In der Abbuchungszeile für die Spenden erschien nicht der Life-Ball-Trägerverein, sondern "FK Austria Wien".
Besucher des Life Balls in Wien zeigten sich erstaunt, als sie nach dem Event ihren Kontoauszug kontrolliert hatten. In der Abbuchungszeile für die Spenden erschien nämlich nicht der Life-Ball-Trägerverein "Life+", sondern der Fußballklub "FK Austria Wien". Dabei handelte es sich lediglich um einen textlichen Fehler des Kartenanbieters Card Complete, so das Life-Ball-Team.
Das Geld sei auf jeden Fall "Life+" zugutegekommen, hieß es am Montag. "Das Problem lag bei Card Complete, die für Wien Ticket die Bankomatgerät-Abwicklung gemacht haben", betonte das Life-Ball-Team. Auf den am 10. Juni gedruckten Beleg des Aufzahlers steht Verein "Life+", das Geld ist auch auf deren Konto gelandet. Nur online hat Card Complete die Textzeile nicht geändert und den letzten vorherigen Veranstalter "FK Austria Wien" als Text stehen lassen.
Der Star des Abends war, nun ja, überlebensgroß. Jener Conférencier, der schon seit Tagen vor dem Wiener Rathaus wachte, wurde am Samstagabend beim Life Ball spektakulär mit modernster Projektionstechnik zum Leben erweckt. Wer sich an Robert Dornhelms St. Margarethener „Tosca“-Engel von 2015 erinnert fühlte, lag nicht falsch: Amra Bergmann hat da wie dort das Bühnenbild geschaffen. Wie schon damals wurde der Raum unterhalb der Figur zur sich wandelnden Kuppel, in der das Geschehen unter der Regie von Giorgio Madia über die Bühne ging. In diesem Fall: eine Revue. Text: von Teresa Schaur-Wünsch und Köksal Baltaci APA (Hans Punz) Nach einem freiwilligen Ausfall im Vorjahr samt Nachdenkpause war die Eröffnung auf dem Rathausplatz ein in Summe rundes Comeback. Bühnenshow kann der Life Ball immer noch. „Willkommen, bienvenue, welcome“, sang Conchita und gab damit die stilistische Linie im Zeichen von „Cabaret“ vor. Conchita, sie moderierte souverän, maskulin gekleidet in Gaultier unter einer glitzernd blauen Wasserwellenfrisur - gemeinsam mit der aus dem ORF bekannten Moderatorien Verena Scheitz. APA (Hans Punz) Scheitz kann offenbar auch ganz anders - in ihrer spielfreudigen, selbstbewussten Bühnenpräsenz in der Doppelconférence erinnerte sie an eine Barbara Schöneberger. Und sie schlug, so die Hoffnung, eine Brücke zu jenem Teil der Gesellschaft, der der Gleichstellung in Bezug auf Lebenspartnerschaften noch skeptisch gegenüberstehen mag. APA (GEORG HOCHMUTH) „Schwule, wo sind da Schwule?“, kreischte sie entsetzt, nachdem sie zwei Schweizer für eine Liebeserklärung auf die Bühne geholt hatte. Einen ersten Heiratsantrag und eine „blöde Antwort“ hatte es da offenbar schon gegeben, nun wurde die Frage öffentlich in umgekehrter Richtung wiederholt, ein schöner Moment. APA (Hans Punz) Ansonsten gab es Lieder von Alice Merton und Dionne Warwick, Song-Contest-Teilnehmer Nathan Trent als Fahnenträger, Thomas Schäfer Elmayers Debütanten tanzten als Pappfiguren gleichgeschaltet in Dirndl und Uniform. Reuters In den Reden blieb der politisch mahnende Anspruch im Vergleich zur HIV-Botschaft eher im Hintergrund – abgesehen davon, dass die Zwischenkriegszeit mit ihrer Diskrepanz zwischen Ausgelassenheit und gefährlich brodelnden gesellschaftlichen Spannungen die thematische Linie vorgab. Im Bild: Die Show wurde dieses Mal in sechs Maxime unterteilt: Bewusstsein, Akzeptanz, Wissen, Liebe, Solidarität und Gesundheit. APA (Hans Punz) Daneben wurden von Oskar Schlemmer inspirierte Schachfiguren bewegt, Tango getanzt, Kit-Kat-Girls zum Spendensammeln durch die Reihen der vorn sitzenden Cabaret-Gäste geschickt. Im Bild: Die Hure Babylon vulgo Aya Sato. APA (Hans Punz) Von Francesco Scognamiglio gab es (doch wieder) eine kleine Modenschau. APA (Hans Punz) Joss Stone hielt einen emphatischen kleinen Vortrag über die Arbeit von Sentebale, jener Jugendhilfsorganisation, die Prinz Harry gemeinsam mit Prinz Seeiso in Lesotho gegründet hat. APA (Hans Punz) Von Naomi Campbell war nichts Großartiges zu erwarten, sie verlas trocken einen Brief von Elton John. APA (Hans Punz) SP-Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner kam mit stilecht gelegter Frisur, einem HIV-Selbsttest, den es in Österreich bald geben soll, und einer starken Ansage: „Feiert verdammt noch mal das Leben.