Schule.

Weil er hohe Erwartungen an Sie stellte?

Das gar nicht so sehr. Um Noten ging es ihm nie. Aber als ich 15 war, sagte er mir: „Such dir einen Job. In dem Alter geht man arbeiten.“ Er hat immer deutliche Ansagen gemacht. So wurde er damals auch erzogen: „Wenn du etwas erreichen willst, zieh los. Wenn du etwas haben willst, dann arbeite dafür.“ Er hat mich abgehärtet und mich so aufs Leben vorbereitet. Das ist das Beste, was er für mich tun konnte. Denn das Leben da draußen ist nun einmal hart. Ich würde es mit meinen Kindern genauso machen.

Ist Ihr Vater für Sie ein Vorbild?

Klar. Er ist einfach ein klasse Typ. Er war immer mein Held, nicht nur mein Vorbild. In seinem Alter noch Filme zu machen, die unter die Haut gehen und auch noch anspruchsvoll sind, das ist schon bemerkenswert. Ich bin ähnlich gestrickt wie er.

Welche Kollegen im Filmbusiness haben es Ihnen denn außerdem angetan?

Ich mag auch Typen wie Tom Cruise, all diese athletischen Machokerle, die ihre Stunts gern selbst machen und ihr ganz eigenes Ding durchziehen.

Glauben Sie, Sie wären Schauspieler geworden, wenn Ihr Vater das nicht so leidenschaftlich vorgelebt hätte?

Schwer zu sagen. Man ist natürlich immer ein Produkt seiner Umgebung. Aber beeinflusst hat mich sein Arbeitsethos natürlich sehr, besonders in seiner Eigenschaft als Filmregisseur. Ich war etwa 17, als ich zum ersten Mal in einem seiner Filme mitgespielt habe, in „The Flags of Our Fathers“.

Haben Sie ihn bedrängt, weil Sie vor die Kamera wollten? Oder hat er Ihr Talent gesehen und Sie vor die Kamera geholt?

Meinem Vater war es eigentlich egal, was ich mit meinem Leben anstellen wollte. Er hat mir nur eins mit auf den Weg gegeben: „Was immer du machen willst, sieh zu, dass du auf jeden Fall dein Bestes gibst.“ Irgendwann entschloss ich mich, dass ich die Schauspielerei einmal ausprobieren will. Ich bin aufs College gegangen, habe gejobbt und dann angefangen, zu Castings zu gehen. So habe ich ein paar kleinere Rollen ergattert, nicht nur bei meinem Vater.

Was war der Grund dafür, dass Sie in den Anfangsjahren nur unter dem Familiennamen Ihrer Mutter gearbeitet haben, als Scott Reeves?

Mit 17, 18 wollte ich mir unbedingt beweisen, dass ich es als Schauspieler auch ohne einen berühmten Namen schaffe. Ich wollte wissen, ob ich überhaupt das Zeug dazu habe. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir der Name ohnehin nicht weiterhelfen würde, denn beim Casting, vor einem Regisseur wie Oliver Stone, bist du ganz allein auf dich gestellt. Wenn du nicht gut bist, wirst du nicht genommen – ganz einfach. Nachdem ich in ein paar Filmen mitgespielt hatte, war ich dann selbstbewusst genug, um mit meinem eigenen Namen anzutreten.

Sie meinen, der Name Eastwood hatte wirklich keinen Einfluss auf Ihre Karriere?

Ich habe unzählige Castings hinter mir, es war nicht einfacher, an Rollen zu kommen. Ich kämpfe um Rollen. Was die Leute gedacht haben, als sie den Namen Eastwood lasen, weiß ich nicht. Aber die Leute nehmen mich jetzt ernst. Sie wissen, dass ich hart an mir arbeite, um als Schauspieler immer besser zu werden.

Wann wurde Ihnen klar, dass Ihr Vater nicht nur Ihr Vater ist, sondern eine Legende?

Als ich ein kleiner Junge war und es im TV eine Clint-Eastwood-Nacht gab, mit sechs Filmen hintereinander. Da wurde mir klar, dass er sehr populär sein muss. Selbst heute, wenn ich durch die Kanäle zappe, stoße ich ab und zu auf einen Film mit ihm, den ich nicht kenne. Und dabei dachte ich, so ziemlich jeden gesehen zu haben.

In „Overdrive“ geben Sie jetzt einen charmanten Profidieb, der Autos mit Sammlerwert stiehlt und die verwegensten Fahrtricks draufhat. Wer hat Ihnen das Autofahren beigebracht?

Mein Vater hat mir das Fahren in seinem alten Ford auf seiner Ranch in Nordkalifornien beigebracht, noch richtig mit Gangschaltung am Steuer. Ich fahre heute aber wie eine Großmutter, ganz vorsichtig, geradezu lahm.

Was hat Sie an der Rolle besonders gereizt?

Der Film nimmt sich nicht so ernst und bietet gute Unterhaltung, ist also rasantes Popcorn-Kino. Das gefiel mir.

Auch wenn Sie heute Ihren Oberkörper in weitem Strick verstecken, ist bekannt, dass Sie extrem durchtrainiert sind. Ist Sport für Sie Leidenschaft oder Notwendigkeit?

Ich versuche einfach, gesund zu leben. Dazu gehört erst einmal eine gute Ernährung. Schlechte Ernährung kannst du mit keinem Sport der Welt ausgleichen. Das ist eine Tatsache.

Das heißt, mit Ihnen könnte man nur Fisch und Salat essen gehen?

Ab und zu musst du auch einmal mogeln (lacht). Ich bin nicht perfekt. Auch ein Burger darf manchmal sein. Es kommt immer auf das Maß an. Wenn das stimmt, darf man auch einmal über die Stränge schlagen.

Wie sieht denn Ihre gute Ernährung aus?

Bei so viel Reden über mich verbrenne ich ja auch genug Kalorien. Ich habe früher von meinem Vater Lachs und Brokkoli zum Frühstück bekommen statt vielleicht Cornflakes oder Rührei mit Speck. Sonst gehe ich drei- bis viermal die Woche ins Fitnessstudio, surfe, mache viel Jiu-Jitsu für den Kreislauf und boxe.

Haben Sie darüber hinaus eine besondere Methode, mit der Sie Rollen angehen?

Ich bin nicht der Typ, der intellektuelle Diskussionen über Schauspielmethoden führt. Jeder macht sein Ding. Mein Vater hat einmal zu mir gesagt: „Geh einfach da raus und sag die Wahrheit.“ Und das mache ich.

Steckbrief

1986
wurde Scott Eastwood in Kalifornien geboren und wuchs auch dort auf.

2006
spielte er seine erste kleine Nebenrolle in „Flags of Our Fathers“ unter der Regie seines Vaters, Clint Eastwood. Auch in dessen Filmen „Gran Torino“ (2008) und „Invictus – Unbezwungen“ (2009) war er in Nebenrollen zu sehen.

2015
bekam er seine erste Hauptrolle in der Romanze „Kein Ort ohne dich“. 2017 spielte er in „Fast & Furious 8“ mit. Sein neuer Film, „Overdrive“, ist seit Freitag im Kino zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2017)

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