Sex, Gewalt und Intrigen im Herzen Hollywoods

Gwyneth Paltrow, Hillary Clinton und Harvey Weinstein.
Gwyneth Paltrow, Hillary Clinton und Harvey Weinstein.imago/ZUMA Press
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Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie bezeugen die sexuellen Übergriffe durch den Filmmogul Harvey Weinstein. Nun richtet sich auch der Vorwurf der Vergewaltigung gegen ihn. Hollywood-Stars streuen Asche auf ihr Haupt.

Es ist, als hätten die Kulissenschieber den roten Samtvorhang weggezogen – und auf der Bühne steht der König von Hollywood da: entblättert, enthüllt, ertappt. Auf Harvey Weinstein, den „König Midas“ der Filmmetropole, der im Laufe der vergangenen 25 Jahre insgesamt mehr als 70 Oscars für seine Filme kassiert hat, prasselt die geballte Entrüstung Hollywoods und der Filmwelt ein.

Es mutet an wie ein Shakespeare-Drama, wie der Sturz eines Mächtigen, verstrickt in Sex, Gewalt und Intrigen. Verzweifelt hatte der mächtige Boss der Filmfirma The Weinstein Company in den vergangenen Tagen versucht, seine Freunde in Hollywood zu mobilisieren und darum gefleht, ihm in der Stunde der Not beizustehen.

Ein Shakespeare-Drama auf der Filmbühne

Er verdächtigte seinen Bruder Bob, ihn aus der Firma verdrängen zu wollen und die Vorwürfe an die „New York Times“ weitergespielt zu haben – was sich in der Folge bestätigen sollte. Mittlerweile überlegt Bob Weinstein, den Namen Weinstein – eine Trademark – aus dem Firmennamen zu tilgen, um nicht einen kapitalen Imageschaden zu erleiden. Gemeinsam hatten sie vor mehr mehr als 30 Jahren die Firma „Miramax“ gegründet, die sie später verkauft haben.

Es hatte ein Wochenende gedauert – eine Schrecksekunde von mehr als 48 Stunden, bis die Hollywood-Stars auf den Sexskandal reagierten. In der Zwischenzeit stürzt die Welt des Harvey Weinstein zusammen. Seine Ehefrau, die britische Modedesignerin Georgina Chapman, offiziell und privat gedemütigt, hat sich unter Mediengetöse von ihrem Mann getrennt. Es tauchten mittlerweile weitere schwere Vorwürfe gegen den 65-Jährigen auf, darunter mehrfach jener der Vergewaltigung.

"Kultur der Komplizenschaft"

Die italienischen Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento ging damit an die Öffentlichkeit. Sie habe sich nicht eher zu Wort gemeldet, aus Angst, Weinstein würde ihre Karriere zerstören, sagt sie. „Es war ein Albtraum.“ Das Intellektuellenmagazin „New Yorker“ veröffentlichte sogar eine Audio-Aufnahme. Der Autor Ronan Farrow, Sohn von Woody Allen und Mia Farrow, berichtete in dem Blatt, die Umtriebe Weinsteins seien ein offenes Geheimnis in der Branche gewesen. Es gebe eine „Kultur der Komplizenschaft“.

„Ich war wie versteinert“, schilderte Gwyneth Paltrow, die Hauptdarstellerin in „Shakespeare in Love“, der „New York Times“. Weinstein habe sie für die Rolle der „Emma“ in einer Jane-Austen-Verfilmung engagiert und begrapscht, was sie umgehend ihrem damaligen Freund Brad Pitt erzählte. Der habe Weinstein mit dem Vorwurf konfrontiert, woraufhin der Filmboss indigniert reagiert hat. „Es wurde erwartet, dass ich das Geheimnis für mich behalte.“
Auch Angelina Jolie berichtete von einer sexuellen Belästigung. Sie habe sich daraufhin geschworen, nie wieder mit Weinstein zusammenzuarbeiten. Rosanna Arquette („Pulp Fiction“) deklarierte sich öffentlich als Opfer des „Seientäters“. Vielen Starlets habe er Hoffnung gemacht, sie als Star groß in Hollywood herauszubringen.

Liebeserklärung auf Pobacke

Hollywood-Stars wie George Clooney streuen sich nun Asche auf ihr Haupt und überbieten sich in moralischer Empörung – allen voran zwei Schauspiel-Diven, die Weinstein viel zu verdanken haben. Meryl Streep hatte ihn einmal wegen seines Einflusses und seiner Durchsetzungskraft in ihrer Oscar-Dankesrede als „Gott“ apostrophiert. Judi Dench präsentierte ihm in einem Restaurant vor berühmten Gästen ihre Tätowierung auf der Pobacke: „JD loves HW“ prangte darauf – eine Liebeserklärung, die selbst Weinstein verblüffte. „Was sollte ich einem Mann schenken, der schon alles hat?“, begründete sie ihre Geste.

Auch die diesbezüglich von ihrem Mann Bill leidvoll geprüfte Hillary Clinton sowie die Obamas gingen demonstrativ auf Distanz zu Weinstein, einem Großspender der Demokraten.

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