“ APA (Hans Punz) Bundeskanzler Christian Kern hatte ein HIV-Test-Pflaster am Finger, und Bürgermeister Michael Häupl konterkarierte das Dialog einmahnende Ballmotto mit einem Querschuss in Richtung ÖVP und Sebastian Kurz gegen „zwänglerische Typen, die versuchen, sich einzukaufen“. Das hat die SPÖ dem Vernehmen nach ja vereitelt, zu sehen war von schwarzer Seite denn auch nur Johannes Hahn. APA (Hans Punz) Daneben traf man etwa Transgender-Model Andrea Pejic oder Hollywood-Stylisten Brad Goreski, Eva Glawischnig, Maria Happel oder Wolfgang Puck. Die VIPs, im Rathaus zuletzt immer in einem Gehege im Festsaal untergebracht, wurden heuer gänzlich in einem Nebenraum abgeschottet. Der Zugang glich einem Nadelöhr, da musste sogar der Bundeskanzler mit seinen beiden Personenschützern in der Menge Schlange stehen. Er nahm es gelassen, in der Hoffnung, seine Frau wiederzufinden. „Ohne sie bin ich hilflos.“ Im Bild: Ein alter Freund des Balls, Bürgermeister Michael Häupl. Sein Dank galt Gery Keszler, weil er bei der Party nie auf die Inhalte vergisst. APA (Hans Punz) Der Festsaal hatte diesmal in den Stunden zuvor einem exklusiven Diner im „experimentellen Rahmen“gedient. Was davon dem regulären Ballgast blieb, war eine Art lieblose Baustelle mit Gerüsten und Leintüchern. Positiv formuliert: Man hatte viel Platz zum Tanzen. APA (Hans Punz) Wie groß das Problem ist, kann man daran ermessen, dass Keszler auf der großen Pressekonferenz selbst beklagt hat, dass viele Sponsoren ausgefallen seien. Besonders schmerzte der Verlust von Swarovski. Der global agierende Tiroler Kristallkonzern hatte seit 2005 den „Crystal of Hope“-Award gestiftet, der mit 100.000 Euro dotiert war. Dazu kam der Abgang von Mitarbeitern. Keszler selbst bedankte sich, wiederum öffentlich, emotional bei zwei verbliebenen Getreuen. APA (GEORG HOCHMUTH) Weitere Bilder der Eröffnung: Yury Revich, er liebt nur eine, seine Stradivari. APA (Hans Punz) Die deutsche Chansonsängerin Ute Lemper taufte den Abend mit "Sag mir, wo die Blumen sind". APA (Hans Punz) Alice Merton trat mit ihrer Nummer "No Roots" auf. APA ESC-Teilnehmer Nathan Trent performte "Higher Love". APA Conchita und Verena Scheitz in Aktion. APA Das große Finale bestritten Grammy-Gewinnerin Dionne Warwick und ihre Enkelin Cheyenne Elliott im Duett. Passend zum Abend schlossen sie - die dann doch nicht so untypische - Eröffnungsshow: "What the world needs now is love sweet love, no not just for some but for everyone". APA Die Abschlussrevue eines gelungenen Life Ball 2017. APA Süße Liebe für den Life Ball "Ich spende gerne für die HIV-Hilfsprojekte des Life Balls, aber nicht für einen Fußballverein", sagte eine Betroffene der APA. Der Verein "Life+" stellte auf Wunsch Spendenbestätigungen aus, wofür die Rechnungsadresse laut Melderegister und das Geburtsdatum der jeweiligen Person benötigt wird.
Das Life-Ball-Wochenende 2017 hat rund 1,55 Millionen Euro eingebracht. Der vorläufige Reingewinn auf Basis der Kostenberechnung bis Ende Juni kommt nationalen und internationalen HIV- und AIDS-Hilfsprojekten zugute. Der vorige Life Ball im Jahr 2015 hatte noch rund 2,3 Millionen Euro eingebracht.
