Lady Diana: Ihr Tod machte sie unsterblich

Princess Diana at a White House breakfast September 24 in recognition of the Nina Hyde Center for Br..
Princess Diana at a White House breakfast September 24 in recognition of the Nina Hyde Center for Br..Reuters/Stephen Jaffe
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Auch 20 Jahre nach ihrem Unfalltod hat Diana, die Fürstin von Wales, nichts von ihrer Faszination auf die Briten verloren. Bis heute hallt ihr Ruf in den Trutzburgen der Royals nach.

Es war ein Moment, den man nicht vergisst: Wer am 31. August 1997 den Unfalltod von Lady Diana in Paris bewusst erlebt hat, wird sich noch erinnern, wie man von dem Unglück erfahren hat. 20 Jahre danach ist die Faszination für die im Alter von 36 Jahren verstorbene Prinzessin ungebrochen, ihre öffentliche Wahrnehmung ausgeprägt positiv. Die Fernsehdokumentation „Diana: In Her Own Words“ gab dabei die Richtung vor. Private Aufnahmen aus den Jahren 1992 und 1993 geben einen ungeschminkten Einblick in das damalige Empfinden von Diana. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie bereits offiziell getrennt von ihrem Mann, Prinz Charles.

Der Film zeigt ein schonungsloses– und einseitiges – Porträt einer von Anfang an zum Scheitern verurteilten Beziehung. Was die Öffentlichkeit als modernes Märchen feierte, war hinter verschlossenen Toren eine private Hölle. Zu den ersten Annäherungsversuchen von Charles zeigt Diana im Rückblick noch eine Mischung aus Faszination und Abscheu: „Er konnte nicht von mir lassen. Er war wie ein Hautausschlag.“

Immerhin galt der britische Thronfolger damals als einer der begehrtesten Junggesellen der Welt: Anfang 30, sagenhaft reich und von der Regenbogenpresse rund um die Uhr verfolgt und mit mehr oder weniger dem gesamten heiratsfähigen Hochadel der Welt in Verbindung gebracht. Sein Interesse dürfte einer 17-jährigen Kindergartenschülerin aus einer alten, aber wenig herausragenden Familie doch einigermaßen geschmeichelt haben. Von der großen Liebe war aber wohl nie die Rede. Diana bezeichnet ihre Hochzeit am 29. Juli1981 in den Videoaufnahmen als „schlimmsten Tag meines Lebens“. Es war der Auftakt zu einem Beziehungskleinkrieg, in dem Charles seine junge Frau eiskalt demütigte und hinterging: So machte er klar, dass er seine Beziehung zu seiner Langzeitgeliebten Camilla keineswegs aufzugeben gedenke: „Ich werde nicht der einzige Prinz von Wales sein, der keine Mätresse hat.“ Das Liebesleben zwischen Charles und Diana war indes ebenso sporadisch wie öd: „Du siehst lächerlich aus“, soll er gezischt haben, als sie sich ihm eines Nachts in Reizwäsche näherte. „Er schien kein Bedürfnis zu haben“, sagt Diana.

Ehe nicht zu retten

In den kalten Gemächern der Macht fand sie jedoch keinen Zuspruch. Unter Tränen wandte sie sich an Schwiegermutter Queen Elizabeth, aber die „top lady“, wie Diana sie nennt, schenkte ihre weder Sympathie noch Verständnis: „Sie machte meine Essensstörungen verantwortlich“, behauptet Diana. Im Oktober 1981 war sie von ersten Selbstmordabsichten geplagt.