Am Samstagabend füllte sich bereits zum 24. Mal der Rathausplatz mit den Partygästen des Life Ball. Unter den ersten Bekanntheiten am Roten Teppich: Conchita, Moderator des Abends - kein Kleid, eine Smokinghose von Jean Paul Gaultier. Imago Einen erwartet unspektakulären Auftritt hatte Supermodel Naomi Campbell. Imago Rebecca Horner ganz im Charleston-Look, passend zu ihrer Eröffnungs-Performance als Josephine Baker. Imago Bundeskanzler Christian Kern mit Frau Evelyn. Imago Kein Life Ball ohne Transfrau Amanda Lepore. Imago Frauen- und Männermodel Andreja Pejic. Imago Marika Lichter mit Tamara Mascara. Imago GNTM-Gewinnerin Barbara Meier in Begleitung von Modemacher Michael Michalsky. Imago Bond-Girl Tonia Sotiropoulou. Imago Sunnyi Melles mit ihren Kindern. Imago Michael Balgavi und Dagmar Koller. Imago Star-Koch Wolfgang Puck mit seiner Frau Gelia. Die gebürtige Äthiopierin hat vor sieben Jahren in ihrer Heimat Äthiopien die "Dream For Future Africa Foundation" (DFFAF) gegründet. APA (Hans Punz) Die schwarze Seite der österreichischen Politik wurde von Johannes Hahn und Susanne Riess (ehemals FPÖ) vertreten. Imago Die frühere Chefin der Grünen Eva Glawischnig und Ehemann Volker Piesczek Ton in Ton am Teppich. APA (Hans Punz) Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner und ihr Ehemann Michael. APA (Hans Punz) Sie ist Dionne Warwicks Enkelin und Whitney Houstons: Cheyenne Elliott. APA (Hans Punz) Die deutsche Sängerin Ute Lemper. APA (Hans Punz) Der taube US-Schauspieler Nyle DiMarco. Imago Weniger Stars, dafür mehr Aufklärung zu HIV und Aids standen im Vorfeld im Fokus. Am Roten Teppich ging dann doch die Party vor. Hier im Bild: Transgender Model Yasmine Petty und Designer Julian F. M. Stöckel. APA (Hans Punz) Das Team rund um Organisator Gery Keszler wollte in diesem Jahr weg vom reinen Event-Gedanken und wieder zurück zum eigentlichen Kern der Botschaft, nämlich Aids und das HI-Virus auszurotten. APA (Hans Punz) Den Auftakt machte am Dienstag das "Life+ Celebration Concert", Freitag früh kam dann der Life Ball-Flieger mit weitaus weniger Stars als in den Vorjahren an. Mit dabei sind Sängerinnen wie Dionne Warwick, Joss Stone und Ute Lemper. APA (Hans Punz) Keszler nahm den Blick weg vom "Hype der Persönlichkeiten" und kündigte für die diesjährige Eröffnung unter dem Motto "Recognize the Danger" eine "Zeitreise" an. APA (Hans Punz) Ohne VIPs dreht sich der Ball weiter, ohne die Ballfreunde nicht. Swingklänge wiesen die eintreffenden Gäste dezent auf die pompöse "Zeitreise" hin, auf die sie dieser Abend mitnehmen wird und in die 20er- und 30er-Jahre führen wird. APA (Hans Punz) Auch heuer konnten sich die Style-Ticket-Outfits der größten Aids-Charity Europas wieder sehen lassen. APA (Hans Punz) Auf die Kernbotschaft des Abends wurde nicht vergessen: "Know your Status". APA (Hans Punz) "Jeder Siebente der HIV-Infizierten in Österreich weiß nichts über seine Infektion", sagte Life Ball-Organisator Keszler noch am Vormittag bei der Pressekonferenz im Roten Salon im Rathaus. APA (Hans Punz) Als Zeichen der Kampagne des Balls trugen einige der Gäste auch die weiß-roten "Life+ Pflaster", das man bei den lokalen Aids-Hilfen nach einem kostenfreien und anonymen HIV Test erhält. APA (Hans Punz) Hier im Bild: Die Style Polizei. Wer ein Styleticket gekauft hat und dann doch nicht so viel Fantasie auf den Roten Teppich bringt, muss nachzahlen. APA (Hans Punz) Während die Kostüm-Sheriffs heuer natürlich nicht zum ersten Mal patroullierten, brachte der 24. Ball auch eine ganz spezielle Neuerung mit. APA (Hans Punz) Zum ersten Mal öffnet das Wiener Rathaus am Tag nach dem Life Ball wieder seine Tore. Am Sonntag feiert der "Life Ball Next Generation" seine Premiere, der eine junge Zielgruppe ansprechen soll. APA (Hans Punz) Die Jugendlichen erwartet ein eigens für sie gestaltetes Programm mit internationalen DJs, Performern, Stars, Bloggern und Influencern. APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) APA (Hans Punz) Reuters Imago (APA)
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