Die Ehe war nicht zu retten, trotz der beiden Söhne William (geboren 1982) und Harry (geboren 1984). Aber wenn die Windsors gedacht hatten, Diana würde sich willenlos den Befehlen der „Firma“, wie sie die Königsfamilie nannte, fügen, hatten sie sich geirrt. Die junge Diana mag naiv gewesen sein, aber hinter den von Verlegenheit geröteten Wangen und der unsicheren Stimme verstand sie auch klar: „Wenn mich schon die ganze Zeit die Kameras verfolgen, dann kann ich dies genauso gut zu meinem Vorteil verwenden.“

Das gelang ihr so meisterhaft, weil sie eine Vielzahl von Identifikationsmöglichkeiten bot. Jeder konnte seine eigene Diana sehen. Sie war Schneewittchen ebenso wie Bambi. Sie war die gute Fee, die Aidskranken die Hand schüttelte und gegen Obdachlosigkeit und Landminen kämpfte. Sie war eine leidenschaftliche, junge Frau, die mit John Travolta im Weißen Haus einen Tanz aufs Parkett zauberte, als wäre sie direkt dem Kultfilm „Saturday Night Fever“ entstiegen. In einer zerrütteten Ehe spielte sie ihr Blatt meisterlich – und die Öffentlichkeit war ihr stärkster Verbündeter gegen den Hof. Charles stellte sie im Fernsehen als Ehebrecher mit den Worten bloß: „Von Anfang an waren wir drei in dieser Beziehung, und das ist ein wenig gedrängt“, während sie ihre eigenen Affären hatte.

Je mehr sie sich zu einer Modeikone stilisierte, umso älter – in jeder Hinsicht – sahen die Royals aus. Die Windsors mögen eine der größten und teuersten Gemäldesammlung der Welt besitzen, aber die Macht der Bilder erkannte Diana lange Zeit vor ihnen. „Ein Haarschnitt veränderte mein Leben“, sagt sie. In ungezählten Fotos macht Diana ihre Statements allein durch ihre Wahl der Kleidung, ihren Blick oder ihren Auftritt. Es ist eine böse Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet diese Meistermanipulatorin der Bilder durch Fotografen zu Tode gejagt wurde.

Auf Fotos mit ihren Kindern strahlt ein warmes gegenseitiges Verständnis – trotz alledem. Ihre Söhne sprechen heute voller Zuneigung von ihr: „Sie war lustig und wollte, dass wir so normal wie möglich aufwachsen“, sagt Prinz William. Mit der Scheidung im August 1996 verlässt Diana allerdings nicht nur die Königsfamilie, sondern lässt auch ihre Kinder im eisernen Griff der Monarchie zurück.

Im Nachhinein erscheint es, als lägen Welten dazwischen, aber in Wahrheit hatte Diana nur mehr ein Jahr zu leben. Kurz vor ihrem Tod machte der Fotograf Mario Testino noch jene Bilder für das Cover des Magazins „Vanity Fair“, die Kultstatus erlangten. Diana war ein Mensch, der sich gegen eine Institution stellte. Ein Mensch, der sich nicht von Zeremoniell, Historie und Pflichterfüllung zermalmen ließ. Einrichtungen mit einem Anspruch auf Ewigkeit können damit nicht umgehen. Der Vatikan, der Kommunismus, die britische Monarchie – stets hat die Institution vor dem Individuum Vorrang. Nur so kann sich die Macht weiterhin verfestigen. Aber um zu überleben, muss sie wandlungsfähig sein. Zu Dianas Todestag schweigt der Hof mit Ausnahme der Söhne.

Dianas Geschichte ist auch die Geschichte der Maus, die brüllt. Bis heute hallt ihr Ruf in den Trutzburgen der Royals nach. Dianas Hochzeit sahen 750 Millionen Menschen, ihr Begräbnis aber 2,5 Milliarden.

Steckbrief

1961 wird Diana Frances Spencer in Sandringham geboren. Von 1981 bis 1996 war sie die Kronprinzessin des Vereinigten Königreichs und mit Prinz Charles verheiratet. Diana war sehr beliebt, zeitweise war sie die am meisten fotografierte Frau der Welt. Nicht nur die Regenbogenpresse nahm großen Anteil an Dianas Leben, Medien begleiteten sie auch bei ihren vielen Wohltätigkeitsprojekten.

1997 starben Diana und ihr Partner, Dodi al-Fayed, nach einem Unfall in Paris.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2017)

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